Na prima, endlich mal ein gläserner Betrieb! Und, welcher Schaden ist entstanden?
Ich will das Beispiel mit den Kindern aufgreifen.
Ich habe mit zwei Kindern ihre Baby- und Krabbelzeit erlebt, habe weder meine LPs, noch Herd, Schubladen und noch nicht einmal die über drei Etagen gehende Wendeltreppe gesichert. Das Kinderzimmer war ganz oben und endete direkt ohne Tür an der Treppe.
Wir hatten dort ein Gitter in Erwägung gezogen, ich habe mich aber dagegen entschieden, weil ich gute Erfahrungen mit dem ersten Kind und dessen Sicherheit ohne Hilfsmittel gemacht hatte. Ich war also gezwungen, dem Kind schnell begreiflich zu machen, welche Gefahr von der Treppe ausging. Also übten wir das Treppenkrabbeln. Sie ist einmal in eine Kiste mit Korn gefallen, ohne sich weh zu tun.
Na gut, sie hätte härter fallen können, aber vergessen wir nicht die Gefahr, die davon ausgeht, wenn das Kind nie gelernt hat, mit einer umzugehen. Beibringen scheint mir fürs Leben sicherer als die Kids hinter Gitter zu bringen. Klar wägt man das ab und in der Abwägung liegt genau unsere Verantwortung.
Um so krummer kommt es mir vor, diejenigen zu loben, die all ihre Sachen wegsperren und in der 'Sicherheit' Verantwortung sehen. Es prägt eine gesellschaftliche Mentalität, wo die Guten die sind, die ihre Pfründe wegsperren und die offenherzigen Menschen abgemahnt werden.
Ich habe dieses Thema mit dem 11jährigen Sohn meiner Freundin besprochen und fragte ihn, wie er denn mit den sexuellen bis pornographischen Abbildungen im Internet umgehe. Er sagte, das interessiere ihn überhaupt nicht und sei ihm völlig egal. Den Eindruck habe ich von vielen Jugendlichen. Einen psychischen Schaden habe ich noch bei keinem dieser Kinder feststellen können.
Der Schaden entsteht dann, wenn heere Moralvorstellungen dazu führen, das Kind dagegen abzuschotten, der Papa aber dann doch heimlich Pornos sammelt, das Kind diese entdeckt und sich nicht traut, mit den Eltern über den Vorfall zu sprechen, weil es spürt, dass es etwas Verbotenes getan hat. Da ist die Fallhöhe dann groß und es tut nicht nur weh: es kann auch nicht geheilt werden.
Ich pinkel nicht in den Vorgarten anderer oder pflück dort Blumen. Obwohl ich durch keinen meterhohen Zaun oder Verbotsschilder daran gehindert werde. Ich habe es noch nicht einmal mit dem Gartenbesitzer abgesprochen. Man tut es nicht. Das ist gesellschaftlicher Konsenz, eben Moral, gegenseitige Verantwortung.