Möglich. Zum jetzigen Zeitpunkt aber bin ich extrem abgeneigt von einer natürlichen Geburt.
Ich kann auch mal ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis angeben. Ich habe zwei Freundinnen, die in etwa zeitgleich schwanger wurden und entbunden haben. Die eine hatte ihren Kaiserschnitt schon im sechsten Monat vorbestellt und sich von diesem Entschluss auch nicht abbringen lassen. Das Kind wurde in der 40. Woche geholt, die Mutter war nach 5 Tagen wieder fit und konnte unbeschwert mit ihrem Kind nach Hause.
Die andere war eine Verfechterin der natürlichen Geburt. Aber schon in der Schwangerschaft sagte man ihr, ihr Kind sei schwer und drücke auf die Symphyse, außerdem habe sie ein sehr schmales Becken und sie solle über einen Kaiserschnitt zumindest nachdenken. Sie sagte nein und meinte, als Frau sei sie schließlich dafür gemacht, ein Kind auf natürlichem Wege zu gebären.
Das Ende vom Lied war schließlich, dass ihr die Symphyse während der Geburt brach und sie selbst ein Jahr nach der Entbindung noch nicht wieder richtig laufen konnte.
Ich habe kein Verständnis für "Lifestyle"-Kaiserschnitte, nach dem Motto: Wir holen den Tim in der 37. Woche am 07. 07., weil das Datum so schön ist oder weil der bereits tote Hund auch da Geburtstag hatte, usw.
Jenseits dieses Lifestyles finde ich jedoch, dass es jeder Frau selbst überlassen sein sollte, wie sie ihr Kind letztendlich auf die Welt bringt, solange sie dabei weder ihr eigenes, noch das Leben des Kindes gefährdet. Und ich finde nicht, dass sich eine Frau für ihren gewollten Kaiserschnitt schämen muss, bzw als "Memme" abgestempelt werden sollte.
Die Risiken eines Kaiserscnittes wurden so sehr dezimiert, dass er heute kaum bedenklicher ist als eine Spontangeburt. Man kann sich für eine Spinalanästhesie entschieden, so dass man die Geburt trotz OP komplett miterlebt. Die Wunde wird heute nur noch oberflächlich geschnitten, Muskelgewebe und Gebärmutter werden aufgerissen, so dass der künstlich entstandene Geburtskanal so klein wie möglich bleibt, was einem Kind fast dasselbe Gefühl gibt, wie durch einen natürlichen Geburtskanal zur Welt zur kommen. Durch das Reißen heilt das Gewebe besser und schonender ab. Daman bei vollem Bewusstsein ist, kann man sein Kind gleich in die Arme schließen, das Bonding fördern und ausgiebig kuscheln, während die Ärzte den Bauch wieder zunähen.
Also, ich sehe zumindest während der Geburt beim kaiserschnitt viel mehr Vorteile, als bei einer Spontangeburt. Die Zeit hinterher ist natürlich anders. Während man für gewöhnlich nach einer Spontangeburt relativ schnell wieder fit ist (ich bin gleich am nächsten Tag wieder nach Hause gefahren) und bis auf einen eventuellen Dammriss nichts heilen muss, ist man bei einem Kaiserschnitt für indestens 5-7 Tage im Krankenhaus und muss sich auch hinterher schonen und mit Schmerzen klarkommen, weil da eine tiefe Bauchwunde verheilen muss.
Aber auch ansonsten hat ein Kaiserschnitt nicht unbedingt nur Nachteile. Man kann auch so sein Kind ganz normal stillen, der Milcheinschuss tritt nur meist etwa einen Tag später ein als normal. Die natürliche Geburt hat den Vorteil, dass das Kind im Geburtskanal mit sehr vielen Keimen in Berührung kommt, was sein Immunsystem anregt und fast wie eine Vorabimpfung wirkt. Durch die obligatorische Vitamin-K-Prophylaxe, die bei allen Kindern gemacht wird, und vor allem durch das Stillen, ist dies aber auch bei einem Kaiserschnitt nicht schlimm, da das Kind mit dem Kolostrum und der Muttermilch ebenso Antikörper aufnimmt.
Deswegen kann ich diese rigorose Anti-Sectio-Haltung nicht verstehen. Das Kind hat keinerlei Nachteile davon. Auch eine natürliche Geburt kann dermaßen stressig sein, dass ein Kaiserschnitt für das Kind die bessere Wahl gewesen wäre.