@ Juwel: also auch ich möchte nicht in einer Welt leben, in der sich-verlieben nur eine Reaktion auf einen Mangel ist. In der Tat sind alle Menschen verschieden. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir berichten, dass ich glücklicherweise oft und gern verliebt war und bin, und sich das nicht immer auf einzelne Personen beschränkt hat. Und das waren keine "Defizitreaktionen". Aber wenn es Veranlagung ist (an die nicht jeder glauben muss, die Evolutionstheorie ist ja auch noch nicht überall durch) ist, dann bin ich mit Sicherheit ganz vorn dabei. Mein Ringfinger ist übrigens auch länger als mein Zeigefinger.
Ich bin, wie gesagt, kein Verfechter der "offenen" Beziehung. Wohlgemerkt für mich - es gibt mit Sicherheit viele Paare, für die das funktioniert. Mir wäre das vor allem gesundheitlich ein zu großes Risiko, um auf einer solchen Basis eine Familie zu gründen. Was ich - in der Tat mit Vehemenz, auch ohne persönliches Dilemma - vertrete (und was ich auch in meiner eigenenen Ehe verteidige) ist das unveräußerliche Recht auf persönliche Freiheit. Das ist nun ein eher existenzialistischer Ansatz, der sich mit einer kirchenhistorischen Tradition wie der Ehe ja eigentlich gar nicht verbinden lässt.
Dazu kann ich den Artikel "Vom Ehekäfig zum Intimnetzwerk" von Dr. Schmidt-Salomon empfehlen: http://www.schmidt-salomon.de/sexpol.htm
Aber hier ist das tatsächliche Dilemma: Der bis 2007 n. Chr. entwickelte Mensch hat - statistisch hochsignifikant und bereinigt von subjektiver medialer Romantikprägung - mehrere gegensätzliche Interessen oder Anforderungen, wenn es um seine Fortpflanzung, Libido, Beziehungen geht. Das hat nichts mit alt- oder neumodisch zu tun, sondern mit einer Objektivierung dessen, was abseits der gepredigten Moral in der Gesellschaft tatsächlich passiert. Eine Linie die sich dort erkennen lässt ist, dass Beziehungen beendet werden, weil jemand eine neue (weitere) Liebe findet und vor die Entscheidung gestellt wird, welche er fortsetzen möchte. Serielle Monogamie eben.
Und ich (der auch nur so denkt wie wiederum viele andere) mache an der Stelle eben ein paar Feststellungen: Zum einen, dass für mich serielle Monogamie unvereinbar ist mit meinem Begriff von Treue - wenn ich einem Menschen verspreche, ihn zu lieben und zu achten bis ans Ende meines Lebens, dann kann ich das nicht einfach nach Belieben rückgängig machen. Zum anderen, dass ich einen an der Waffel haben müsste, einem solchen gescheiterten System die Zukunft meiner Familie anzuvertrauen, indem ich als junger Mensch ein Versprechen gebe, das ich mit statistisch hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund meiner eigenen zukünftigen persönlichen Entwicklung nicht halten können werde.
Für mich wäre eine Beziehung mit einer Frau undenkbar, die den Anspruch stellt, für mich "die Einzige" zu sein. Ich würde einfach nichts in eine Beziehung investieren wollen, bei der meine Partnerin, die behauptet, mich zu lieben, ohne eine inhaltliche Auseinandersetzung und ohne Verständnis für meine Gefühle einfach davon rennen würde. Und womöglich geliebte Kinder mitnehmen würde. Auf so ein Elend habe ich einfach keine Lust.
Im übrigen ist es immer wieder ganz spaßig zu beobachten, dass es so viele Frauen gibt, die die Moralkeule schwingen. Dass Frauen mindestens so oft fremdgehen wie Männer ergibt sich schon daraus, dass zu einem Seitensprung in der Regel immer mindestens zwei gehören.
Dass der Mensch also nur zu etwa der Hälfte zur Monogamie taugt, ist also eigentlich eine ungeliebte Tatsache. Die Frage ist nur: Was machen wir als Gesellschaft daraus? Eine konservative Moraldebatte ist so typisch unkonstruktiv. Das Ignorieren oder Wegreden-wollen von Problemen hat aber selten zu Lösungen geführt. Ich bin daher in der Tat ein Freund davon sich Gedanken über andere, funktionierende Partnerschaftsmodelle zu machen, die an der Sex-Schnittstelle erst einmal ohne diesen Untreue-Hokuspokus auskommen.
Eine Partnerschaft, in der der Respekt vor den Bedürfnissen des anderen eben auch die (ohnehin nicht extern kontrollierbare) Gefühls- und Körperlichkeitsebene nicht ausschließt, finde ich daher sinnvoll. Schon allein weil es hier um ein Grundbedürfnis des Menschen wie Essen und Schlafen geht, das willentlich nur in Maßen steuerbar ist. Wenn mein Partner neue, andere Erfahrungen machen möchte, dann kann ich ihm nicht verbieten das zu tun, ich kann ihn nur drängen oder manipulieren, sich in dieser Hinsicht selbst einzuschränken. Das Erpressen mit dem Beenden der Beziehung ist aus meiner Sicht erbärmlich und zeugt - wie gesagt - eben nicht von Selbstbewusstsein und Stärke, sondern von mangelnder Toleranz und Konfliktfähigkeit. Wichtig ist, dass in einer solchen Konstellation nicht leichtfertig mit Freiheiten umgegangen wird. Denn es sollte immer noch wichtig sein, der Beziehung und dem geliebten Partner nicht unbedacht oder vorsätzlich zu schaden oder ihn zu verletzen.
Ganz und gar offene Beziehungen sehe ich deshalb nicht als Lösung, weil sie zum einen die "Hauptbeziehung" abwerten, zum anderen ein recht schwer kontrollierbares gesundheitliches Risiko sind. Nich zuletzt deswegen haben die 68er dieses Lebensmodell inzwischen selbst entglorifiziert .
Meine Frage ist: Was machen wir aus den Gegebenheiten? Einfach mal nach vorn denken statt zurück schauen. Einfach mal locker lassen würde vielen Beziehungen helfen, die beendet werden, obwohl sie eigentlich nicht gescheitert sind. Vor allem Kindern aus diesen Beziehungen wäre geholfen, wenn ihre Eltern ihre eigentliche Verantwortung erkennen und ernst nehmen würden.
Ich bin, wie gesagt, kein Verfechter der "offenen" Beziehung. Wohlgemerkt für mich - es gibt mit Sicherheit viele Paare, für die das funktioniert. Mir wäre das vor allem gesundheitlich ein zu großes Risiko, um auf einer solchen Basis eine Familie zu gründen. Was ich - in der Tat mit Vehemenz, auch ohne persönliches Dilemma - vertrete (und was ich auch in meiner eigenenen Ehe verteidige) ist das unveräußerliche Recht auf persönliche Freiheit. Das ist nun ein eher existenzialistischer Ansatz, der sich mit einer kirchenhistorischen Tradition wie der Ehe ja eigentlich gar nicht verbinden lässt.
Dazu kann ich den Artikel "Vom Ehekäfig zum Intimnetzwerk" von Dr. Schmidt-Salomon empfehlen: http://www.schmidt-salomon.de/sexpol.htm
Aber hier ist das tatsächliche Dilemma: Der bis 2007 n. Chr. entwickelte Mensch hat - statistisch hochsignifikant und bereinigt von subjektiver medialer Romantikprägung - mehrere gegensätzliche Interessen oder Anforderungen, wenn es um seine Fortpflanzung, Libido, Beziehungen geht. Das hat nichts mit alt- oder neumodisch zu tun, sondern mit einer Objektivierung dessen, was abseits der gepredigten Moral in der Gesellschaft tatsächlich passiert. Eine Linie die sich dort erkennen lässt ist, dass Beziehungen beendet werden, weil jemand eine neue (weitere) Liebe findet und vor die Entscheidung gestellt wird, welche er fortsetzen möchte. Serielle Monogamie eben.
Und ich (der auch nur so denkt wie wiederum viele andere) mache an der Stelle eben ein paar Feststellungen: Zum einen, dass für mich serielle Monogamie unvereinbar ist mit meinem Begriff von Treue - wenn ich einem Menschen verspreche, ihn zu lieben und zu achten bis ans Ende meines Lebens, dann kann ich das nicht einfach nach Belieben rückgängig machen. Zum anderen, dass ich einen an der Waffel haben müsste, einem solchen gescheiterten System die Zukunft meiner Familie anzuvertrauen, indem ich als junger Mensch ein Versprechen gebe, das ich mit statistisch hoher Wahrscheinlichkeit aufgrund meiner eigenen zukünftigen persönlichen Entwicklung nicht halten können werde.
Für mich wäre eine Beziehung mit einer Frau undenkbar, die den Anspruch stellt, für mich "die Einzige" zu sein. Ich würde einfach nichts in eine Beziehung investieren wollen, bei der meine Partnerin, die behauptet, mich zu lieben, ohne eine inhaltliche Auseinandersetzung und ohne Verständnis für meine Gefühle einfach davon rennen würde. Und womöglich geliebte Kinder mitnehmen würde. Auf so ein Elend habe ich einfach keine Lust.
Im übrigen ist es immer wieder ganz spaßig zu beobachten, dass es so viele Frauen gibt, die die Moralkeule schwingen. Dass Frauen mindestens so oft fremdgehen wie Männer ergibt sich schon daraus, dass zu einem Seitensprung in der Regel immer mindestens zwei gehören.
Frauen reden nur nicht so oft darüber. Das zeigte eine aktuelle amerikanische Studie: Im ersten Durchgang wurden Studentinnen nach der Zahl ihrer Sexualpartner gefragt. Der Durchschnitt lag bei 2,3. Danach wurden sie an einen Lügendetektor angeschlossen. Plötzlich waren es 4,9 im Schnitt. Bei der männlichen Versuchsgruppe war es übrigens umgekehrt...
Dass der Mensch also nur zu etwa der Hälfte zur Monogamie taugt, ist also eigentlich eine ungeliebte Tatsache. Die Frage ist nur: Was machen wir als Gesellschaft daraus? Eine konservative Moraldebatte ist so typisch unkonstruktiv. Das Ignorieren oder Wegreden-wollen von Problemen hat aber selten zu Lösungen geführt. Ich bin daher in der Tat ein Freund davon sich Gedanken über andere, funktionierende Partnerschaftsmodelle zu machen, die an der Sex-Schnittstelle erst einmal ohne diesen Untreue-Hokuspokus auskommen.
Eine Partnerschaft, in der der Respekt vor den Bedürfnissen des anderen eben auch die (ohnehin nicht extern kontrollierbare) Gefühls- und Körperlichkeitsebene nicht ausschließt, finde ich daher sinnvoll. Schon allein weil es hier um ein Grundbedürfnis des Menschen wie Essen und Schlafen geht, das willentlich nur in Maßen steuerbar ist. Wenn mein Partner neue, andere Erfahrungen machen möchte, dann kann ich ihm nicht verbieten das zu tun, ich kann ihn nur drängen oder manipulieren, sich in dieser Hinsicht selbst einzuschränken. Das Erpressen mit dem Beenden der Beziehung ist aus meiner Sicht erbärmlich und zeugt - wie gesagt - eben nicht von Selbstbewusstsein und Stärke, sondern von mangelnder Toleranz und Konfliktfähigkeit. Wichtig ist, dass in einer solchen Konstellation nicht leichtfertig mit Freiheiten umgegangen wird. Denn es sollte immer noch wichtig sein, der Beziehung und dem geliebten Partner nicht unbedacht oder vorsätzlich zu schaden oder ihn zu verletzen.
Ganz und gar offene Beziehungen sehe ich deshalb nicht als Lösung, weil sie zum einen die "Hauptbeziehung" abwerten, zum anderen ein recht schwer kontrollierbares gesundheitliches Risiko sind. Nich zuletzt deswegen haben die 68er dieses Lebensmodell inzwischen selbst entglorifiziert .
Meine Frage ist: Was machen wir aus den Gegebenheiten? Einfach mal nach vorn denken statt zurück schauen. Einfach mal locker lassen würde vielen Beziehungen helfen, die beendet werden, obwohl sie eigentlich nicht gescheitert sind. Vor allem Kindern aus diesen Beziehungen wäre geholfen, wenn ihre Eltern ihre eigentliche Verantwortung erkennen und ernst nehmen würden.