Monogamie..
Ach, was für ein schönes Thema
Also ich habe irgendwann mal in der Uni gelernt, dass man sich der romantischen Vorstellung, der Mensch sei von Natur aus monogam ausgelegt, nicht hingeben soll. Säugetiere sind das äußerst selten und wenn dann nur solche, wo alle Individuen sich optisch sehr ähneln und in der Regel sich auch Männlein und Weiblein auf den ersten Blick wenig unterscheiden. Genetische Untersuchungen bei Schwanenjungen haben inzwischen sogar den Mythos entzaubert, dass die großen Vögel sich ein Leben lang treu sind (obwohl sie sehr eifersüchtig sind, und wenn einer stirbt, der andere in der Regel auch zu Grunde geht).
Gegen die Annahme, dass die monogame Lebensweise dem Menschen von Natur aus eigen ist, spricht auch, dass viele Naturvölker nicht so leben.
Soweit zum rationalen Teil.
Und obwohl ich all das weiß, kann ich mir für mich persönlich doch keine andere Lebensweise vorstellen.
Warum? Weil ich mich so am besten fühle. Weil Sex ohne emotionale Verbundenheit mir nichts gibt und ich es viel spannender finde, in einer langen Beziehung (sowohl sexuell als auch sonst) immer neues auszuprobieren, neue Facetten zu entdecken, im gemeinsamen Liebesspiel miteinander immer besser, immer offener und immer befriedigter zu werden, als wechselnde Partner "auszuprobieren".
Irgendwo in diesem Thread (habe nicht alles gelesen, nur überflogen), hieß es, die monogame Beziehung sei der "einfache" Weg. Wer hat denn dieses Gerücht in die Welt gesetzt? Eine monogame Beziehung setzt Engagement, Kreativität, Einsatzbereitschaft und auch schon mal gutes Krisenmanagement auf beiden Seiten voraus. Die Verbindlichkeit ist nicht immer einfach und sicher nicht zu erhalten, wenn einer von beiden denkt, er verpasst woanders etwas. Solche Beziehungen sind sensibel und können aus den unterschiedlichsten Gründen daneben gehen. Wenn sie an nachlassender Sexualität scheitern, fehlt allerdings (meiner Meinung nach) aus anderen Gründen der Wille, weiter zu machen.
Aber für mich persönlich überwiegt ganz eindeutig das, was man dafür bekommt. Unglaublichen Sex, weil ich meinem Partner voll vertraue und er mir und wir uns miteinander immer mehr trauen. Weil er weiß, was mir gefällt und ich, was ihn erregt. Gespräche, die ich mit niemand anderem so führen könnte oder wollte. Ein Lächeln und die Aufforderung "Kuss, Kuss!" wenn ich nach Hause komme. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und weil ich all das habe, was ich mir in einer Partnerschaft wünsche, kommt bei mir die Frage gar nicht erst auf, ob ich so oder anders leben will.
Mag sein, dass man in einer offenen Beziehung ähnlich miteinander umgehen kann, wenn beide es so wollen. Ich für mich kann es mir nicht vorstellen, weil ich auch nicht wollen würde, dass mein Partner die Vertrautheit, die für mich zum Sex gehört, auch mit anderen hat, zumal ich sie auch nicht mit jemand anderem erleben möchte als dem Menschen, den ich liebe.
Just my 2 cents