In meinen Augen wird bei so elementaren Themen wie Liebe und Bedingungslosigkeit, in der Fragestellung die bedingungslose Liebe zu sehr vorkonfektioniert.
Vergleichbar mit dem Verkehr, von dem man hier sofort vom Geschlechtsverkehr ausgeht und ihn punktuell beleuchten will. Es gibt aber doch noch Straßenverkehr, Busverkehr, Bahnverkehr.
Verkehr ist in erster Linie Bewegung, die es zu beleuchten gilt, wenn es um Verkehr geht.
Genauso sehe ich das bei der bedingungslosen Liebe. In erster Linie ist damit die Liebe gemeint, die grundlegende Liebe, ob zu Mensch, Tier oder dem Leben.
Wir lieben Personen unterschiedlich, ob Kind, Bekannte/-in, Freund/-in, Eltern, Haustier, usw. und dennoch können wir alle davon bedingungslos lieben.
Also muss meiner Meinung nach die Liebe im weitesten Sinne angenommen werden, nicht Partner spezifisch. Anknüpfend an Gesetzmäßigkeiten wie, wir können nur im außen lieben, wenn wir uns im innen lieben, ist das grob gefasstere Betrachten sinnvoll und zeigt, dass es nicht auf den einen spezifischen Fall Beziehungsliebe zwischen Partnern gemünzt sein kann.
Wer sich selbst bedingungslos lieben kann, hat die Grundlage dies auch im außen zu tun.
Folglich liegt der Stolperstein bei der Bedingungslosigkeit. Diese in sich und sein Leben und Alltag zu etablieren, ist sau schwer, aber lohnenswert. Es ist kein nötigender Zwang das Ziel erreichen zu müssen, der Weg jedoch dort hin, so erfahrungsreich wie intensiv.
Ich habe mir dafür den Weg über die Achtsamkeit zurecht gelegt, denn irgendwie möchte ich ja an das ersehnte Ziel des bedingungslosen Liebens hinkommen.
Meine Vorstellung ist, dass wenn ich jedes Leben, gleich in welcher Form achte und für seine Existenz liebe, dann fällt es mir schwerer Bedingungen zu stellen. Jedes Wesen und Leben hat seinen Sinn in diesem und unserem Leben. Wir leben zusätzlich noch in einer Dualität. Ohne Tag, keine Nacht, ohne kalt, kein heiß. Die Gegensätzlichkeit muss also existieren, um unterscheiden zu können. Wenn alle Menschen 1,80m groß und 76kg wiegen würden, identische Körperform hätten, wie könnten wir uns von einander optisch unterscheiden? Dann wären Unterscheidungskriterien wie dick, dünn, klein, groß völlig obsolet.
Wenn ich dies in all seinen Feinheiten restlos akzeptiere, spielt es dabei überhaupt keine Rolle ob mir das nun gefällt und schmeckt oder nicht. Es geht ja nur darum, es anzuerkennen in allen Punkten. Bereits da fangen die ersten Hürden an, die sich aber überwinden lassen. Wer und was in unserem Denkgefüge dafür klein beigeben muss, darf jeder für sich selbst herausfinden.
Wenn ich weiterhin nach voller Akzeptanz der Dualität, das Leben in all seinen Facetten nun annehmen kann, dann versuche ich zu verinnerlichen, das nicht nur alles seine Berechtigung, sondern zwangsläufig auch seine Aufgabe und seine damit verbundene Lebens- & Sichtweise hat.
Kein Mensch führt das identische Leben wie ein anderer. Kein Mensch fühlt, riecht, sieht, hört, schmeckt und denkt wie ein anderer. Wir mögen größere oder kleinere Schnittmengen von Ähnlichkeiten aufweisen, wir mögen uns mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner Sprache verständigen, aber identisch ist niemand. Ganz dem Spruch meines Adoptivvaters: Das Gleiche kann das Selbe sein, aber das Selbe nie das Gleiche.
Ein weiterer Schritt ist das Beleuchten in mir selbst, von meinem Wirken auf andere, sein. Hierbei kann ich mich fragen, warum ich meine Vorstellung auf anderes Leben übertragen möchte. Warum habe ich den Drang im Außen X und Y zu fordern oder zu erwarten, was ist die tatsächliche Ursache in mir? Was ändert sich dabei konkret für mich? Wo ist hier die Eigenverantwortung für mich und nur für mich angesiedelt und welche Auswirkungen hat der ernsthafte und konsequente Schritt in die volle Eigenverantwortung?
Es heißt so schön: Wenn du die Welt nicht ändern kannst, ändere dich.
Und genau hier sehe ich den letzten Schlüssel zur Bedingungslosigkeit. Eigenverantwortung.
Wenn ich mich ausschließlich um meine Eigenverantwortung kümmere, also all jenes was mir im Außen und im Leben aufgezeigt und gespiegelt wird, versuche zu allererst in mir zu ändern, habe ich gar keine Zeit im Außen zu missionieren. Muss ich auch nicht mehr tun.
Auf der einen Seite achte und respektiere ich das Leben, ob Partner, Bekannte, Gesellschaft, Hund, Katz, Maus und auf der anderen Seite ändere ich in mir, was ich aufgelöst und neusortiert haben möchte.
Die dabei immer wieder aufkommende Frage, in therapeutischen Gesprächen ist:
Ja, aber ich muss doch….
Die Erkenntnis ist oft: Wir müssen nichts, außer den Mechanismus entdecken, des Änderns und Auflösens in uns in Wechselwirkung mit der zeitgleichen Veränderung unseres Umfeldes. Die Stellschraube für unser Leben liegt in uns, nicht im außen bei anderen. Alles, wirklich alles, was uns im Leben passiert, gleich in welcher Form liegt in direkter und unmittelbarer Verbindung zu uns. Nichts passiert einfach so. Zu erkennen warum und wodurch, ist ein anderes Thema, aber auch hierfür ist eine Bereitschaft für ein Blicken über den Tellerrand notwendig und förderlich.
Bedingungslos zu lieben, ist also kein Hirngespinst sondern ein ehrwürdiges, sinnliches und erfüllendes Ziel.
Unsere Erwartungen, ob an Partner, Gesellschaft oder an das Lebende stehen konträr zu unserem Wohl. Nehmen wir ein paar exemplarische Beispiele:
- Ich erwarte von meinem Partner sich so und so zu verhalten.
Wie viel Achtsamkeit liegt darin eigentlich? Als ob ein Partner einen Job zu erfüllen hätte. Ist das noch Liebe? Echte, wahre, tiefe Liebe? Möchte ich nicht, dass die Person die ich von ganzem Herzen liebe, ganz so sein darf wie sie ist und liebe ich sie nicht, weil sie so ist wie sie ist? Wie kann ich dann Erwartungen und Bedingungen haben?
# Ja, aber ich will doch nicht einsam sein.
# Ja, aber ich zu zweit muss doch…
- Ich erwarte von meinem Umfeld, dass es so und so mit mir Konversation betreibt
Wie viel Achtsamkeit liegt hier nun vor? Muss mein Umfeld sich an „Normen“ halten einzig, damit ich mich wohlfühle. Schafft es mein Umfeld überhaupt diese Aufgabe zu meistern oder liegen die Auslöser meines Empfindens, der Resonanz oder des inneren Widerstandes tatsächlich in mir? Möchte ich selbst nicht so angenommen werden wie ich bin, mit all meinen Facetten?
Ja, aber ….
Beliebig vielfältig intensivierbar
Und was ist nun hier gegen mein eigenes Wohl, wenn ich….
Nun, einfach einmal darüber nachdenken, unser Unterbewusstsein, weiß nichts von der Existenz unseres Umfeldes. Alles was ich sage, denke und handle, tue ich nach dem Verständnis des Unterbewusstseins mir selbst an. Es weiß nicht, dass du mit jemanden anderen sprichst. Es geht davon aus, dass du dir es, was auch immer, selbst antust. Alles was du also anderen „gönnst“ und zuerkennst, gönnst und zuerkennst du dir, genauso umgekehrt.
Also hören wir doch einfach auf, unser Umfeld so stricken zu wollen, wie wir uns es vorstellen. Die Welt ist randvoll von Leben. Ändern wir in uns, was wir auflösen und in Heilung bringen wollen, nehmen, achten und respektieren das Leben so wie es ist, mit all seinen Facetten. Nehmen wir uns selbst so an, wie wir sind. Fangen wir an, uns selbst frei von jeglichen Bedingungen und Erwartungen zu lieben und achten wir auf uns selbst, damit wir uns selbst Gutes tun. So dann gesellen sich jene Menschen und Lebenden um uns herum, wie wir es uns wert sind.
Zeit wird’s, wenn nicht jetzt wann dann
hg
D.