Prinzipiell gebe ich Antaghar damit auch Recht. Ich denke ein wesentlicher Unterschied zu Vanilla-Paaren besteht darin, dass diese sich häufig gar nicht damit auseinandersetzen, was für sie nun wirklich Treue und Zusammenhalt und Vertrauen bedeutet. In der Regel wird doch nur anerzogenes widergekaut, in dem halt immer wieder die üblichen Verdächtigen als Treuebruch herangezogen werden: Fremdknutschen, Fremdschlafen, ... Der Teufel steckt aber wie so häufig im Detail und ein Wankenkuss kann harmlos zur Begrüßung sein, bei inner Sehnsucht und Lust auf die jeweilige Person aber bereits weit die Grenze des eigentlich notwendigen Körperkontakts überschreiten.
In dem sich ein Cuckold- oder Wifesharingpaar damit auseinandersetzt wo ihre Grenzen liegen und diese bewusst kennenlernt und den Spalt dazwischen ausreizt und auslebt, entsteht automatisch eine Vertrautheit und Verbundenheit zwischen den beiden, die sie doch schonmal vom durchschnittlichen Vanillapaar abheben lässt.
Treue und die Grenzen zum Treuebruch (ich vermeide jetzt mal bewusst den Begriff "Fremdgehen"), sind doch immer individuell und können selten pauschalisiert werden. Jeder sieht abhängig von der Situation die Grenzen anders gesteckt und wenn man mal länger als 10 Minuten darüber nachdenkt ist auch "Fremdküssen" nicht pauschal als Treuebruch anwendbar: Je nachdem wieso das in dem Moment geschieht kann es entweder eine Beziehung zerstören oder alle zum Lachen anregen (weil es im Spass gemeint war). Der Kontext ist das wichtige dabei! Und wenn man je nach Kontext schon genug Vertrauen aufbringen kann, dass mein Partner jemanden anderen küsst und das unsere Beziehung nicht kaputt macht, wieso dann nicht auch weitergehen und das Vertrauen auf die Stabilität der Beziehung setzen? Swinger tun ja nichts anderes auch und unter'm Strich sind Hotwifes nur Damen die eben gern ein vlt. exzessiveres Swingen betreiben
Dreh- und Angelpunkt bei Cuckold- und Wifesharingpaaren ist immer dieses Vertrauen und das Auseinandersetzen mit den Grenzen und Möglichkeiten in der Beziehung. In dem man sieht wie der Partner einem davongleitet, merkt man was man an ihm hat und wie sehr man ihn nicht verlieren will. Schafft man es diese Gefühlsstärke zu sexualisieren, dann spielen plötzlich Hirn und Schwanz Tennis.
So sehr unterscheiden sich Swinger und Wifesharer und Cuckolds gar nicht. Bei Swingern tritt das Paar gemeinsam auf, ist durch den Zusammenhalt gestärkt und sieht das Swingen als Bereicherung für die Beziehung an. Bei Wifesharern wird zunächst die Frau als eigenes sexuelles Wesen betrachtet und sie selbst entdeckt das auch für
sich selbst. Der Mann unterstützt das dann nur lediglich und hilft ihr dabei sich zu erfinden. Bei Cuckolds kommt dann nur noch eine gewisse Devotheit vom Mann dazu und die Rollenverteilung kippt: Die Frau hat durch ihre Fremdschläferei und stetigen Bestätigung von aussen so viel Selbstbewusstsein aufgebaut, dass sie vom Mann keine Unterstützung mehr braucht. Sie kann nun dominant auftreten und hat ihm gegenüber nicht mehr diese Abhängigkeit. Er dagegen wird von ihr gehegt und gepflegt, wie ein Haustier das ständig in der Seele gestreichelt werden muss, davon abhängig wird und immer mehr davon braucht um die Nähe zu erfahren. Die Bestätigung, die die Frau noch braucht, holt sie sich bei ihren ausserehelichen Liebhabern. Dort fällt sie häufig in die leicht devote Rolle und der Liebhaber ist der dominantere Teil.
Im Vordergrund steht also damit die Erfahrung, dass der eine Partner vom anderen in seiner Selbstfindung viel stärker unterstützt wird und gefördert wird. Natürlich nur in seiner sexuellen Selbstfindung. Aber Sex spielt in der Beziehung ja eine ausschlaggebende Rolle und verbindet die beiden Partner miteinander. Man kann also sagen, dass sie sich damit von Vanillapaaren unterscheiden und von dort diese aussergewöhnliche Nähe herrührt.