Meine Güte, hier geht es ja inzwischen heiß her.
Da wird man moralisch auf eine Ebene mit Menschen, die andere zum Zwecke ihrer Befriedigung (idR vor Allem das Ausüben vollständiger Macht über eine wehrlose Person) gestellt.
Also wäre das mein Antrieb gewesen, fremdzugehen, hätte ich mich wohl ziemlich fix selbst eingewiesen.
Und, ganz ehrlich, es kommt natürlich immer auf die Dauer, Intensität, etc., der Beziehung an, aber jemand, der sein gesamtes Leben dadurch zerstört sieht, dass das Partner_in fremdgegangen ist, sollte vielleicht auch mal überdenken, ob eine derartige Abhängigkeit vom Partner_in in Sachen Lebensfreude gesund ist.
Natürlich, wohl niemand fühlt sich super, wenn sie/er herausfindet, betrogen worden zu sein.
Habe ich ja auch schon durch.
Aber ich würde nicht mein gesamtes Beziehungsleben davon beeinflusst sehen, dass ich (konkret: 2) Partner hatte, die aus diversen Gründen nicht nur zu mir sexuelle Kontakte pflegten - was ich mitunter durch viel Recherche herausfand.
Damit gebe ich diesen Menschen mehr Macht über mein Leben, als ihnen zusteht.
Und ich versuche es nochmal:
Nicht jede_r Fremdgänger_in ist völlig ohne Skrupel und der Ansicht, nichts falsches zu tun.
Aber besseres Wissen hält eine_n leider nicht immer von falschen Entscheidungen ab.
Ich gratuliere denen, die über sich sagen können, aufrichtig sagen können, das könnte ihnen NIE passieren.
Dachte ich auch mal. Bis ich mich dann doch darauf eingelassen habe. Von da an ging es überraschend einfach...
Chuck Palahniuk drückte es, in einem anderen Kontext, in
Fight Club ziemlich passend aus, was mir, und sicher auch vielen Anderen, im Moment der Selbsterkenntnis, dass man nicht die perfekte Person ist, die man sein wollte, durch den Kopf geht:
And I used to be such a nice guy...
Ok, der namenlose Protagonist ist irgendwo stolz, ziemlich stolz sogar, auf seine neuentdeckten Seiten. Meiner Erfahrung nach ist man das als Fremdgänger_in, die/der selbst eigentlich eine Treuebeziehung als moralisches Ideal sieht/sah, nicht. Es ist spannend, neues zu erleben, aber man verbringt auch viel Zeit damit, sich vor sich selbst zu schämen.
Gut, wenn man in diesem Moment Freund_innen an der Seite hat, die nicht mit der moralischen Keule ausholen, sondern mit Rat und Tat beiseite stehen - in meinem Fall ging es den beiden, die mir am Meisten halfen, recht kurze Zeit später ganz ähnlich. Ich bin ihnen bis heute dankbar, dass sie mir zuhörten und mich unterstützten, statt mich zu verurteilen, das hatte ich selbst schon ganz gut raus... Und genug andere Leute.