Ich find mich dann gar nicht geil, wenn ich austicke, beobachte mich bisweilen auch wie von einem äußeren Standpunkt und kann nichts dagegen tun, dass mir das Blut in den Adern kocht und ich in meiner Wut zerstörerisch bin.
Jaha. Kenne ich.
Je mehr das Gegenüber dann den Kopf im Panzer verschwinden lässt und mir sagt "dann musst Du mich eben verlassen!", umso mehr ticke ich aus. Denn wenn ich das könnte, müsste ich mich ja gar nicht aufregen. Nur Leute, die man liebt, können einem derart den Stachel ins Fleisch jagen, dass einem alle Gäule durchgehen.
Richtig.
Das ist dann auch immer der Trost bei der Versöhnung, dass man ja nur so abgeht, weil man liebt und in der Flucht gar keinen Ausweg sieht.
Da wiederum habe ich oft Schwierigkeiten. Ich sehe mir - wie Du - in extremen Wutmomenten wie von außen zu, als würde ich mich selbst betrachten und über mich den Kopf schütteln. Allerdings tue ich mich gerade WENN ich so extrem wütend geworden bin, auch mit der Versöhnung extrem schwer, weil ich mich noch eine ganze Weile sehr schäme dafür, das "Tier" wieder von der Leine gelassen zu haben. Je mehr der Partner auf Harmonie und eine Fairnesskultur bedacht ist - selbst und gerade im Streit - desto mehr schäme ich mich dafür, so völlig frei von Fairness und Harmonie agiert zu haben.
Wenn ich allerdings tief in mir forsche, dann ist da keine Scham. Wenn ich mit mir allein bin und in den Spiegel schaue um Bilanz zu ziehen, dann ist da nur die Erkenntnis, dass das Tier eben in mir wohnt und dass es zu mir gehört. Und manchmal muss ich dann sogar schmunzeln über mein Ungestüm. Ja, ich bin eine Tellerschmeißerin und in dem Moment, wo es geschieht, ist das so und gehört zu mir. Ebenso, wie andere, bedachte, einfühlsame und sanfte Momente zu mir gehören. Man könnte sagen, ich spiele die Klaviatur in ihrer ganzen Bandbreite...