verworrene Wege
Das ist eine Frage, die uns auch schon eine Weile beschäftigt. Hört man die 24/7 Leute dazu, ist es das Größte, sich seiner Neigung ganz hin zu geben und wer das nicht schafft, oder für sich nicht will, der „spielt halt nur so ein bisschen rum, um den Sex aufzupeppen“.
Andererseits gibt’s die Leute, die vor der Vorstellung devotes oder dominantes Verhalten könnt in den Alltag hineinragen geradezu Angst haben, so als würde einem die eigene Psyche dann über den Kopf wachsen und das eigene Verhalten total entgleiten.
Wir kommen mehr und mehr zu der Erkenntnis, dass wir 24/7 WIR selber sind.
Ich habe keine Lust, mich für Sex vorher verkleiden zu müssen, oder plötzlich mit meinem Schatz anders reden zu müssen, als den Rest des Tages, wir haben keine Lust eine Rolle zu spielen.
Andererseits, bin ich auch nicht bereit, bei der Verteilung des gemeinsamen Geldes devot die Augen niederzuschlagen und zu sagen: „ganz wie Du willst mein Liebster“, genauso wenig wie er Lust hat, sich neben seiner eigenen Kleidungswahl morgens auch noch zu überlegen, was ich anziehen soll, oder für alle Entscheidungen allein verantwortlich zu sein.
Sind wir auf einem sonntäglichen Waldspaziergang an einer Wegbiegung ist es hingegen ganz klar, dass er entscheidet, ob links oder rechts oder ob ich entscheiden soll, weil er sich mit diesem Kleinkram gerade mal nicht befassen mag. Und Vorschläge hört sich ein guter Anführer sowieso immer gerne an
Klar gibt es auch 24/7 Elemente, zum Beispiel hat er meine komplette Unterwäsche mit ausgesucht, ich kann also sicher sein, was immer ich morgens aus der Schublade krame, ihm wird es gefallen, und wenn er Sonderwünsche hat meldet er sich halt.
Anders herum kann ich jeder Zeit sagen: „Tut mir leid, heute wäre der Rock, den Du da gerne an mir sehen würdest sehr unpraktisch, weil auf der Arbeit dieses und jenes ansteht und das ist dann auch OK.“
Das bedeutet natürlich, dass wir viel mit einander reden müssen, deutlich mehr, als die durchschnittlichen 10 Minuten, die deutsche Eheleute angeblich unter der Woche miteinander kommunizieren. In 20 Jahren wird sich das Ganze vielleicht eingespielt haben und es wird klar definierte Rollen geben, und sauber umrissene Bereiche, vielleicht aber auch nicht, was soll`s, der Weg ist das Ziel, uns geht es gut damit.
Mal zu hören, wie es die anderen „treiben“ ist sicher nie verkehrt aber, um das ganz deutlich zu sagen, das ist
unser Weg, ein für Außenstehende vermutlich kaum nachzuvollziehender, sehr verworrener Weg, der es
uns ermöglicht, einerseits unsere Neigungen zu leben, andererseits eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen. Und jedem anderen Paar wird nichts anderes übrig bleiben, als den eigenen Weg selber zu finden.
Alre