Amber muß nach sich schauen....und dies ist nicht egoistisch, [sondern ...]
Natürlich ist das egoistisch - und ich bin auch sehr egoistisch. Und stolz darauf.
Ich liebe doch nicht, weil ich die Wohlfahrt bin ;). Sondern weil da ein Mensch ist, der mich in vieler Hinsicht fasziniert, weil er genau wie ich Stärken und Schwächen hat, sich weiterentwickelt, schrägen Humor besitzt und gleichzeitig romantisch ist und weil wir im Bett trotz komplizierter sexueller Veranlagung wunderbar harmonieren. Und weil er mich bei meinem großen Traum "Schriftstellerin" unterstützt - so, wie ich ihn auch bei seinem Traum unterstützen möchte,
wenn er das denn will.
Die Möglichkeit besteht, dass im Zuge der kommenden Komplikationen die Beziehung bricht, weil jeder sich für eine andere Zukunft entscheidet. Es besteht auch die Möglichkeit, dass seine real gefallenen Worte (Er möchte ausziehen, er hasst dieses Haus, er möchte nicht mehr mit seiner Mutter zusammenleben, die sollen endlich ihr eigenes Leben leben, aber er kriegt es nicht hin, mit ihr vernünftig zu reden, weil er sich da immer wieder wie ein kleiner Junge fühlt) nur die Hälfte der Wahrheit sind, weil er glaubt, dass ich das hören möchte. Dass er am Ende, wenn es hart auf hart kommt, gar nichts tut und sich damit gegen mich entscheidet.
Wenn das passiert, werde ich mich ein paar mal betrinken, weinen, leiden, One-Night-Stands haben und mich von meinen Freunden trösten lassen. Neue Hobbies anfangen und mich in die Arbeit stürzen - und ganz langsam drüber wegkommen, dass mein Versuch, Liebe zu suchen, wieder gescheitert ist. Aber mich selbst werde ich immer noch haben.
Diese Haltung ist das Erbe, das ich von meiner Mutter bekommen habe. Kein materielles Erbe wie so ein blödes Haus - mehr so ein Gefühl von innerer Würde und Belastbarkeit. Eine Haltung, die sagt: Ich stehe zu mir selbst und ruhe in mir, ich mache meinen Weg, ich fordere von niemandem etwas und dränge niemandem etwas auf - aber wenn jemand, den ich mag, egal ob freundschaftlich oder verliebt, einen Teil meines Weges mit mir gehen möchte - dann gehen wir ihn zusammen. Dann sind wir beide glücklicher. Aber wir sind immer noch eigene Menschen. Wenn ich etwas geben möchte, weil es mich selbst gerade danach verlangt, dann gebe ich es - aber niemals, weil ich "muss" oder "weil man das so macht". Wenn ich nicht möchte, dann lass ich es. Wenn ich etwas brauche, vertraue ich darauf, dass ich es finden werde - aber ich fordere es nicht, und erst Recht nicht mit emotionaler Erpressung. Wenn ich es nicht finde, dann war es gerade vielleicht auch einfach der falsche Zeitpunkt.
Aber im Moment ist die Beziehung definitiv noch am Leben, deswegen ist es müßig, sich den Kopf über Eventualitäten zu zerbrechen ;). Wie ich oben schon geschrieben habe, setzen wir uns morgen erst mal zusammen und trinken Tee, um zu quatschen. Der Gerichtsvollzieher steht bisher nicht vor der Tür, Rechnungen können bisher noch bezahlt werden. Noch habe ich gar keine Stelle - weder hier in der Nähe noch ganz woanders.
Kompromisse kann man eingehen - da, wo sie nicht den eigenen Lebenstraum berühren. Da gibt es kein allgemeines Prinzip ("
Das erste, was ein Prinzip macht: Es bringt jemanden um." - Terry Pratchett), dadurch wird das Leben so kompliziert - und spannend.
Leider hat mein Freund, wie so viele andere Menschen, das Pech gehabt, dass seine Eltern ihm so etwas gar nicht beigebracht haben. Er hat andere Werte gelernt. Ein paar davon gefallen mir, die übernehme ich für mich. Andere finde ich nicht so gut. Ihm geht es mit mir ähnlich. Ein paar meiner Werte und Einstellungen gefallen ihm, die übernimmt er, andere findet er nicht so gut.
Was er nachher tun wird, weiß keiner.
Um mal eine Metapher zu bemühen: Wenn ich mein Boot durch unbekannte Stromschnellen steuern muss, dann ziehe ich eine Rettungsweste an und erkundige mich möglichst breitgefächert nach dem ungefähren Verlauf, den dieser Strom nehmen könnte. Ich entwerfe einen Notfallplan, und das Wissen gibt mir Sicherheit. Aber ich werde nicht schon vorher aussteigen, weil das Boot kentern könnte.
Genausowenig werde ich mich an ein Boot ketten lassen, so dass es mich am Schwimmen hindert, wenn etwas schiefgeht.
Dieser Fred hilft mir, den möglichen Verlauf des Stromes besser einzuschätzen und damit die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, das Gleichgewicht im Boot auf eine Weise zu halten, damit es nicht kentert. Ich werde aber keineswegs den Rucksack mit meinen lebenswichtigen Dingen über Bord werfen, um das Boot leichter zu machen. Die Liebe meines Lebens hatte ich schon mehr als einmal.
Wenn das Boot kentert, dann schwimme ich alleine mit meinem Rucksack weiter. Aber im Moment geht es erst mal um die Richtungsbestimmung für die Fahrt, und selbst das lässt man vermutlich wirklich am besten, wie hier für mich überraschend und sehr befreiend geschrieben wurde, ruhig und mit etwas Zeit angehen.