der Romantiker... ist er noch gefragt?

Ich bin ungeheuer romantisch, vielleicht weil ich aus Heidelberg stamme.

Aber die Frage ist wohl berechtigt, ob Lagerfeuerromantik identisch ist mit dem, was sich andere Leute darunter vorstellen. Sie ist jedenfalls absolut nicht identisch mit dem germanistischen Romantikbegriff mit Namen wie Werther, Novalis....
oder mit den romantischen Opernstoffen wie zum Beispiel Freischütz.

Das hier stammt nicht aus der Romantik, sondern von Rilke, gibt aber sehr gut wieder, wie romantische Liebe zu verstehen ist:

Liebes-Lied
Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt,wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.


Rainer Maria Rilke, März 1907, Capri

Hallo Evian,
die an der Grobheit von Männerworten scheitert


Sicher hat es auch zur Zeit der Romantik drastische Wortwahl gegeben, und ich nehme an, dass zumindest Hölderlin (als Dichter der Wirkung von Worten bewusst) sie angewandt hätte, wenn ihm klar geworden wäre, dass seine Reime ausschließlich dem Aufriss (wieder ein bewusst drastisches Wort) zu dienen hätten. Was ist z.B. mit dem Feuer zwischen Paaren oder mit der Sehnsucht eines einsamen Menschen, die nach Worten sucht?

"Plattheit":
"platt" finde ich die Wortwahl TRIGONs nicht. eher, wie bereits erwähnt, drastisch.

"platt" finde ich vielmehr wie seicht hier in diesem Thread mit der Romantik und mit dem Musizieren umgesprungen wird. Es steht uns künftig turbogebildeten Deutschen als oft deklariertes "Kulturvolk" schlecht an.





Gruß in Deutschlands Kulturhauptstadt,
BFlat

irgendwie sind klampfende, pickelige tee_nager für mich nicht der inbegriff von "kultur" sfg

oder romantik

Du reflektierst ziemlich differenziert über das was hier unter "Romantik" subsummiert wird.

Warum kippst Du dann doch den Einheitsbrei aus der Ketchup-Flasche mit der Etikette "Romantik" (correct spelling: 'romantic') über Deine Gedanken und Dein Zitat?




BFlat

Hallo Du Schöne,

aber genau DORT ist, wo sich Kultur beweist!
Nicht nur bei jenen Herren mit Schlüsselringen von Edelkarossen, oder bei steinreichen Japanern, die Kunstwerke einschweißen und in Kellern lagern lassen.




BFlat
ohne Schlüsselring

Wenn ich das tun würde, dann würde ich mich nicht so echauffieren über diese Art der romantischen Ausdrucksweise.

Ist das die versteckte Art von Romantikern die dann nur durch vorgegaukelte Musikdarbietungen an ihr Ziel kommen wollen?

Eine dann doch allzu durchsichtig Masche.

Das schließt den Kreis zu den "Arschloch"-Threads, in denen spekuliert wird, ob miese, egoistische Männer bei Frauen besser landen. Ich sehe den Gegensatz zwischen "Arsch" auf der einen Seite und "Romantik" auf der anderen Seite gar nicht so.

Wer Romantik nur deshalb hinter sich lässt, weil Arsch sein "mehr bringt" - hey, der war bereits als "Romantiker" ein bisschen schon da angekommen. Warum ich das sage? Weil berechnende "Romantik" die für echte Romantik nötige Intimität entweder gar nicht liefert oder aber missbraucht.

Oder einfach nur desillusioniert?

dass eine frau in der mehrzahl der fälle ein gutes gespür dafür hat, ob romantik nur das mittel zum zweck eines verkappten a*** ist ... also nur ein "dosenöffner" aus dem werkzeugkastens eines pu-artists ist ... oder ehrlich gemeint

ausnahmen bestätigen natürlich - wie immer - die regel

Welche Illusion wurde denn zerstört? Die, dass "Romantik-Vorspielen" nicht wirkt? Und dann wird man verbittert und zum Arsch? Oder aber spielt wieder was vor, nämlich den coolen Macho... und legt damit die Damen rein? Irgendwo kann ich wohl nicht ganz folgen.

Genau mit dem Pu-Artisten geht sie in's Bett, mit dem ehrlichen nicht.

Wer sagt denn, das er den Romantiker nur gespielt hat? Nur weil er jetzt behauptet ein Arsch zu sein?

Das wird doch klar, wenn jemand sagt, dass Arsch sein mehr "bringt" als Romantik. Wer meint, dass Romantik etwas "bringen", etwas bewirken soll, hat diese doch bereits instrumentalisiert - und damit absichtlich, zielgerichtet eingesetzt. Instrumentalisierte Romantik ist gespielt - im Gegensatz zur echten Romantik, die sich aus einer bestimmten Situation von selbst ergibt.

Das "etwas bringt" hat der Arsch (Verzeihung) gesagt, zu dem er geworden ist, weil er vielleicht gemerkt hat, dass seine romantische Persönlichkeit nicht ankommt? Nicht alles muss eine Masche sein um Frauen flach zu legen.

Wenn man erwartet, dass die eigene "Romantik" "ankommt", dann sieht man die Romantik als Instrument zum "Ankommen". Nimm zum Beispiel mich: Ich bin ein purer Romantiker. Völlig egal, ob das ankommt oder nicht. Wenn's nicht ankommt, ist es schade - aber dafür bin ich nicht Romantiker. Sondern weil ich bin wie ich bin. Wie sollte sich das ändern können, nur weil die Frauen mich womöglich schneiden?

Vielleicht nicht bei allen Frauen, aber bei der Masse schon, sonst wären die Frauenflüsterer nicht so erfolgreich.

Das kommt auf den Zeitpunkt an, wenn ich mein altes romantisches Leben nachträglich bewerte, muss es damals keine Masche gewesen sein.

Also ich Rede jetzt nicht von dem Gitarristen, der zumindest so tut als wäre sein Spiel als Masche gemeint.

Meinst du das so: Ich blicke zurück, erkenne: "Mensch, mit deiner romantischen Ader haste dir aber für den Erfolg bei Frauen ganz schön selbst im Weg gestanden!" Und dann macht mich diese bittere Erkenntnis zum Misanthropen und ich werde mies. Ok, das sehe ich ein, sowas könnte bei bestimmten, melancholisch veranlagten Menschen so passieren.

Ja genau so mein ich das, und das Schlimme daran ist, das er jetzt wahrscheinlich tatsächlich mehr Erfolg bei den Frauen hat.

Ich glaube nicht das Frauen auf Romantiker stehen, sie stehen auf romantisch Momente. Selbst in den blumigsten Romantikschnulzen, ist der männliche Hauptdarsteller bestenfalls ein Macho der im entscheidenden Moment ein wenig den Softi zeigt.

Romantik ist offenbar nicht gleich Romantik - das zeigt jeder Thread über Romantik. Für die einen ist es ein Candle-Light-Dinner, für die anderen eine zärtliche Geste, für wieder andere das Wandern im Schnee unter bleichem Mondlicht, noch andere sehen Romantik in Mittelmeer-Gefühlen.

Meine Romantik hat z.B. nichts mit Kerzen, Herzen, Fingerringen und süßen Sonnenuntergängen zu tun. Sondern mit wahrer Intimität, echter Loyalität und mit wilder Natur.

Weil Romantik so viel Unterschiedliches sein kann, kann man schlecht sagen: "Frauen stehen (nicht) auf Romantiker". Sie stehen aber definitiv nicht auf Ärsche. Sondern auf abenteuerliche Typen, die sie (die Frau) animalisch begehren. Den "Arsch" kaufen sie dann notfalls mit, wie immer.

Und Arsch ist auch nicht Arsch

Was ein ehemaliger Romantiker unter Arsch versteht, finden andere vielleicht bloss dominant.

Ich finde Arsch für mich genau definiert. Es ist ein Mensch, der anderen absichtlich (oder grob fahrlässig) schadet. Jemand, der dominant ist, ist kein Arsch, solange er niemandem absichtlich schadet. Knorrige, schroffe Typen sind auch kein Arsch. Ebensowenig Leute, die sich nehmen, was sie bekommen können - solange es nicht in Raub oder Diebstahl ausartet.

Du definierst gerade, was für dich kein Arsch ist. Also stimmst du mir zu, das jeder Arsch anders definiert.

Die meisten Aersche die ich kenne, halten sich selber nicht dafür.

Ja - stimmt .