Leichter gesagt als getan...
...würde ich vermuten. Auch, und vielleicht gerade bei denjenigen, die es praktizieren.
Eine offene Beziehung ist viel, viel mehr als die bloße Feststellung "Nu ja, treu sein geht ja schon ma biologisch nich, ne? Also müssen wa halt schön offen sein, nech?"
Wenn ich sowas lese, dann mach ich jedes Mal den da:
Die Frage ist:
Wie viel Offenheit will ich? (Sex? Gefühle? Richtung Polyamorie?)
Wie viel Offenheit kann ich ertragen?
Wie viel Offenheit kann mein Partner ertragen?
Wie viel Offenheit kann ich bei meinem Partner ertragen?
Wo bin ich bereit, zurückzustecken?
Wo verlange ich von ihm, dass er zurücksteckt?
Und, vor allem: Wo fängt es an, mich zu stören, WAS mein Partner alles erträgt, ohne auch mal seine Meinung zu sagen? Mit anderen Worten: Was bin ich ihm eigentlich (noch) wert?
Unabhängig von der Tatsache, DASS ich GRUNDSÄTZLICH anderweitig rumvögeln darf - wie läufts gerade in meiner Beziehung? Ist fremde Haut gerade überhaupt angemessen oder braucht mein Partner gerade (aufgrund persönlichem, z. B. beruflichem Stress)´ne starke Schulter und damit gerade meine GANZE Aufmerksamkeit?
Was ist, wenn der oder die Dritte im Bunde plötzlich anfängt, Ansprüche zu stellen? Hab ich ihm / ihr unser Beziehungskonzept vorab ausreichend erklären können, damit er / sie weiß, wie viel meiner Aufmerksamkeit sie beantspruchen darf und wo klare Grenzen gezogen werden?
Was ist, wenn ICH plötzlich merke, dass mir diese Grenzen zu eng gefasst sind? Dass unsere eigenen Richtlinien nicht wirklich funktionieren?
Das alles erfordert jede Menge Reflextion - und vor allem jede Menge Selbstreflexion (was mitunter der schwere Part sein kann...)
Eine offene Beziehung scheitert meines Erachtens seltenst daran, dass beide es wollen, sondern dass auch (und gerade) die Offenheit Regeln braucht - und das widerum bedarf Kommunikation und Rückmeldung.
Ganz ehrlich: Eine offene Beziehung kann mitunter komplizierter sein als die schöne, simple Monogamie. Manch einer verspricht sich da echt zuviel davon.