Kälteanwendungen nach Kneipp
Ich mache seit ca. 15 Monaten eine Art von "Kneipp-Kur" gegen eine übele Hautkrankheit. Im Zentrum dieser Kur stehen Kälteanwendungen, sozusagen Sauna mit umgekehrtem Vorzeichen - denn nach den Kälteanwendungen gibt es stets auch Aufwärmphasen. Ich praktiziere v.a. Güsse aus Handelsüblichen Gartengiesskannen, kalte "Luftbäder": sommerlich bekleidet in kurzen Hosen, tshirt und Sandalen (oder auch barfuß) durch den Schnee und bade von März bis November so gut wie täglich in Flüssen und Bächen. Das hat nach etwa einem halben Jahr zu einer ziemlichen Abhärtung geführt - 10 Grad plus sind für mich völlig ausreichend, um mich nackt in der Sonne zu aalen.
Dabei habe ich inzwischen ca. 15 kg abgenommen - ohne daß es einen Vorsatz in dieser Richtung gab; eine freudige Überraschung.
Ursachen für diese Gewichtsreduktion gibt es zwei:
Die Kälteanwendungen verlangen zunächst dem Körper eine erhöhte Wärmeproduktion ab - der "Grundumsatz" steigt nicht unerheblich an. Bei "harten" Kälteanwendungen merkt man auch, daß man zu schnaufen beginnt, wie beim Sport - obwohl man sich nicht stärker bewegt, als beim normalen Gehen. Das ist insoweit ja auch noch nachvollziehbar.
Bis heute jedoch nicht nur für mich nicht erklärbar ist, warum sich durch das kalte Wasser und die frische Luft meine Ernährungsgewohnheiten verschoben haben - in Richtung fleischarme Vollwertkost. Auch hierfür gab es keinerlei Vorsatz. Ich erlege mir bis heute keinerlei Einschränkungen auf, esse & trinke, worauf ich Lust habe, ohne auf Fettgehalt, Kalorien usw. zu achten.
Nach etwa 3-6 Monaten der regelmässigen Kälteanwendungen ist es losgegangen. Auf einmal sind morgens beim Frühstück immer öfters Brötchen liegengeblieben - der Hund hat sich gefreut. Die Mengen, die ich esse, haben sich nahezu halbiert - obschon ich mich mehr bewege als zuvor, und einen erhöhten Grundumsatz habe, siehe oben.
Im Supermarkt hab ich mir auf einmal wieder n Jogurth gekauft, und och, n Apfel könnt man doch auch mal wieder essen, und n paar Bananen könnt man auch mal mitnehmen - undsoweiter. Meine Mahlzeiten werden immer kleiner, immer frischer und roher, immer fleischärmer.
Nicht daß ich kein Fleisch mehr essen würde - Bratwurst, Gulasch, Hackfleischsosse zu den geliebten Spagettis ... und dann und wann auch mal die schiere Fleischeslust: so n krasses 300g-Rumpsteak, "englisch" gebraten (fast roh) ... und auch n Döner oder n McScheissdreck zieh ich mir immer noch gerne mal rein ... nur: das Zeug liegt mir auf einmal 2 Tage lang im Magen, wie man so schön sagt, und auch die Lust auf solche Fleischorgien überkommt mich immer seltener. Genauso geht es mir übrigens inzwischen mit dem meisten Wirtshausessen: es schmeckt mir zwar immer noch gut - aber die Verdauung gibt noch am nächsten Tag deutliche Zeichen des Unwillens von sich.
Im Ergebnis kann ich jedem, der mit Diätprogrammen und sonstigen Selbstkasteiungen so seine "JoJo"-Erfahrungen (10 kg in 10 qualvollen Wochen abgenommen und dann in 10 orgiastischen Tagen wieder draufgefressen) gemacht hat nur wärmstens empfehlen, sich täglich 1-2 Eimer kaltes Wasser überzukippen !
Die Bücher von Sebastian Kneipp sind heute noch verlegt, und für billig Geld zu haben - die "Wasserkur" gibts auch als Volltext im Netz.