Erlaubt mir,
hier noch einmal ausführlicher zu antworten:
Aufrichtigkeit und Liebe,
freie Liebe - Verantwortung, - einander gehören
bloß reden - Handeln
persönliche lust & lebensbereicherung...
oder verlässlichkeit & nachhaltigkeit
Weil das Thema gerade sehr zur derzeitigen Entwicklung unserer Beziehung passt, kreisten all diese Stichworte heute durch meine Gedanken, und darum möchte ich einmal wieder von meiner Liebsten und mir erzählen:
Meine Liebste und ich sind seit über 21 Jahren zusammen, lieben einander, sind aneinander gewachsen, haben an- und miteinander Fehler begangen und sie uns verziehen, haben uns gegenseitig nach unseren Möglichkeiten unterstützt
und uns oft genug unseren - damals noch - unzulänglichen Fähigkeiten entsprechend auch gegenseitig blockiert.
Ganz normales, alltägliches und ebenso wunderbares Beziehungsleben eben.
Durch fast die gesamte Zeit zogen sich aber Probleme mit meinem höheren bzw. ihrem geringeren sexuellen Verlangen.
(Wer´s ausführlicher lesen will:
Partner braucht nicht so viel Sex wie man selbst )
Wir haben in den letzten 11/2 Jahren viel an uns gearbeitet, daran, für uns selbst zu sorgen, daran, zu erkennen, wer jeder einzelne von uns ist, was jeder von uns will und daran, zu unseren tatsächlichen Bedürfnissen zu stehen. Wir haben gelernt, jeder für sich zunehmend sich selbst treu zu bleiben. Für eine größere Klarheit und
Aufrichtigkeit in der Beziehung.
Das hat uns einander noch näher gebracht, unser gegenseitiger Respekt ist noch größer geworden - was uns schon immer klar war, ist noch eindeutiger geworden:
Wir wollen gemeinsam alt werden!
Inzwischen ist unsere persönliche Integrität soweit gewachsen, daß wir
aufrichtig uns dazu bekennen können, wie es ist:
Was sich noch nicht verändert hat, ist das ungleiche sexuelle Verlangen.
Und zu ihrem geringern steht meine Liebste seit nicht allzu langer Zeit ebenso wie ich zu meinem höheren Verlangen.
Es ist in Ordnung so.
Meine Liebste hat gerne Sex, wenn ihre "erotische Energie im Fluss" ist.
Unser Sex ist für uns beide wunderschön.
Um meinem höheren Bedürfnis gerecht zu werden, haben wir uns vor etwa zwei Wochen entschieden, die Beziehung für mich zu öffnen.
Sie selbst möchte es für sich im Moment nicht.
Für mich ist es eine sehr neue Situation, mit der umzugehen ich erst noch lernen darf.
Die Entscheidung fühlte sich für uns
beide überraschenderweise sehr befreiend an. Der ganze Druck, die ganze Anspannung ist verflogen.
Wir können miteinander Sex haben, wenn wir beide es wollen.
Und wir dürfen beide so bleiben, wie wir sind, ohne aneinander herumzuzuppeln.
Die ersten Tage nach unserer Entscheidung sprang ziemlich heftig mein Kopfkino an, später mischten sich aber auch nachdenkliche Töne dazwischen. Es steckt ja doch ganz schön viel
Verantwortung in so einem Schritt.
Ich habe mich inzwischen hier im Joyclub wieder angemeldet, das ein oder andere Profil genauer betrachtet, und hatte zugleich dennoch Sorge, meiner Liebsten mit meinen Aktivitäten Angst zu bereiten. Ich wollte sie auf dem Laufenden halten, ja sie am liebsten bei allem fragen, ob es auch für sie so okay ist. Was sie mir da antwortete hat mich doch ein bißchen (positiv) umgehauen:
"Indem Du für Dich sorgst, zeigst Du mir, daß Du mir vertraust."
...
...
...
...
...
...
Wow!!!
Indem Du für Dich sorgst, zeigst Du mir, daß Du mir vertraust.
Das heißt:
Ich vertraue Dir voll und ganz! Darauf kannst du vertrauen.
Indem Du für Dich sorgst, zeigst Du mir, daß ich sein darf wie ich bin, und daß ich nicht für Dich sein muß, was ich nicht bin.
Ich weiß, daß Du zu mir gehörst, auch wenn Du Sex mit anderen Menschen hast. Und ich weiß, daß ich zu Dir gehöre, daß Du mich in diesem Leben nicht im Stich läßt, wenn ich Dich brauche.
Indem Du für Dich sorgst, zeigst Du mir, daß Du mir vertraust.
Daß meine Liebste diesen Satz ausgeprochen hat, ist für mich das
Handeln, der die Liebe meiner Liebsten untermauert.
Ich weiß nicht, wie sich die Sache weiter entwickelt, ob ich am Ende von der Möglichkeit der offenen Beziehung tatsächlich Gebrauch machen werde, oder ob es mir am Ende reichen wird, daß ich die Möglichkeit hätte, wenn ich wollte...
Ob meine Liebste irgendwann ihr Veto einlegt und wir neu überlegen müssen, wie wir weitermachen. Vielleicht steigert sich auch ihr Verlangen mit der Zeit, einfach, weil sie nun weiß, daß sie Lust haben darf, wann sie will, ganz ohne inneren Druck.
Vielleicht kehre ich mit der Zeit aus eigenem Antrieb wieder zur Monogamie zurück.
Wer weiß, wie es weitergeht? Es ist alles offen.
Ich betrete für mich absolutes Neuland.
Eines aber ist für mich sicher:
Nicht ohne Grund steht in meinem Paarprofil "Feste Beziehung".
So wie meine Liebste und ich miteinander umgehen, mache ich mir um
verlässlichkeit & nachhaltigkeit unserer Beziehung keine Sorgen.
Mit dieser Frau - mit meiner Liebsten - werde ich alt, so Gott will.
Zu wissen, daß man einander
gehört, einander vertraut, ganz gleich was kommt, gehen lassen zu können, weil ich weiß, der andere bleibt mit dem Herzen bei mir, und umgekehrt selbst gehen zu können, weil der andere weiß ich bleibe mit dem Herzen bei ihm - könnte nicht auch das mit
freier Liebe gemeint sein?
Das Leben ist ein Wunder.
Ich werde nicht aufhören, darüber zu staunen!
Liebe Grüße
erwil