Vielleicht sollte man sich Gedanken machen,
ob in dem Wort "auf" in Zusammenhang mit eigenem Stolzsein und der Leistung einer dritten Person einfach nur der Gedanke des Mitfühlens zum Ausdruck kommen soll.
Da es ja keinen Mitstolz (im Gegensatz zum Mitleid) in unserem Sprachgebrauch gibt, muss es doch möglich sein, in der Kürze zum Ausdruck zu bringen, dass jemand Anlass hat, auf seine Leistung stolz zu sein. Und dass man seine freudigen Empfindungen durchaus teilt.
Was ist also so schlimm daran, wenn ganz viele Menschen das "ich bin sehr stolz auf Dich mein Sohn!" letztlich genau so interpretieren? Es kann mir niemand erzählen, dass sich jemand tatsächlich selber für die Leistung des Partners, des Kindes, der Eltern oder von sonstwem feiert. Oder? Das wäre in der Tat eine ärmliche Geisteshaltung. Ginge so in Richtung "WIR sind Weltmeister!", das bei manchem echten Fremdstolz zu enthalten scheint.
Ich jedenfalls beglückwünsche mich nicht für mein hervorragendes Beischlafergebnis, wenn die Lehrerin mir erzählt, dass sich mein kleiner Schlingel mehr und mehr zu einem halbwegs vernünftigen Schüler entwickelt, der sich zunehmend kontrollieren kann. Trotzdem sage ich dann, dass ich sehr stolz auf ihn bin. Und er wird das immer so verstehen, dass es dabei allein um SEINE Leistung geht und ich keinerlei Respekt für mich wegen SEINES Verhaltes einfordere.
Insofern kann ich auch stolz drauf sein, wenn die Liebste z.B. hochschwanger noch ne leichte Bergwanderung geht, ohne ihr damit auch nur ein Fitzelchen ihrer Ehre abzuschneiden und mir anheften zu wollen...