Fluch oder Segen?
... mit Einzug von Photoshop und CoKG ist die Bildmanipulation um ein vielfaches einfacher, gezielter, schneller und kostengünstiger zu realisieren, als es zu Zeiten möglich war, wo Silber und Salz zum Fotografieren dazu gehörte.
Was jetzt nicht heissen soll, dass man nicht in analogen Zeiten an Bilder herumgeprutscht hätte. Denn schon ein einfaches "Nachbelichen und Abhalten", mit Ulano-Folien, Opaklack und Strichfilm, mit anschließender Weiterverarbeitung mit Airbrush und Pinsel versuchte man damals all die Bildver(schlimm)besserungen vorzunehmen, die heute ein Paar Klicks erfordern. Damals taten es die Spezialisten, heute kann selbst Onkel Otto Lichter decken, die Tiefen nachziehen oder unscharf maskieren.
Toll, denn die moderne Technik macht heute fast alles für jeden erreichbar.
Ob es auch gelingt, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Denn auch wie in der fotografischen Steinzeit gilt heute; nur wer weiss was er tut, macht es auch richtig.
Die Kenntnisse von Licht, das Verhalten von Oberflächen und Strukturen, ein Gefühl für Form und Farbe können nicht durch ein Softwarepaket ersetzt werden.
Einst wusste der Fotograf, dass er für eine schöne Haut (ohne es an Schärfe und Struktur missen zu lassen) ein bestimmtes Licht einzusetzen hatte, wie er welchen Film zu verwenden hatte und gezielt über- oder unterbelichten musste, daß ein richtig eingesetzter Softar von Zeiss, selbst das gnadenlos scharfe Sonnar 150mm, der Haut und dem Hautton schmeichelt.
Heute, so scheint es mir, wird leider nur zu oft einfach "draufgehalten", in der Hoffnung das sich beim Dreh eines Kurzfilmes schon ein ansehnliches Bild ergeben wird, das dann in PS bis zur Unkenntlichkeit verwurstet werden kann.
Auch die Sehgewohnheiten haben sich geändert.
Galt doch ein scharfes, gut strukturiertes Filmkorn bei ISO 400 als Indiz für ein Bild mit Charakter, so steht heute vielen Fotoamateuren ein Herzinfakt ins Haus, wenn bei ISO 25000 ein Helligkeits- oder Farbrauschen vom Sensor zu sehen ist.
Aalglatt muss heute alles sein, dabei knüppelscharf und bunt. Dabei werden leider nur zu oft Techniken eingesetzt, die weder verstanden worden sind, noch in der Relation zum eigentlichen Bild passen.
Doch so lange das Ergebnis stimmt und der Aufwand dem entspricht, was der Bildidee entspricht, finde ich es auch vertretbar.
Denn zum Glück kann man heute z.B. das Verflüssigungsfilter benutzen und muss nicht die Möpse der Dame mit Tape anheben.
Oder mühseelig Masken schneiden, auf Strichfilm kopieren usw. um z.B. den Poppo knackiger zu gestalten, die Beine zu verlängern oder aus einer Knubbelnase ein Stupsnäschen zu formen.
Wurde schon immer so gemacht, früher halt fast ausschließlich in der Werbung, da solche Bildbearbeitungen sehr aufwendig und kostenintensiv waren.
Heutzutage kann ein jeder sein idealisiertes Bild (leider zu oft viel zu billig) von sich bekommen. Vorausgesetzt, der Fotograf und Bildbearbeiter wissen was sie tun.
Kurz gesagt;
für mich sind die modernen, digitalen Lösungen ein Seegen. Denn ich spare Zeit und Geld und kann so auch privaten Kunden ihre Wünsche erfüllen.