Wenn ich meinen Partner wirklich liebe, wie kann ich ihm/ihr das mißgönnen - doch nur aus Egoismus, weil mir mein eigenes Wohl mehr am Herzen liegt, als das meines Liebsten. Wenn das "wahre Liebe" sein soll, dann bevorzuge ich die unwahre!
Dito!
Offene Beziehung in Kombination mit polyamorer Beziehung wäre doch auch möglich. Will heissen, man könnte mit beiden Partnern eine offene Beziehung leben, aber aufgebaut auf dem Modell der polyamoren Beziehung.
Ganz genau dieses Modell lebe ich mit meinen beiden Partnern.
Eine Beziehung,ganz gleich welcher Natur, ist ohne starke Gefühle und mindestens tiefer Zuneigung für den anderen für mich nicht lebbar.
Diese Beziehung,die wir haben,ist sicherlich noch einen Zacken anders,als Beziehungen,die sich nach monogamen Zusammenleben irgendwann mal öffnen,da die meinige unter gänzlich anderen Voraussetzungen begann.
Zunächst war da der gebundene Mann,mit dem ich eine Affaire hatte.
Bis wir uns ineinander verliebten.Somit wurde aus lediglich" Fickbeziehung" (mit Zuneigung und emotionaler Wärme) - eine Liebes-Beziehung mit tiefsten Gefühlen.Eine Trennung seinerseits von seiner Frau,mit der er seit 30 Jahren lebt,kam von vorne herein nicht in Betracht,da er seine Frau ebenfalls noch liebt.Ich war die "geduldete" Dauer-Geliebte,weil in der Ehe auf sexueller Basis bereits seit 20 Jahren Schicht im Schacht ist wegen des absoluten Desinteresses seiner Frau an Sex und Zärtlichkeiten,wobei es in allen anderen Bereichen wunderbar harmoniert und eine gewachsene Partnerschaft besteht.
Aufgrund der Tatsache, dass mein Freund für mich leider nur (wegen Arbeit und Familie,sowie nicht vor Ort lebend) wenig Zeit hat,mangelte es mir eklatant an Zuwendung und Zeitkapazitäten für gemeinsame Unternehmungen,die wir zwar hatten,aber halt zuwenig.Zwar habe ich einen großen Freundeskreis,mit dem ich sehr viel unternehme,aber das alleine füllte mich nicht aus.Denn natürlich steht in einem solchen Fall die Familie am WE und an den Feiertagen etc.pp. an erster Stelle.Wir sehen uns wegen o.g. Umstände daher ~ nur alle 2-3 Wochen mal für ein-zwei Tage.
Zunächst kam ich damit klar.Etwa 1,5 Jahre,aber in zunehmendem Maße wurde ich immer unzufriedener ,weil ich mehr Bedarf an Zärtlichkeiten,Sex,gemeinsamen Unternehmungen habe,als es meinem Freund möglich ist,mir wegen der fehlenden Zeitkapazitäten zu geben.
Wir überlegten gemeinsam,wie wir dieses Problem in den Griff kriegen könnten.
Eine Trennung wollen wir nicht,denn wir lieben uns sehr.
Als "Interimslösung" nahm ich also das von mir auch vor unserer Beziehung gelebte Modell "Friends with benefits" wieder in Angriff,welches ich aber zu dem Zeitpunkt,als wir uns ineinander verliebten,aufgegeben hatte.
Da meine bisherigen intimen Freundschaften jedoch nicht mehr in Frage kamen,da mittlerweile alle 3 fest in monogamen Beziehungen verbandelt
waren,suchte ich nach neuen "Kandidaten".Und fand natürlich nur Männer,die an einer rein monogamen Beziehung Interesse hatten.
Das ganze zog sich etwa ein halbes Jahr hin und ich gab die Suche schon fast auf.
Eines Tages schrieb mich ein Mann an,der sich von dem Modell "Friends with benefits" ,das ich als Suchanzeige in meinem Profil hier zu stehen hatte,angesprochen fühlte.Nach engem Mailkontakt,in dem wir uns über unsere Vorstellungen und Gemeinsamkeiten austauschten und schon sehr sympathisch und vertraut wurden,vereinbarten wir ein "Schnupperdate" um zu schauen,wie wir denn real aufeinander wirken würden,denn schließlich ist der reale Erstkontakt ja entscheidend für alles Weitere und völlig unabhängig von vorherigem,rein virtuellem Kontakt.
Treffer,Bingo - wir waren vom ersten Augen-Blick an auf beiden Seiten fasziniert,verzaubert,enorm angezogen voneinander.Verliebt.
Mittlerweile hat sich diese Verliebtheit in Liebe verstärkt.
Für mich ist der eine die leidenschaftliche See,der andere meine Ruhepol,mein sicherer Hafen,in dem ich mich unendlich geborgen fühle.Mit dem ich Zukunft gestalten und alt werden möchte.Beide begehre ich auch körperlich zutiefst.
Für mich war dies deswegen so unglaublich,da ich bisher immer negiert habe,das man 2 Menschen,auf unterschiedlichen Ebenen,jedoch gleich intensiv,lieben kann.Denn bislang war es in meinem gesamten Leben so,
dass,wenn mir ein neuer Mann,in den ich mich verliebte,die vorherige Beziehung schon lange tot war.Keine Gefühle,ausser negative,für den Ex davor.
Diesmal jedoch ist alles anders.Es hat mich zunächst verwirrt,irritiert.
Während mein erster Freund dies schon lange konnte,war dies für mich völliges Neuland.Mein zweiter Freund stellt ebensowenig wie der erste,Besitzansprüche an mich.Kein Platzhirschdenken.Er sagt,da er dreiviertel meiner Zeit mit mir verbringt,empfindet er sich nicht als benachteiligt.Mein erster Freund hatte erst Verlustängste,dachte er doch,ich würde mich nun,da ich quasi den Mann gefunden habe,der mir viel gemeinsame Zeit schenken kann,ich würde mich von ihm,der dies nicht kann,abwenden.
Aber das ist nicht der Fall,denn er bedeutet mir ja ebenso viel,wie der zweite Freund.
Ich bin eine sehr sehr glückliche Frau und ich habe das gute Gefühl,auch ich mache beide Männer durch meine Liebe glücklich.
Wie sich das in den nächsten Monaten,Jahren entwickelt,vermag niemand vorauszusehen.Aber das kann man ja nie,ganz gleich,in welcher Beziehungskonstellation man lebt.
Somit ist keine emotionale "Untreue" in dieser,unserer Beziehung vorhanden,trotzdem sie nach allen Seiten offen ist.