Gepflegte Konversation
Zunächst mal breche ich jetzt eine Lanze für Adalie aus meinem liebsten Lattenzaun, denn ich sehe es genauso, dass das beste Styling gar nix nützt, wenn im Hirn zum großen Teil unsortierte Müllhalden beherbergt werden.
Und jetzt zurück zum Ausgangsposting - auch ich schätze, die Dame hatte nie und nimmer jemals wirklich einen Anflug von Migräne, die Aussage an sich verursacht bei mir persönlich allerdings leicht gereizten Kopfschmerz.
Klar sollte jeder Mensch 'gepflegt' sein, sehe ich genauso.
Ich persönlich besitze allerdings nicht mal eine getönte Tagescreme und denke nicht daran, mich zu bemalen oder zu lackieren. Der Vorteil dabei liegt zum einen darin, dass ich durchaus innerhalb kürzester Zeit, egal zu welchem Anlass, startklar bin, zum anderen weiß man(n) in jedem Fall bereits am Abend vorher, neben wem er morgens eventuell erwachen wird. Dass der Grad meiner Beliebtheit dadurch wesentlich geschmälert wird, wage ich stark zu bezweifeln. Zu unterstellen, dass derlei Dinge zu verschmähen bedeutet, man sei nachlässig mit seiner Optik, empfinde ich als Frechheit.
Im Gegenteil: ich bin überzeugt davon, dass ein Mensch, mit sich und seinem Äußeren im Gleichgewicht, auch ohne Maskerade und Verkleidung wirkt und vielleicht sogar eine stärkere Ausstrahlungskraft besitzt als manch ein(e) Fassadenträger(in).
Wer sich dazu gerne schmückt - bitte sehr.
Ich hasse es, bereits beim Einkaufen im Supermarkt durch penetrant im Raum stehende Parfümwolken zu laufen - meinen Geschmack treffen die wenigsten künstlichen Düfte. Ich hasse es, mit Freundinnen auszugehen, die Stunden zur Restauration im Bad benötigen, während ich mich nebenan langweile und das Ergebnis dann am Ende selten wirklich schöner finde, als das schlichte Ausgangsprodukt. Noch schlimmer, wenn der Mann an meiner Seite länger im Badezimmer braucht als ich.
Aber ich erdulde schweigend.
Böse macht mich dagegen, als ungepflegt zu gelten, nur weil ich mich ungeschminkt als ebenso betrachtenswürdig empfinde wie die meisten meiner hingeschminkten Zeitgenossinnen. So.