verständliche Frage, etwas komisch formuliert
Kleines, Du kennst Dich mit den (technischen) Details der Fotografie anscheinend wirklich nicht so aus.
Ihr müsstet eure Bilder mit einer alten üblichen Kamera machen, hättet nicht die Möglichkeit PS einzusetzen um (Weißabgleich, Tiefenschärfe oder was auch immer ihr da macht) zu vollziehen
(Weißabgleich, bzw. Farbthemperatur und Tiefenschärfe sind physikalische Eigenschaften des Lichts (Optik = Lehre des Lichts), und haben nichts mit dem Alter oder dem Preis einer Kamera zu tun. Sie müssen auch bereits vor dem Drücken des Auslösers berücksichtigt werden und nicht erst nachher am PC)
Ich verstehe Deine Frage mal so: kann man auch ohne technisches Primborium gute Fotos machen?
Nun, das Festhalten von Licht auf Papier ist zunächst einmal ein rein technischer Vorgang. Ob das Festgehaltene dann auch ästhetisch anspricht, ist dann wohl mehr eine künstlerische Frage.
Das Licht fällt auf ein Motiv, wird dort reflektiert und trifft auf das Objektiv. Alle Objektive der Welt, egal ob billig oder teuer, beruhen auf den gleichen Prinzipien und es gibt halt dabei nun mal Blende, Brennweite und (Tiefen-) Schärfe. Wenn das Licht sich da erst mal durchgewurschtelt hat und auf den "Kamerabody" trifft, gibts da noch Verschlußzeit, Lichtempfindlichkeit (ISO-Zahl) und Farbthemperatur. Bis hierher gibt es auch keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen analog und digital. Die Farbthemperatur ist nun einfach mal ein physikalisches Phänomen, das berücksichtigt werden muß, egal ob ich jetzt einfach nur auf einen Knopf drücke, oder zwischen einem Tages- oder Kunstlichtfilm entscheiden muß.
Die Tiefenschärfe (ein sehr wichtiges künstlerisches Intrument) ist der Bereich in die Tiefe gesehen, in dem das abgebildete Bild scharf dargestellt wird. Dieser Bereich ist immer vorhanden und eben unterschiedlich groß. Wenn ich diese physikalische Tatsache nun für meine künstlerische Arbeit nutzen möchte, muß ich eben die Zusammenhänge aus Brennweite und Blende verstehen und diese Werte an meiner Kamera manuell einstellen können. Das ist eben genauso, wie die Tatsache, daß ich mit einer 1/30s nicht mehr aus der Hand knipsen kann, ohne daß das Bild verwackelt. Und wenn ich die Iso-Zahl erhöhe, fängt das Bild eben an zu rauschen. An all diesen Eigenschaften kann ich nichts ändern, ich kann nur versuchen sie sinnvoll für mich zu nutzen.
Zurück zu Deiner Frage: gute Fotos ohne technisches Primborium:
Ich habe lange Zeit Bilder mit einer einfachen Digitalkamera gemacht (Canon A80) und war auch lange Zeit recht zufrieden damit. Irgendwann hat es mich aber eben gestört, daß ich die Schärfe dort nicht manuell, bzw. ausreichend gezielt, einstellen kann. Das Ding hat oft einfach gemacht, was es wollte. Außerdem war mir der Spielraum der Brennweite (Weitwinkel - Zoom) nicht mehr groß genug. Also habe ich mir eine Spiegelreflexkamera gekauft, und wenn jetzt die Bilder nix werden, dann bin ich meistens selber dran schuld.
Das heißt aber nicht, daß man mit der kleinen Kamera keine guten Bilder machen könnte, man stößt nur eben schneller an die Grenzen des Möglichen.
An der Digitalfotografie schätze ich ich vor allem die vielen einfachen Vorteile, die sie mir bietet:
• Wenn sich die Farbthemperatur oder Lichtverhältnisse ändern, drück ich eben auf nen Knopf und muß keinen Film wechseln.
• Ich kann auf Fehler oder unerwünschte Details sofort reagieren und sehe eben gleich, wo die Probleme sind und erspare mir damit manche Enttäuschung
• das Sichten der Bilder am PC ist wesentlich komfortabler als bei Kontaktabzügen
• So und günstiger ist es auch
• Und wenn der Horizont mal etwas schief ist oder am Bildrand etwas stört, läßt sich das schnell und einfach korregieren, was ich noch nicht als die große Bildbearbeitung bezeichnen möchte.
Wenn man mit dem Fotografieren anfängt, sieht es doch eigentlich so aus: Ich sehe etwas und das möchte ich festhalten. Je mehr man sich aber mit dem Thema beschäftigt, um so mehr Einfluß will man nehmen und am Ende steht dann erst mal ein Bild im Kopf, das ich Realität lassen werden möchte. Heißt ich wandele vom Reagieren zum Agieren.
Und hier stellt sich dann die Frage, ob und wie mir Technik dann dabei helfen kann.
Zunächst ist eine Idee, dann überlege ich mir: was für Technik brauche ich dafür und vor allem auch: steht mir diese Technik zur Verfügung? Wenn nein, wie kann ich es dann anders machen?
Ich selbst habe keine teuren Stufenlinsenscheinwerfer oder Reflektor-Blitzlicht-Anlagen, sondern 2 popelige Scheinwerfer aus dem Baumarkt mit etwas Fließ davor, das ich mir bei einem mir bekannten Profi besorgt habe. ("hey, hast mal n Streifen Fließ für mich?", "Schneid Dir ab, was Du brauchst", "Danke, Mann") Und einige meiner schönsten Bilder habe ich mit einer pupseligen Schreibtischlampe gemacht.
Kommt eine neue Technik auf dem Markt, so prüft jeder Fotograf der sich damit beschäftigt: Kann ich persönlich mit dieser Technik etwas machen, das ich vorher nicht konnte? Macht sie irgendetwas einfacher?
Viele Fotografen arbeiten immer noch gerne analog und das nicht weil es so schön nostalgisch und sinnlich ist, sondern weil z.B. Film im Kontrast pflegeleichter ist, als ein Mikrochip.
Was anderes ist es, wenn Fotografen vermurkste Bilder am PC wieder hinbiegen wollen. (Beliebt sind dabei Verfremdungseffekte)
Ums auf den Punkt zu bringen: Ja ich kann auch mit "wenig" gute Bilder machen, aber warum sollte ich mich einengen lassen? Und was bei mir schon "viel" ist, ist bei anderen "noch gar nichts". Aber wenn das "wenig" mir Grenzen setzt, warum soll ich dann nicht auf "mehr" zurückgreifen?
Und egal, mit wieviel oder wenig Aufwand ich arbeite: Eine Kamera ist immer Technik und wenn ich diese Technik nicht verstehe und beherrsche, so werde ich immer auf den Zufall warten müssen, der mir ein schönes Bild schenkt. Oder ich finde einen ganz besonderen Stil, der es mir erlaubt, ohne Ahnung trotzdem schöne Bilder zu machen. Das ist allerdings eher selten und da wirds dann stilistisch wohl auch kein großes "weiter" geben.
LG
JGOBond
PS: Ach ja, aber es stimmt schon: Was nutzt der Tiger im Tank, wenn der Esel hinterm Lenkrad sitzt ?