Jein
=>"DARF" ein "Dom" traurig SEIN?
Unentscheidbar, da "dürfen" hier nicht anwendbar ist.
Ein Gefühl, das vorhanden ist kann nicht "weg-ge-darf-nicht" werden; alle anderweitigen Bemühungen gehen in die Richtung der schizophrenisierenden "unmöglichen Befehle" Watzlawicks:
"Sei nicht traurig!"
ist ebenso unmöglich zu befolgen wie:
"Sei spontan!"
oder
"Sei fröhlich!"
und wird ebensowenig ein Änderung bewirken wie
"Geh jetzt allein auf Dein Zimmer und komm erst wieder heraus wenn Du fröhlich bist!"
Leider werden wir aber schon im Kindesalter an eine angebliche Willkürlichkeit des gefühlslebens gewöhnt:
"Du BRAUCHST doch nicht traurig sein!"
So als sei "traurig sein" etwas, von dem man meinte es aufgrund äusseren Zwanges "tun" zu müssen.
Dies wird im Erwachsenenalter weiter gesellschaftlich kultiviert; ein "guter" Trauergast ist derjenige, der seiner Umgebung verkauft, er würde "wirklich" trauern; wer hingegen "wirklich" trauert, dies aber nicht überzeugend verkauft, macht sich unbeliebt. Sch****-Spiel!
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=>"Darf" Dom/Mann ZEIGEN, das er traurig ist?
Da "dürfen" hier wieder problematisch ist; es gibt meines Wissens nach keine Religion, keine Ethik und kein Gesetz die ein Verbot beinhalten, diskutieren wir lieber die Frage:
=> Kann es kontraproduktiv sein, als Mann Trauer zu zeigen?
Ja, kann es.
Wenn man Trauer signalisiert, kann dies vom Umfeld als Appell begriffen werden.
Im besonderen bei Trennungen, stellt sich dann die Frage was Mann vom jeweiligen Kommunikationspartner erwartet:
• "Frau" könnte am "Traurigseienden"
- selbst ein erotsiches oder emotionales Interesse haben und deshalb im tiefsten Innern nichts Positives über die ehemalige Partnerin hören wollen
- sich plötzlich in einer ungewollten Mutterrolle wiederfinden, da der Mann sich bei ihr, zumindest metaphorisch, "ausheult".
• "Mann" könnte vom kleinen Teufelchen im Hinterkopf veranlasst sein
- insgeheim zu überlegen, wo wohl die Telefonnummer der Ehemaligen notiert sein könnte, da er auf diese schon immer ein Auge geworfen hatte...
- sich einfach freuen, nicht selbst in einer "Verliererrolle" zu sein und die einstige Freundschaft zum "Traurigseienden" in ein Gewinner/Verlierer-Spiel ummünzen.
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Ob diese Möglichkeiten tatsächlich zu konkreten Risiken werden, muss jeder für sich selbst beurteilen.
Meine Strategie besteht darin, dass ich auf Anteilnahme Dritter skeptisch reagiere, solange, bis ich geortet habe, was wohl dahinterstecken mag.
Das mag etwas zynisch wirken, aber ich hab die Illusion,d s die Umwelt so reagiert, wie sie es nach ethischen Standards SOLLTE, abgestreift; ich selbst bin auch nicht besser.
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"Hilfe"erwarte ich allerdings auch dann nicht, wenn ich über belastende Gefühle rede; es geht dann eher darum, meine Reaktionen gegenüber Dritten plausibel zu machen.