Fremdgehen - kaum ein Thema ist wohl mit sovielen Ängsten behaftet.
Ich persönlich glaube daran, das alle Menschen zwei Seiten in sich vereinen: Die vom allgemeinen Wertesytem als "Gute" anerkannte und für die meisten gesellschaftsfähig Akzeptierte.
Die, in der man sich sonnen kann, sich gut fühlt, die characterfeste Seite eben.
Ebenso aber auch die "böse und dunkle" Seite in uns, von der wir meist nur eine Ahnung haben, weil wir uns nicht wirklich darauf einlassen wollen oder können.
Es ist ja auch nicht schön, vor sich selbst einzugestehen, das man nicht nur der wunderbare, aufrichtige und erkenntnisorientierte Mensch ist, der man dachte zu sein.
Der Mensch ist für mich ein wildes, ängstliches und oft auch agressives Tier, aber er verleugnet es durch sein anerworbenes Wissen, verdrängt es.Findet alle möglichen Erklärungen für sein Verhalten und erhofft sich Sicherheit dadurch, das er seine Standpunkte vertritt, indem er die nicht in sein Wertesystem passenden, ablehnt.
Wer will schon gerne Übeltäter sein, verurteilt, ausgegrenzt werden, das verlieren, was einem eben auch wichtig ist? Was im Normalfall und auch hier sehr schön zu beobachten ist.
Ich gehe fremd und seit ich zu dieser weniger angenehmen Seite in mir stehe und sie als zu mir gehörend anerkenne, bin ich mir selbst sehr nahe gekommen Ich habe erkannt, das ich nicht immer nur ein guter, ehrlicher und aufrichtiger Mensch bin, nicht mal immer sein will. Meinetwegen kann man es auch verdorbenes Subjekt nennen
Und ja, ich geniesse gerade das Gefühl der Heimlichkeit und das hat einen für mich einfachen, zutreffenden Grund.
Mein Familienleben ist streng durchorganisiert.
Das ist heutzutage oft notwendig. Was dabei allerdings mit der Zeit verloren geht ist der eigene Platz, die Ecke nur für sich allein.
Diesen Platz habe ich darin gefunden, mir einen Liebhaber zu nehmen, bei dem ich meine andere Seite rauslassen kann. Bei dem ich nicht funktionieren muss, allen Gefühlen freien Lauf lassen kann. Keine Vernunft und kein noch so gutes Gefühl von Anständigkeit spielen mehr eine Rolle. Sie sind mir in diesen Stunden schlichtweg egal und sogar, wenn ich nicht bei ihm bin, zehre ich von diesen Erlebnissen.
Es ist ein seltsames Gefühl, das "Nichtakzeptierte" herauszulassen, sich in vollem Bewusstsein dafür zu entscheiden. Vernunft, Moral und Anständigkeit hinter sich zu lassen. Nicht mehr nur das Richtige zu tun.
Ich kann bei meinem Liebhaber alles sein, was ich will. Mir gefällt das Gefühl und es gibt mir die nötige Motivation, meine andere Rolle im Leben mit dem notwendigen Elan anzugehen.
Und wenn ich dadurch ein schlechter, characterloser Egoist bin, so ist das eben so. Und wenn ich dafür lügen muss, dann nehme ich auch das immer wieder in Kauf.
Sollte es irgendwann einmal herauskommen, werde ich mich auch damit auseinandersetzen. Bis dahin geniesse ich dieses "doppelte" Leben. Würde aber niemals erwarten, das alle anderen das verstehen oder gutheissen müssen. Auch nicht mein Partner, wenn er es erfahren sollte.
Das wäre schlichtweg zuviel verlangt, denn wir stecken alle in unseren eigenen Denkmustern fest.
Habt einen schönen, erkenntnisreichen Tag.
Die Meerjungfrau