Absolutes Pro
Ich bin Krankenschwester und bin absolut für aktive Sterbehilfe!
In meinem Job sehe ich sehr oft Menschen, die unheilbar krank sind und langsam, sowie qualvoll vor sich hersterben...
Oft wird der Prozeß noch unnötig mit Medikamenten oder Infusionen verlängert. Ich nenne dieses Dahinsiechen: Sterben auf Raten.
Bestes Beispiel: Frau im Alter von 89 Jahre, hat eine Aspirationspnemonie (Lungenentzündung), cerebrales Fieber welches nicht auf Fiebersenker anspringt und ist multibund (dem Tode geweiht).
Diese Frau durfte aber nicht sterben, weil ihr Hausarzt "befohlen" hat, dass sie subcutane Infusionen erhält, 500ml NACL pro Tag.
Also, fassen wir zusammen: Die Frau ist alt, hat ein schwaches Herz, eine Lungenentzündung, über 39Grad Fieber, schiebt Halluzinationen, kann weder Essen, noch trinken, hat Schmerzen und Angst, wird aber mit 500 MILLILITER Kochsalzlösung am Leben gehalten. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zuviel... Man könne die Frau ja nicht "verdursten" lassen.
Dabei ist erwiesen, dass präfinale Menschen kein Hunger oder Durstgefühl haben. In der Sterbephase rücken diese Dinge absolut in den Hintergrund. Die Infusionen waren also nicht gegen den Durst. Es war einfach nur der Versuch eines hilflosen Arztes das unabwendbare zu verzögern. Jeder Tote ist eine Niederlage für den Arzt...
Dieses Szenario wurde knapp 14 Tage durchgeführt bis der Arzt wörtlich meinte: "Dann lassen Sie die Infusionen weg, alles weitere entscheidet der liebe Gott..." Und der liebe Gott entschied, dass die Frau knapp 30 Stunden nach der letzten Infusion gehen durfte.
Das ist nur ein Beispiel von Vielen... Es würde sämtlichen Rahmen sprengen wenn ich hier jetzt noch mehr von meinen Erlebnissen berichte. Es ist traurig und einfach unglaublich, dass viele Menschen unnötig leiden müssen, nur weil sich Ärzte nicht eingestehen können, dass die Medizin an ihre Grenzen stößt.
Ich finde, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, über sein Sterben entscheiden zu können. Wir können alles regeln. Unser Erbe, die Beerdigung. Bis ins kleinste Detail können wir unseren Tod planen, aber das eigentliche Sterben dürfen wir nicht beeinflussen? Ich finde sowas falsch.
Jeder Mensch hat Selbstbestimmungsrecht, dies ist ein Grundgesetz. Wenn es aber ums Sterben geht entscheiden Andere für uns... Meistens Ärzte die uns nicht kennen, die unsere Wünsche nicht berücksichtigen, deren Motto lautet: "In meiner Schicht wird nicht gestorben".
Es werden unzählige Therapien veranlasst, Untersuchungen durchgeführt, Medikamente angesetzt und umgestellt, obwohl klar ist, dass man das Leiden maximal verlängert. Hauptsache man hat was getan, dann kann man mit ruhigem Gewissen schlafen....
Ich appeliere an Jeden, sich unbedingt Gedanken über Organspendeausweise und Patientenverfügungen zu machen. So eine Verfügung kann langes Leiden verkürzen und im Ernstfall wird den Angehörigen eine schwierige Entscheidung abgenommen, die viele nicht mal treffen können.
Ich wünsche mir sehr, dass es irgendwann eine standfeste Gesetzeslage für aktive Sterbehilfe gibt. Andere EU- Länder können es doch auch. Die Schweiz und die Niederlande haben klare Reglungen. Aus diesen Gründen gibt es immer öfter den so genannten Sterbetourismus in diese Länder. Leider ist es für einen "Ausländer" sehr schwierig sich im Ausland einer aktiven Sterbehilfe zu unterziehen, da der Bürokram unglaublich umfangreich ist.
Man darf nicht vergessen, dass Sterbende, bzw unheilbarkranke Menschen oft kaum noch Kraft zum kämpfen haben und einfach nur in Ruhe und ohne großen Aufwand sterben möchten.
Aus genau diesem Grund leiden viele Menschen Ewigkeiten lang vor sich her und müssen Schmerzen ertragen, die man keinem Tier antun würde. Auch Suizide durch Tabletten ziehen wahnsinniges Leid nach sich. Es gibt wohl kaum etwas grausameres als an einer Überdosis Tabletten zu krepieren.. Aber für Viele ist es eine "einfache" Lösung sich zu suizidieren, da sie nicht die Möglichkeit haben sich einen richtig wirkenden Giftcocktail zu beschaffen.
Ich bin absolut für die Einführung von Selbsttöungsmaschienen und deren Zugang für alle Personen, die ihrem Leid ein Ende setzen wollen.
Sei es weil sie eine somatische Erkrankung haben, oder eine psychische Erkrankung.
Und jetzt kommt wieder der Aufschrei: Psychisch kranke Menschen dürfen sich nicht töten, sie sind ja psychisch krank... Ich sehe sowas anders, aber das ist nur meine Meinung. Ich gestehe es jedem Menschen zu sein Leben eigenhändig zu einem selbstgewählten Zeitpunkt beenden zu dürfen, weil kein anderer Mensch das Recht hat, über uns und unser Leben zu entscheiden.
Wären die Strafen für "Tötung auf Verlangen" nicht so hoch und der Grad zum "Mord" nicht zu schmal, es würden viel mehr Menschen aktiv helfen das Leiden eines sterbenden Menschen zu verkürzen.
Gerade in der Medizin gibt es soviele so genannten Todesengel, die ihren Patienten beim würdevollen Sterben geholfen haben. Die Dunkelziffer ist wahnsinnig hoch. Ich möchte auch nicht unterschlagen, dass es viele Personen gibt, die sowas ausnutzen und missbrauchen.
Ich hoffe wirklich, dass sich unsere Gesellschaft irgendwann mal so wandelt, dass man sein Leben eigenständig beenden darf, ohne das man dafür ins Ausland fahren muss, "Mittäter" reinzieht oder illegal irgendwelche Medikamente beschaffen muss, die zwar den Tod bringen, aber alles andere als ein friedliches "Einschlafen" ermöglichen.
LG, Nys.