Bedingungen der Liebe
In den letzten Tagen haben sich ja hier viele vehement gegen den Begriff der bedingungslosen Liebe gewehrt.
Was ich ganz gunt nachvollziehen kann. Ich hatte ja unkonkreter Weise schon mehrmals darauf hingewiesen, daß ich meine, daß wir dazu neigen bedingungslose Liebe mit Um-alles-in-der-Welt-geliebt-werden-wollen zu verwechseln.
Das ist so noch nicht ganz korrekt, wie mir heute klar wurde.
Mit dem Begriff der bedingungslosen Liebe verbinden wir die Vorstellung, unser Partner könne von uns fordern, daß wir bereit sind, alle seine Bedingungen sollten erfüllt werden, ehe wir uns von ihm geliebt fühlen dürfen. Dagegen wehren wir uns völlig zurecht.
Niemand, der über eine halbwegs gesunde Psyche verfügt, springt einfach mal so aus dem Fenster im 5. Stock, nur weil der Partner das von ihm fordert.
Kein (psychisch gesundes) Kind läßt sich von seinen Eltern - um es einmal umgekehrt zu betrachten - geduldig Gummibärchen in die Nase stecken. Dennoch können wir davon ausgehen, daß es seine Eltern bedingungslos liebt, oder?
Das zeigt mir, daß Selbstaufgabe nichts mit bedingungslose Liebe zu tun hat.
Mit Um-alles-in-der-Welt-geliebt-werden-wollen hingegen schon!
Durch meinen Beruf kenne ich so manches sogenanntes musikalisches Wunderkind, das sich selbst annähenrd aufgegeben hat, um sich die Liebe seiner überehrgeizigen Eltern zu „erarbeiten“. Ich hätte auch sportliche Wunderkinder anführen können, das ist nicht entscheidend.
Etliche sind daran zerbrochen.
Durch Selbstaufgabe glaubhaft geliebt zu werden, scheint also nicht zu funktionieren.
Da wir hier alle also so verzweifelt wie vergeblich um den Begriff der bedingungslosen Liebe
abrackern, habe ich mir heute vormittag überlegt, einmal einen anderen Ansatz zu probieren.
Ich habe mich gefragt:
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit wir uns geliebt fühlen, Zuneigung und Liebe erfahren können.
Ich habe dazu mein eigenes Leben nach Situationen durchforstet, wo es mir gelungen ist, Zuneigung zu erfahren und nach Situationen, in denen sie mir verwehrt wurde.
Ich habe mich gedanklich in meiner Umgebung umgesehen.
Wem geben wir lieber etwas in den Hut.
Dem Bettler mit dem schmuddeligen Papp-Schild vor sich: „Ich kann, nix, bin n´n armes Schwein, thuht wass in mainän Huht hünain“
oder doch lieber dem mit virtuoser Spielfreude musizierenden Straßenmusikanten hundert Meter weiter, der seine Fähigkeiten kennt und souverän einzusetzen weiß?
Welchem Bewerber geben wir als Arbeitgeber lieber den Job?
Dem der sagt, ich bin gut, ich kann was und weiß das auch - und ich bin bereit meine Fähigkeiten zu nutzen?
Oder dem der sagt, naja, ick brauch halt Jeld, und da dacht ick, ick könnt ma fragen, ob et nich irjendwat jibt, wat ick tun könnt.
Von welchem unserem Partner fühlen wir uns begehrter?
Von dem der sagt: Duhuu, darf ich dich ficken?
oder von dem der sagt :Ich will Dich ficken!
Wen finden wir attraktiver, den selbstbewußten Menschen, oder den, der bedürftig wirkt.
Und warum ist das so?
Ich bin für mich heute zu folgender Antwort gekommen auf die Frage:
WELCHE BEDINGUNGEN BRAUCHT LIEBE?
Wisse, daß Du liebenswert bist,
wisse um Deine Fähigkeiten und um Deinen inneren Reichtum
lade die Menschen die Du liebst ein, an den Früchten Deiner Fähigkeiten und Deines inneren Reichtums teilzuhaben.
Nach meinen Erfahrungen und meinen Beobachtungen werden wir nicht dafür geliebt, daß wir tun, was jemand anderes von uns will.
Wir werden dafür geliebt, daß wir unseren Wert kennen und freiwillig geben, ohne, daß es von uns gefordert wurde.
Die Antwort auf die Frage nach den Bedingungen der Liebe finden wir also nicht beim Partner -
wir finden sie in uns selbst!
Liebe Grüße
Erwil