Ich sehe Ehrlichkeit nicht als eine einseitige Bringschuld, sondern als Ergebnis von gegenseitigem Respekt, aus dem Vertrauen erwächst. Ehrlichkeit ist nichts, was man einfordern kann, Ehrlichkeit ist etwas, das man sich verdienen muss durch die Bereitschaft, den anderen als Menschen mit seinen Wünschen und Bedürfnissen wahrzunehmen und ihn so anzunehmen, wie er ist (oder ggf. auch nicht, aber dann soll derjenige, der das nicht kann, auch den Mut aufbringen, sich zu trennen), und ihn nicht zu formen, einzuschränken und ihn zu behandeln wie ein Ding, das man sich nach seinem eigenen Gusto zurecht biegt, das hat ein Partner und angeblich geliebter Mensch nicht verdient.
Wer mich verlassen würde/könnte, sobald ich Sex mit jemand anderem habe, der soll mich doch bitteschön gleich verlassen oder, noch besser, sich gar nicht erst mit mir zusammentun - wo führt das denn hin, erst wird mit Verlassenwerden gedroht, falls ich mal mit jemand anderem Sex haben sollte, dann wird mit Verlassenwerden gedroht, weil ich anderen Kontakt zu Menschen pflege, die mir lieb sind und am Ende gehöre ich dem anderen voll und ganz, aber das, was ihm gehört, bin nicht mehr ich sondern nur noch irgendein Ding, das versucht, dem Verlassenwerden zu entfliehen.
Ich gehe gar nicht fremd, würde mich aber der Drohung des Verlassenwerdens nicht aussetzen. Und auch nicht der Forderung nach Ehrlichkeit. Ich bin ehrlich, aber nur gegenüber Menschen, denen klar ist, dass ich einer ihrer Mitmenschen mit eigenem, freien Willen bin und kein erpressbares Stück.
Und diesen ganzen oh ich arme bin betrogen und angelogen worden-Weibchen stünde es gut zu Gesicht, wenn sie mal drüber nachdenken würden, warum sie angelogen wurden, und falls sie soweit kommen sollten, zu bemerken, dass das nur zum Teil am ach so bösen Lügner liegt, haben sie gewisse Chancen, dass ihnen das nicht nochmal passiert.