Nicht nur eine Frage der Moral
Das Schnüffeln ist ja nicht nur eine Frage der Moral:
Zum einen können gewisse Kenntnisse von bestimmten Sachverhalten in reiferen Beziehungen schwerwiegende Folgen haben: Es geht dann nicht nur um Trennung oder nicht, sondern auch um Sorgerecht, Unterhaltszahlungen oder Zugewinnausgleich. Wer die Möglichkeit hat, eine Viertelmillion zusätzlich abzugreifen, oder gerne auch weiterhin mit seinen Kindern zusammenleben zu können, der wirft dann die guten Vorsätze auch schnell mal über Bord. Alles andere ist zwar "gut" aber naiv.
Zum anderen entwickeln wir in der Kommunikation mit anderen Menschen schnell ganz individuelle Chiffren und Assoziationsmuster, die ein(e) Postgeheimnisbrecher(in) nicht kennen kann. Das kann schnell zu unnötigen Missverständnissen führen. Wie bereits gesagt sollte sich jeder vorher überlegen, ob er/sie das, was es zu entdecken gilt, wirklich wissen will und auch versteht.
Ihr dürft die Briefe nicht lesen, und was darin steht, niemandem erzählen."
Janosch: "Post für den Tiger"
Und dann gibt es ja auch noch diesen Reifesprung, daß eine Beziehung so einen Schnüffel-Supergau trotzdem überlebt:
Dann geht es einige Wochen oder Monate lang richtig zur Sache, es wird gestritten, daß die Fetzen fliegen. Am Ende machen beide die Erfahrung, daß jeder für sich stark genug ist, den anderen auch ohne Vertrauen zu lieben. Das kann sehr schön sein.