Kartenspiel vs. Ängste
Ich lese hier sehr viele hoch interessante Meinungen. Das finde ich sehr bereichernd für mich und spiegelt irgendwo meinen eigenen Entwicklungsweg.
Ja, das ist ein sehr heikeles Thema, einem Partner oder potentiellen Partner seine Bedürfnisse mitzuteilen. Hier kann ich nur sagen, wie schon so oft treffend gepostet: Wer nicht fragt, bekommt keine Antwort. Ohne Antwort keine Möglichkeit der Erfüllung vom Partner.
Warum haben dann so viele Angst davor?
Es sind die Ängste vor Verletzungen. Abgelehnt zu werden, als so einer bist du also-abgeprangert zu werden, als nicht richtig- dagestellt zu werden usw..
Die Ursachen liegen in der Erziehung/Elternhaus/Schule/Gesellschaft.
Über Gefühle wird nicht geredet, über Bedürfnisse schon garnicht. (Das Schulfach "Gefühle" fehlt!)
Frauen hat es da schwerer getroffen als Männer, denn sie wurden und werden gerne dahin erzogen, ihre Bedürfnisse, zum Wohle der Bedürfniserfüllung anderer, hinten anzustellen. Sprich, sich ihre Bedürfnisse nicht zu erfüllen. Tja, das brennt sich ein und entsprechend sind die Verhaltensmuster im Erwachsenenalter (Das betrifft auch Männer, nur etwas anders).
Wer seine Bedürfnisse nicht erfüllt, spaltet gewisse Teile von sich ab und kann bis zur Zerrissenheit gehen. Selbstannahme ist hier sehr wichtig. Doch wer hat schon gelernt, so wie er/sie ist, richtig zu sein? Meiner Erfahrung nach, ist das eine herausfordernde Aufgabe im Leben, die sich absolut lohnt sich zu erschließen. Je vollständiger sich sie/er fühlt, je mehr Lebensqualität liegt vor. Davon bin ich fest überzeugt.
Eins noch: Wie sind die gegengeschlechtlichen Elternkindbeziehungen gelaufen?
Warum? In einer Partnerschaft werden die gegengeschlechtlichen Beziehungen gespiegelt. Mann spiegelt Frau die Verletzungen vom Vater zur Tochter. Frau spiegelt Mann die Verletzungen von Mutter zum Sohn.
Es würde jetzt den Rahmen sprengen hier noch näher auf die Hintergründe einzugehen.
Ok, was hilft mir nun, meine Bedürfnisse einfühlsam und liebevoll mitzuteilen, ohne das ich mich mies fühle? Beim einer potentiellen Partnerin in der Kennenlernphase nutze ich gerne das Kartenspiel (Ist mir irgenwann mal einfallen und gebe ich hier gerne weiter).
Ich koche und bereite ein schönes Dinner bei angenehmer Atmophäre vor. Sorge für möglichst viel Entspannung und einfühlsamen Gesprächsstoff. Wenn sich eine liebevolle Atmophäre eingestellt hat, taste ich mich vorsichtig nach sexuellen Vorlieben vor und nenne dabei das Beispiel eines gut bekannten Paares, welches sich von Anfang an über ihre Bedürfnisse ausgetausche haben und wie gut das mit den beiden läuft und wie glücklich sie sind (Jeder möchte glücklich sein!).
Wenn die Gegenseite sich interessiert zeigt und keine Abwehr kommt, dann kann ich vorschlagen, das jeder dem anderen Stück für Stück dem anderen mitteilt, was er mag oder nicht mag. Wenn es jedoch etwas schwieriger wird, dann kann ich vorschlagen, das, was jeder mag, auf einen kleinen Zettel zu schreiben und wenn beide fertig sind, es dem anderen im Austausch zu überreichen und sich gegenseitig vorzulesen.
Es kann dabei hilfreich sein, dass jeder zwei Zettel schreibt. Der erste ist dann, was nicht geht oder man überhaupt nicht mag und sich zuerst überreicht. Damit liegt dann schon mal eine gewisse Vertrauensbasis und prickelnde Offenheit vor, die durchaus neugierig mach mehr zu erfahren. Damit hat man nun die erste Basis und die zweite kann mit den Bedürfnissen folgen.
Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Es ist ein Spiel, ein liebevolles und einfühlsames Spiel ohne das der andere Angst haben muss verletzt zu werden. Denn das Spiel kann ja schon nach der ersten Karte unterbrochen werden (Wahlfreiheit!).
Jetzt zeigt es sich, ob Parallelitäten vorliegen und somit Potential für eine bereichernde Beziehung oder ob es so weit auseinander geht und eher keinen Sinn macht zusammen weiter zu gehen.
Diese Spiel mit den Karten kann auch in einer Beziehung gespielt werden, mit dem Motto, was möchte ich gerne mal ausprobieren und was nicht.
Klar, das ist irgendwie ein Hilfskrücke, aber was solls, was gibt es zu verlieren? Außer vielleicht die eigene Angst nicht richtig zu sein??
Vielleicht kann die/der eine oder andere damit etwas anfangen. Es würde mich freuen.
Beste Grüße