Ich wäre mir ...
... da nicht so sicher, dass die 'wahre Liebe' – oder sagen wir mal, eine starke Liebe – wirklich so selbstlos ist.
Ich würde von mir behaupten, in meinem Leben bisher nur einen Mann 'richtig' geliebt zu haben. Wenn man mich jetzt fragen würde, warum, dann wäre meine Antwort:
Weil er der Erste und bisher Einzige war, von dem mich in meinem gesamten Wesen* erkannt, angenommen und gefördert gefühlt habe.
*(oder zumindest in den Punkten, die ich als wesentlichere Eigenschaften von mir betrachtet habe als andere unwesentlichere, sprich: wenn er die abgelehnt hat, war das nicht so schlimm in meinem subjektiven Empfinden)
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Das fühlt sich natürlich unheimlich gut an, der Körper schüttet eine Menge Glückshormone aus im Zusammensein mit dem Menschen, der einem dieses Gefühl vermittelt. Man findet das toll, man fühlt sich wohl, man fühlt sich akzeptiert, angenommen.
Das mag man, man mag natürlich auch den Verursacher dieses Gefühls => man 'liebt' diesen Menschen.
Anmerkung: Das läuft hauptsächlich auf unterbewusster Ebene ab.
Und weil es sich so gut anfühlt, möchte man natürlich auch, dass das bleibt bzw. derjenige bleibt, der dieses Gefühl auslösen kann, also ist man bereit, Kompromisse einzugehen.
Also, zum Ausgangspunkt zurück:
Ich liebte diesen Mann also. Könnte man ja meinen, es wäre das tollste Geschenk, was ich ihm machen konnte. Wer möchte nicht gerne geliebt werden?
Leider konnte ich ihm aber nicht dieses gute Gefühl vermitteln, was er mir vermittelte: dieses Annehmen, dieses Erkennen seines Wesens, dieses Fördern.
Oder ich konnte es nur in Teilen, aber in zu wenigen.
Jetzt könnte man mir vorwerfen: Na, dann hast du ihn aber nicht genug geliebt, oder?
Während ich darauf entgegnen würde: Oh doch, mehr als jeden Anderen.
Warum konnte ich es dann nicht? Wobei ich dazu sagen muss, ich habe es versucht, mich nach Kräften bemüht.
Aber genau das war vielleicht schon das Problem:
'mich nach Kräften bemüht' : die Formulierung zeigt schon an, dass ich versuchte, etwas zu erreichen – zu zwingen – was nicht einfach schon gegeben war.
Wenn es aber einfach schon gegeben ist – wie es bei ihm mir gegenüber war – hatte es dann noch was mit mir zu tun? Eigentlich nicht.
Er hatte aufgrund seines Charakters, seiner bisherigen Entwicklung, seiner Vergangenheit, seiner Geist-Seele-Beschaffenheit einfach genau an den Stellen Kapazitäten/Energien frei, die für mich genau die Richtigen waren.
Und die hatte ich für ihn leider nicht (oder leider nicht so viele, wie er sie für mich hatte.)
Dafür kann ich aber gar nichts.
Ich kann nichts Anderes sein als der Mensch, der ich nunmal bin, auf der Stufe der Entwicklung, auf der ich im Moment bin, mit all meinen Erfahrungen, Erlebnissen, Prägungen, Beschränkungen wie Kapazitäten, mit meiner ganz eigenen Geist-Seele-Beschaffenheit.
Dass die für seine Befindlichkeiten nicht an den wichtigsten Stellen gepasst haben**, dafür kann ich gar nichts. Und ich kann mich auch nicht dahin zwingen.
Klar kann ich an mir arbeiten, aber das ist keine Sache des Verstandes.
** (Sonst hätte er sich wohl auch so angenommen gefühlt, dass er wohl auch dieses Gefühl von starker 'Liebe' für mich empfunden hätte, wie ich es ja auch bei und für ihn empfunden habe, weil ich mich eben so angenommen gefühlt habe.)
Denn ist es sogar so, dass er wohl nicht sagen würde, dass er mich liebt oder geliebt hat. Trotzdem war es ihm möglich, mir ein so gutes Gefühl zu vermitteln, dass ich mich angenommen gefühlt habe (was viele sicherlich auch mit sich-geliebt-fühlen gleich setzen würden).
Ergo: Er liebte mich nicht, aber ich fühlte mich so gut durch ihn (so angenommen = so 'geliebt), dass ich ihn liebte.
Aber er fühlte sich, obwohl ich ihn liebte, nicht so angenommen (=so geliebt), dass er mich hätte zurück-lieben können.
Ich denke überhaupt nicht, dass Liebe an sich so selbstlos ist. Es läuft nur hauptsächlich im Unterbewussten ab. Deswegen fällt es den meisten Leuten ja auch so schwer, es in Worte zu fassen.
Fast, wie als hätte das Gehirn einen Romantik-Schutzschild darüber erbaut, dass ja niemand sehen kann, wie selbst-verliebt das ganze Gedöns um die selbstlose Liebe doch ist.
(Und das meine ich ganz ohne Wertung)