Ich glaube, es bringt da wenig, sich über bestimmte Ist-Zustände zu beklagen, welche da zum Beispiel wären:
• nur Frauen können nun mal Kinder kriegen
• nur Jungs müssen zum Bund / Zivi (das übrigens nicht mehr lange)
blabla...
Ich denke, es geht vielmehr um die Gedanken dahinter:
Allein diese Aussage im Artikel "nur weil Hausfrau sein wieder schick ist..."
Der ironische Unterton dahinter ist nur schwer zu überhören (bzw. zu überlesen) und noch schwerer zu ertragen.
Was ist denn mit denjenigen, die gerne Hausfrau und Mutter sein MÖCHTEN? (ich ziehe mich da jetzt mal flugs raus, ich finde Hausarbeiten nämlich ganz schrecklich, aber das ist meine persönliche Meinung)
Aber eine meiner Freundinnen gab, schon lange vor dem Abi, als Berufswunsch immer an: "Hausfrau und Mutter." Aus Überzeugung und nicht, weil ihr das irgendjemand ein bzw. ihr ein Studium und Arbeit ausgeredet hätte.
Heute ist sie graduierte Akademikerin - und kreuzunglücklich darüber, immer noch kinderlos zu sein.
Und nu?
Nur ein Ausreißer in der Statistik?
Ich glaube kaum.
Dennoch habe ich schon mehrfach beobachtet, wie sie sich aufgrund dieser Einstellung, ständig verteidigen musste und teilweise echt krassen Anfeindungen ausgesetzt war. So frei nach dem Motto: "Wie jetzt? Du bist doch ein cleveres Mädchen, und da willst du als Gebärmaschine versauern?"
Das sind die Punkte, in denen die Emanzipation meines Erachtens völlig über das Ziel hinausgeschossen ist - und an anderen Ecken hakt es immer noch gewaltig.
Dennoch sehen sich einige Frauen (mich eingeschlossen) einer erheblichen Verunsicherung gegenüber, unser Auftreten und unser Weltbild betreffend.
Kleines Beispiel: Ich hab letztens gekocht (weil ich Lust dazu hatte) ein neues Rezept ausprobiert. Mein Freund hat sich dreimal Nachschlag genommen und ist quasi durch den Raum geschwebt: "Hach, Schatz, das ist ja sowas von lecker!" - und ich hab mich drüber gefreut, dass es ihm so gut schmeckt.
Bis ich mich selbst bei dem Gedanken erwischte: "Alter, Mädel! Was für´n Rückfall in die 50er. Ja, schämst du dich denn gar nicht?!"
Ja, was denn nun?!
Letzten Endes sind wir doch alle in erster Linie PERSONEN und nur in zweiter Instanz "Mann" oder "Frau".
Nur weil ich eine Frau bin, muss ich noch lange nicht gut kochen können - aber ich DARF gerne gut kochen, wenn es mir Spaß macht.
Nur, weil ich eine emanzipierte Frau bin, muss ich noch lange nicht an Autos rumschrauben können - weil ich mich einfach nicht dafür
interessierte.
Nur, weil ich eine Frau bin, MUSS ich mich noch lange nicht schick machen - aber ich darf auch gerne Spaß daran haben.
Nur, weil ich eine Frau bin, darf ich mich aber dennoch mit Hobbys beschäftigen, denen tendenziell eher Männer nachgehen, ohne dabei unweiblich zu sein.
Nur, weil ich eine Frau bin, kann ich auch gerne analytisch-rational denken und nicht zu emotionmal, ohne dabei ein gefühlskaltes Miststück zu sein.
Nur, weil ich eine Frau bin, muss ich keine Kinder kriegen - aber ich darf trotzdem gern welche wollen (oder auch nicht!)
Nur weil eine Frau bin, MUSS ich nicht in Erziehungsurlaub gehen - das darf auch gerne der Paps tun.
Langer Rede, kurzer Sinn: Vielleicht sollte man sich erst mal überlegen, was man als PERSON will, und sich einfach keinen Stress darum machen, ob das "kompatibel" mit der Geschlechterrolle ist oder nicht.
Damit - und NUR damit - wird nämlich in erster Linie das Fundament gelegt, sowohl für dämliche Klischees als auch für mögliche, gesellschaftlich bedingte Ungerechtigkeiten!