Sexuelle Erfüllung bedeutet, daß die Frau und der Mann zum sexuellen Höhepunkt, zum Orgasmus kommen. Das ist heute selbstverständlich geworden, wenngleich das intime Zusammensein auch ohne Orgasmus schön sein kann. Nicht jede Frau oder Mann kommt jedesmal zum Orgasmus, dafür andermal vielleicht zu einem besonders intensiven.
Die Hervorhebung des Orgasmus ist richtig und verständlich, aber insofern nicht der Weisheit letzter Schluß, als das sexuelle Zusammensein kein Wettkampf um einen Orgasmus ist, so wichtig er auch ist und so schön er auch sein kann. Letztlich geht es um ihre Gefühle, und nicht darum, irgendwie einen Orgasmus zu absolvieren - nicht um Orgasmuskult, sondern um Orgasmuskultur. Der Orgasmus ist ein, wenn auch besonderer Bestandteil des sexuellen Zusammenseins, in dem es um Nähe, Zärtlichkeit, Vertrauen, Wohlfühlen, Hin- und Hergabe, Freude am anderen und an der Gemeinsamkeit geht.
Die sexuellen Reaktionen von Mann und Frau sind viel zu verschieden, als daß sie immer synchron zu einem Höhepunkt geführt werden können. Der gleichzeitige Orgasmus ist ein Mythos. Gut eingespielte Ehepaare werden imstande sein, etwa gleichzeitig zum Höhepunkt zu kommen. Sie wissen aber auch, daß es darauf nicht unbedingt ankommt. Der genau gleichzeitige Orgasmus ist in der Sexualpraxis selten und eher zufällig, jedenfalls kann er noch weniger bewußt organisiert werden wie der eigene. Die spontanen Lustreaktionen entziehen sich auf einem bestimmen Plateau der Erregung der Kontrolle durch das Großhirn. Diese Kontrolle wäre der Lust auch abträglich.
Sehr wichtig ist es für mich zu erkennen, wodurch bei eine Frau Lust und Orgasmus ausgelöst werden. Meist kommt ich nicht allein zu dieser Erkenntnis; die Frau muss mir dabei helfen. Genauso muss ich der Frau dabei behilflich sein meine herauszufinden, was für mich am schönsten ist. Allein die Tatsache, daß ich zum Samenerguß kam, ist noch kein Zeichen dafür, daß das Liebesspiel mir auchwirklich gefallen.
Das sexuelle Zusammensein ein gemeinsam angestrebtes Erleben, bei dem sich beide ein Maximum an Lust bereiten wollen. Durch die Zweisamkeit entsteht eine neue Qualität der Lust: ein Einssein. 1+1=1.