Ich denke, die...
...allgemeingültig richtige Antwort auf die Frage nach der Konsequenz von Untreue gibt es nicht.
Da ist zunächst die Frage nach der Definition des Begriffs "Treue".
Ist Treue nur der Verzicht auf den sexuelle Akt mit einem anderen Partner oder endet Treue bereits mit der Lust auf einen anderen? Verhält man sich treu, wenn man nur mit dem angetrauten Partner sexuell verkehrt, dabei aber an den leckeren Kollegen, die verführerische Nachbarin, usw. denkt? Oder ist man noch treu, wenn man z.B. auf der Firmenfeier mit einem gehörigen Schwips einen Seitensprung hat, den man sofort auf dem Heimweh bitter bereut, weil die frische Luft das Gehirn wieder eingeschaltet hat? Oder bezieht sich die Treue nur auf die Loyalität zueinander, während die Liebe füreinander intensiv genug ist, dem geliebten Partner die sexuelle Abwechslung zu gönnen?
Wenn man Untreue nach der eigenen Begriffsdefinition erlebt hat, ist es dann wirklich richtig, konsequent zu sein und die Beziehung ohne wenn und aber zu beenden? Kann nicht ein einmaliger Seitensprung die Chance sein, sich über die bisher vor sich hin dümpelnde Beziehung konstruktiv nachzudenken und gemeinsam mit dem Partner zu erforschen, was dieser in der Beziehung vermisst hat, so dass es zu dem Seitensprung kam?
Ich habe schon mehrfach körperliche aber auch mentale Untreue erlebt und habe stets verschieden reagiert. Zwar habe ich meine persönliche Definition des Begriffs "Treue" gefunden, doch bin ich mir heute noch nicht sicher, wie ich das nächste Mal reagieren werde, wenn ich Untreue erleben muss. Denn auch während ich in einer Beziehung nicht das Bedürfnis nach einer anderen Frau habe, weil der Sex mit der Frau, die ich liebe, der Beste und der Erfüllenste ist, weiß ich doch, dass diese meine persönlichsten Empfindungen nicht unbedingt die selben meiner Partnerin sein müssen. Fordert es meine Liebe dann, ihr den Spaß zu gönnen, wenn ich keine Verlustängste haben muss, weil unsere Beziehung stark genug ist? Auch stellt sich die Frage, ob und gegebenenfalls welche eigenen Anteile ich daran habe, dass sie zumindest sexuell aus der Beziehung ausgebrochen ist?
Ich denke, dass man sich nicht von vorneherein festlegen sollte, wie man sich verhält, wenn der Partner fremdgegangen ist. Denn wer dann in blinden Aktionismus verfällt, versperrt sich vielleicht die Möglichkeit, aus diesem Betrug an der gemeinsamen Liebe an Erfahrungen gestärkt hervor zu gehen und entweder die Beziehung zu retten oder aber wenigstens mit diesen Erfahrungen die nächste Beziehung bereichern zu können.