kopfschüttelnd ....
lese ich hier die Kopf-Diskussionen und Kopf-Agumente.
Nun kam die Frage auf, wie
aktiv eine Sub sein darf, soll sie denn noch als Sub bezeichnet werden dürfen. Das Kürzel "Sub" stammt vom Begriff "Submission", was eingedeutscht "Unterwerfung" heisst. Wenn jemand sich unterwirft, ist das – das Werfen – ein höchst aktiver Akt. Und da die Unterwerfung
ständig geschehen muss, ist Sub schon allein deswegen höchst aktiv.
Das heisst, dass sie ihre Unterwerfung ihrem Herrn ja ständig zeigt, und dieses Zeigen geschieht durch mannigfaltige Aktivität. Es muss ja nicht immer gleich das Knien sein, aber auch dann, wenn sie ihre Hingabe durch bestimmte Gesten zum Ausdruck bringt, ist sie dabei ja sehr aktiv. Und wenn sie es Ernst meint mit ihrer Hingabe und ihrer Liebe zu ihrem Herrn, wird sie eine Menge tun, ihm zu gefallen, es ihm schön zu machen, dafür zu sorgen, dass er sich wohlfühlt. Alles Dinge, die sehr wohl Bewusstheit und Aktivität voraussetzen.
Wieso glauben wir denn dann, dass eine Sub eine Passive wäre? Ich glaube, dieser Gedanke stammt aus dem SM-Kontext: die Submissive gewinnt ihre Lust daraus,
an ihrem Körper geschehen zu lassen – gefesselt, also handlungsunfähig und damit zur Passivität verurteilt, traktiert, dass Schmerzen hervorgerufen werden, gepeitscht, genadelt. "Passivität" bezieht sich in diesem Kontext rein auf eine erotische SM-Situation und nicht auf das allgemeine Wesen, das eine Frau haben muss, so sie denn als Sub zu bezeichnen wäre.
devno hat eine Diskussion aus der SZ dargestellt, die den Akt des Schenkens auf die Spitze treibt und die Frage stellt, ob die wahre Hingabe einer Sub nicht so weit gehen müsste, dass sie nicht einmal mehr "ihren" Dom wählt, da dieser ausschliesslich der ist, der
sie zu seiner Sub erwählt. Dieser Gedanke stammt aus dem Umkreis von Sklaventum. Eine Sklavin war rechtelos und hatte damit tatsächlich keinen Einfluss, unter welchem Herrn sie zu dienen hatte. Eine moderne Fantasieversion dieses Sachverhalts finden wir in den Geschichten des Planeten Gor von John Norman.
Für einen Mann, der seine Schwächen durch Allmachtsfantasien kompensiert, mag dieser Gedanke ja durchaus reizvoll sein. Ihm wäre zu antworten, dass er zumindest mal im falschen Jahrhundert geboren ist. Für eine Frau 2006, deren Traum es ist, sich einem Mann hinzugeben, sich ihm zu unterwerfen, halte ich den Gedanken für unabdingbar, dass dieser Mann ihrer Hingabe
würdig sein muss. devno hat mit bitteren Worten beschrieben, dass sie in letzter Zeit durchaus nicht positive Erfahrungen mit ihrer Hingabe an einen Mann gemacht hat. Was Traum sein kann, wird oft zum Albtraum, wenn der Mann das Geschenk der Hingabe nicht entsprechend würdigen kann.
Und überhaupt: der
Mann!!! Wenn wir hier hingebungsvoll über die Unterwerfung einer Sub diskutieren, sollten wir auch die andere Seite, die der Dominanz des Doms beleuchten. Welcher Mann eignet sich denn, die totale Unterwerfung einer Sub annehmen zu können? Welcher Dom hat die Macht und das Vermögen, auch das materielle in Form von Besitztum, dass er seiner
Verantwortung, die er mit der Annahme des Geschenkes der Unterwerfung übernimmt, auch gerecht werden kann? Da es heute, nach der Erklärung der Menschenrechte und dem Grundgesetz, keine rechtlose Frauenwesen, e.g. Sklavinnen, mehr gibt, hat die Verfügungsgewalt des Doms dort ihre Grenze, wo Sub Schaden an Leib und Seele nimmt. Schon viele "normale" Männer bürden ihren Frauen Dreifachbelastungen von Beruf, Kindererziehung und Haushalt auf. Ich kann mir eine
gesunde Unterwerfung einer Sub nur dann vorstellen, wenn ihr Dom sie im Gegenzug bedingungslos liebt, was, bei Licht betrachtet, auf eine gleichgrosse Hingabe seinerseits, nur mit anderen Mitteln, hinausläuft.
Diesen Dom habe ich bisher nur im Film getroffen.
Wie weit kommen wir 2006, wenn wir weder auf Gor noch in der römischen Antike leben? In einer partnerschaftlichen Beziehung, in der vieles besprochen und viel Offenheit zelebriert wird, können wir gemeinsam eine Annäherung an Kopfkinos, an die Filme der Unterwerfung und Dominanz, anstreben. Wenn beide Beteiligte wissen, was sie tun, kann sie durchaus zu seinen Füssen statt auf dem Stuhl neben ihm sitzen. Ihre Liebe kann das Unverständnis der Gesellschaft aushalten. Sie kann ihn liebevoll umsorgen und ein erwartungsvolles Prickeln in ihrem Unterleib spüren, wenn sie auf seine nächste Anweisung wartet. Aber sie will etwas von ihm zurück: das Gefühl des Angenommenseins, das Gefühl des Geliebt-Werdens. Ist er nicht in der Lage, ihr das zu geben, können wir lange über die hehren Prinzipien und Bedingungen des Sub-Seins diskutieren – am Ende werden Tränen übrig bleiben.
stephensson
art_of_pain