Verantwortung
...nimmst du jedwede Verantwortlichkeit für dein handeln von dir.
Das stimmt in gewisser Weise.
Und gleichzeitig auch wieder nicht.
Ich lese ja auch Nietzsche oder de Sade und gehe trotzdem bisweilen in die Kirche oder für ein Wochenende ins Kloster.
Das mit der Verantwortlichkeit (bzw Willensfreiheit) ist wirklich ein hochkomplexes ethisches Thema, das im Laufe des Lebens eher ständig komplizierter als einfacher wird.
Objektiv physikalisch betrachtet bin ich ja nichts als ein endlicher neuronaler Automat, der aufgrund seiner genetischen Dispostionen und seiner Erziehung gar nicht anders kann, als so zu handeln wie er eben handeln muß. Für ein schlechtes Gewissen ist da also im Grunde kein Platz, und trotzdem habe ich das bisweilen, so wie wohl fast jeder Mensch. Das ist wirklich seltsam.
Andererseits ist so ein schlechtes Gewissen ausgesprochen unerotisch.
Beim Sex geht es ja wohl darum, das was Freud das "ES" genannt hat, mal aus dem Käfig zu lassen. Das ist immer mit gewissen Gefahren verbunden, weil dieser Käfig exakt aus diesen moralischen Kategorien von gut und böse und aus diesen logischen Regelwerken besteht.
Aus und in diesem Spannungsgefüge lebt eine Beziehung.
Ich bin jetzt nicht so der BDSM-Freak, aber ich gehe davon aus, daß jede zweite session, die praktiziert wird, justiziabel dokumentiert den DOM in den Knast bringen würde. Trotzdem sind die Menschen offenbar glücklich damit.
Das Schöne an wirklich langfristigen Beziehungen ist ja gerade, daß man all diese komplexen Widersprüche, all diese Zerrissenheit auch auf der Gefühlsebene erforschen kann, ohne ständig in der Angst leben zu müssen, daß der Partner wegen irgendeiner Kleinigkeit das Weite sucht.
Ein geknacktes Postfach oder ein Seitensprung sind vielleicht keine Kleinigkeit und schlagen hohe Wellen, aber wer sich wegen sowas trennen muß, offenbart damit lediglich, daß es mit der Beziehung bisher NOCH nicht allzu weit her war. Es macht aber wenig Sinn, allzu oft von vorne anzufangen; die Probleme sind sowieso immer dieselben.
dass eine Beziehung so oder so ein Problem hat
Sind es nicht eher die Partner, die das Problem haben? Die Beziehung bleibt doch eh (in der Erinnerung) bestehen, selbst nach einer Wohnraum-Trennung.