Dafür
Ich bin für aktive Sterbehilfe, wenn es der ausdrückliche Wunsch der/des Betroffenen ist.
Meine Mutter ist letztes Jahr an Krebs gestorben. Ich war bei ihr und habe ihre Hand gehalten bis zum Schluss.
Zum Glück war sie auf einer Palliativ-Station und hatte eine Patientenverfügung unterschrieben, so dass nicht noch lebensverlängernde Maßnahmen ergriffen wurden. Sie bekam Morphium gegen die Schmerzen und und sonst nichts. Ich hatte trotzdem den Eindruck, dass sich der Sterbeprozess selber ziemlich lange hingezogen hat und sie sich teilweise gequält hat, Schwierigkeiten damit hatte gehen zu können, los zu lassen. Meine Mutter hatte darum gebeten ihr zu helfen, als sie noch bei klarem Verstand war. Es wäre so leicht gewesen, ihr eine Überdosis Morphium zu geben, aber der Ärztin/den Schwestern auf der Station waren die Hände gebunden.
Problematischer finde ich es bei Patienten die im Komo liegen oder geistig verwirrt sind. - Wer will da entscheiden? Natürlich, wenn klar ist, dass sie sowieso innerhalb kurzer Zeit sterben, würde ich immer noch sagen, ich bin für aktive Sterbehilfe. Doch wo ist da die Grenze. Gerade aufgrund unserer Vergangenheit finde ich eine kritische Betrachtung wichtig.
Ich finde es ja schon gut, das wenigsten die Unterlassung Lebensverlängernder Maßnahmen (passive Sterbehilfe) gesetzlich geregelt ist und es so etwas wie Patientenverfügungen gibt.
Wir haben damals in der Oberstufe im Philosophie-Unterricht mal darüber diskutiert, was Hippokrates wohl dazu gesagt hätte, dessen Eid die Ärzte ja heute immer noch schwören. Wäre er dafür gewesen oder dagegen?
Das ist natürlich eine rein hypothetische Diskussion. Aber die Frage die dahinter steckte ist, soll man wirklich medizinisch alles erdenkliche tun um Leben zu erhalten. Wo ist die Grenze und wer entscheidet?
Hierzu ein weitere Beispiel: Eine Bekannte von mir wollte unbedingt ein Kind. Sie hatte schon mehrere Fehlgeburten hinter sich. In der nächsten Schwangerschaft kam es zu Blutungen, worauf die Ärzte den Muttermund zugenäht haben, damit es keine Fehlgeburt gibt. Sie hat ein schwer mehrfach-behindertes Kind zur Welt gebracht .....
Hätte man der Natur ihren Lauf gelassen, wäre dieses Kind nie geboren worden. War es richtig oder falsch einzugreifen? - Das Kind konnte ja nicht entscheiden ob es Leben will. War es nicht egoistisch von der Mutter dieses Kind unbedingt zu wollen? - und bevor ihr mich jetzt steinigt - ich meine keineswegs damit, dass behinderte Kinder nicht lebenswert sind.
Die Frage ist doch, wären wir wirklich bereit Verantwortung für unsere Entscheidungen zu tragen?