Stolz wird doch mitlerweile völlig falsch interpretiert...
... das ist zumindest meine Erfahrung.
Stolz wird (wie hier teilweise auch) so schnell mit falschen Eitelkeiten gleichgesetzt.
Ich habe jetzt wirklich nicht jeden Beitrag gelesen und ich möchte mich jetzt schon dafür entschuldigen, wenn ich jemandem zu nahe trete, aber ich für meinen Teil kann nicht nachvollziehen, woher diese negative Assoziation herkommt.
In einem anderen Thread kam dieses Zitat schon mal vor:
Jedes Mittel ist Gift. Auf die Dosis kommt es an.
Und genauso sehe ich das auch.
Es gibt Momente im Leben eines (fast) jeden Menschens, in dem der Stolz das Einzige ist, was einen am Leben hält und somit sollte man ihn sich im Herzen bewahren.
Natürlich ist Stolz ab einem gewissen Grad auch einfach Gift. Spätestens dann, wenn es sich in Selbstverliebtheit bzw. in purem Egoismus äußert.
Aber auch diese Formen muss es geben, um abwiegen zu können. Zwischen dem gesunden Maß und dem Maß, welches lange erreicht ist.
Wenn Eltern mitteilen, dass sie auf die Leistungen ihrer Kinder stolz sind, dann kann ich das nachvollziehen. Schließlich zeigt es einem, dass man irgendwas "richtig" gemacht hat (wobei das auch wieder im Auge des Betrachters liegt). Bis zu einem gewissen Grad hilft einem nur das Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Ansichten. Und wenn man es schafft, diese für einen persönlich wichtigen Werte zu vermitteln, dann darf das eine Person mit Stolz erfüllen. Auch auf eine andere Person.
Nicht viel anders verhält es sich mit dem Partner. Aus welchen Beweggründen auch immer. Wichtig ist und bleibt das richtige Maß.
Wenn ICH (!!!) einem Menschen begegne, sehe ich nicht nur das, was er ist, sondern auch das Potenzial, welches jeder Mensch in sich trägt. Und wenn ich teil des Entwicklungsprozesses sein darf, wenn ich erleben darf, wie ein Mensch sich entwickelt, sich selbst reflektiert, seine Außenwelt immer und immer wieder von neuen Standpunkten betrachtet, dann macht mich das stolz.
Nicht weil ich glaube, dass ich so einen immensen Beitrag dazu geleistet habe, aber immerhin habe ich dieses Potenzial in dem Menschen gesehen. Und ich habe es im positiven Fall auch geschafft, ihm/ihr den Platz in der Gemeinsamkeit gegeben, sich zu entwickeln.
Wer stolz allerdings im (meiner Meinung nach) fälschlichen Sinne der Fremdbewunderung betrachtet, hat sich nie damit auseinandergesetzt, was Stolz eigentlich bedeutet.
Stolz gibt einem doch irgendwo das Gefühl der Daseinsberechtigung (wenn ich so wäre wie alle, dann bräuchte es mich doch gar nicht auf der Welt), es gibt einem auch das (subjektive) Gefühl, einen Platz in der Welt einzunehmen, welcher es mir erlaubt, die Dinge von einer anderen Perspektive zu betrachten.
Stolz hat bis zu einem gewissen Punkt auch mit Selbstachtung und Würde zu tun.
Ich war nie stolz auf mich. Da liegt aber auch ein Fehler: Ich habe MEINEN Standart immer als den aller Menschen betrachtet.
Mein Mann hat mir erst gezeigt, dass ich etwas besonderes bin.
Stolz ist ein Spiegel:
So wie ich mich sehe, so wie ich mich nach außen "verkaufe", so werde ich auch wahrgenommen.
Stolz sollte in den richtigen Momenten anerkannt und in den falschen Momenten kritisiert werden.
Wichtig ist doch lediglich, was man daraus macht.
Die Einen wissen damit umzugehen, die Anderen eben nicht.
Wenn man aus Stolz nicht mehr macht, als es eigentlich ist (eine Möglichkeit, die eigenen Ansichten zu reflektieren und zu vergleichen), ist es ein absolut legitimes Mittel, sich und seine Mitmenschen in ein Verhältnis zu stellen.
Ob man als Individuum damit zurecht kommt, oder eben nicht.
Stolz ist nicht alles, aber auch nicht nichts.
Es ist wie die Würde:
Mit nichts vergleichbar, nicht in Worte zu kleiden, aber auch etwas, was uns von den "anderen" distanziert.
Um einen Werbeslogen zu "missbrauchen":
"Stolz ist, was du daraus machst".
In diesem Sinne
LG Bianca