Augenhöhe
...nur eine Randnotiz zum dem (für mein Gefühl inzwischen bei allen möglichen und unmöglichen Diskussionen bis zum Erbrechen benutzen) Begriff der Augenhöhe.
Augenhöhe
Ich denke, dass diese Augenhöhengeschichte etwas naiv ist.
Es ist eher selten, dass beide bei einem bestimmten Thema auf derselben Höhe sind. Viel öfter ist es so, dass der eine etwas weiter, höher, tiefgründiger, entspannter oder was auch immer ist.
Zum Beispiel werde ich mit einer Frau fast nie "auf Augenhöhe" über Mode sprechen können. Weil ich, um ehrlich zu sein, keine Schimmer habe und nie viel weiter kommen kann als "hey, gefällt mir". Was wozu passt, woher es kommt usw. - keine Ahnung. Insofern kann sie dieses Thema innerhalb der Beziehung gerne leiten.
Bei anderen Themen habe ich vielleicht mehr Ahnung und übernehme die Führung.
Manches wird so bleiben - bei Mode werde ich vermutlich nie weit kommen - anderes kann sich um Laufe er Zeit oder abhängig von Situation und Kontext ändern.
Worauf ich hinaus will: Dieses Ungleichgewicht ist
a) eher der Normalzustand
b) erfreulich, weil es das Ganze in Bewegung hält.
Würde ich ständig nach "Gleichheit" suchen (wie bei den Diskussionen im Haushalt, "ich hab 3x abgewaschen, dafür musst Du 1x Fenster putzen"), kann ich die Beziehung gleich begraben.
Ich denke, Beziehungen können auch ohne gleiche Augenhöhe sehr gut funktionieren. Solange man einander respektiert (und dazu gehört auch, die wechselseitigen Ungleicheiten anzuerkennen), ist es unnötig, über Augenhöhe zu streiten.
Gehören
Das hier zu Anfang juristische Definitionen von Besitz und Eigentum hin- und hergeworfen wurden, finde ich kläglich am Thema vorbei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der Beziehung eine Rolle spielt, ob die Begriffe juristisch relevant sind.
(Wie sagte der Anwalt auf die Frage wie es ihm geht: "Schlecht - ich kann nicht klagen.")
Es geht um ein Gefühl der Zugehörigkeit, das sicher jeder anders definiert.
Auch hier wird es
innerhalb des Paares Unterschiede geben.
Selbst wenn sich beide einig sind, dass der eine dem anderen gehört, werden bei genauerem Hinsehen unterschiedliche Nuancen von den Partnern verschieden gewichtet werden.
Ja, da gibt es einen Abstand - und nein, das schadet nicht der Beziehung.
Unabhängigkeit
Abhängigkeit ist ein schwieriges Wort. Wenn mir die Handlungen und Gedanken eines anderen wichtig sind, ggf. auch mein Verhalten beeinflussen - bin ich dann abhängig?
Definitionsfrage, scheint mir, aber es ist nichts erschreckendes dabei.
Als soziale Tiere beeinflussen wir alle uns gegenseitig.
Es ist auffällig, dass es schwierig werden kann, wenn in einer D/s Beziehung die Liebe ins Spiel kommt - daraus als Dom abzuleiten, man sollte besser auf Abstand bleiben, die Distanz wahren, kann ich verstehen. Für mich ist es spannender, sich der Herausforderung zu stellen, zu sehen, was das bei mir bewirkt.
Ich habe viel Mut und Zeit gebraucht, mich der Kombination von Liebe und Gewalt wirklich zu stellen. Ich finde es eine berauschende Erfahrung und kann es nur empfehlen.
Seele & Körper
Hmm, auch hier wieder so ein gerechte, ob es denn dann Seele oder Psyche heißen soll. Hat irgendjemand Zweifel zu verstehen, was der TE sagen will?
ein Dom/Sad kann meinen Körper verletzen, aber nicht meine Seele,
a) Ich habe das nie gehört und nur selten gelesen.
b) Scheint mir in der Tat Selbstbetrug. Die Illusion sich davor schützen zu können, erinnert mich (an die sicher gerechtfertigten) Erklärungs- und Eingrenzungsversuche von Gewaltopfern. (Schöne Diskussion hierzu bei "Garp" von John Irving.)
Ich denke, dass die meisten Menschen, sicher die, die einem wichtig sind, einen verletzen können. Im BDSM, vor allem D/s spielt man ja mit der Gefahr, das ist der Reiz. So wie ich mir beim Skifahren das Bein brechen kann, kann ich mir in D/s Narben auf der Seele holen.
Aber auch hier würde ich es nicht über-dramatisieren. Wir haben alle schon Ablehnung, Frustation, Enttäuschung erlebt und sind darüber hinweg gekommen.
Faiz