Tricky
@****mut:
Ich halte deinen Gedanken gar nicht für banal. In gewisser Weise sogar für den Kern der Sache: Wenn du deiner Partnerin einen Kurschatten
gönnst, inwiefern geht sie dir dann
fremd? So wie du es beschreibst ist es, selbst wenn ihr es nicht explizit verabredet habt, aus deiner und aus ihrer Sicht in Ordnung. Über die Komplexität des Begriffes "Fremdgehens" könnten wir sicher schnell den nächsten Thread füllen, ich würde das geschilderte nicht als Fremdgehen oder Betrug bezeichnen. (Womit in den ersten Teil deines Arguments gewissermaßen "aberkenne", ohne böse Absicht)
Der zweite Teil ist wirklich tricky: Wenn die Partnerin sich fremdverliebte und die Beziehung aufkündigen würde, würde sie dich damit betrügen. Weil sie deine/eure Beziehunggrundlage bräche, und damit dein Vertrauen missbraucht hätte.
Ich glaub' das nennt man auch Paradoxon: Ich kann schlecht argumentieren, dass es besser wäre, sie würde dich verlassen als sie würde dich betrügen, wenn sie dich
durch das Verlassen betrügen würde.
Mit dem Vertrauen verhält es sich so ähnlich: Da du es als Beziehungsgrundlage benennst und an die Beziehungstreue koppelst, kann ich auch nicht behaupten, wenn sie dich
nicht betrogen hätte, hättest du noch die Gewissheit, dass dein Vertrauen
nicht missbraucht wurde...
Fast etwas unfair, oder?
Aus deiner Sicht sind Kontinuität, Stabilität und Verlässlichkeit, also die Säulen der Dauerhaftigkeit, die Grundlage für die Beziehung. Du vertraust darauf, dass dir in diesen Punkten die Treue gehalten wird! Wenn du an diesen Grundlagen betrogen würdest, wäre das ein Betrug vergleichbar mit Fremdgehen. (Ich mag dabei das Bild von "sich dem Partner entfremden")
Nehmen wir mal an: durch einen unbemerkbaren und unaufhaltsamen Prozess ändert sich ihr Wesen so, dass sie dir keine Kontinuität und gemeinsame Zukunft mehr geben kann.
Was wäre nun schlimmer für dich: Wenn sie dir aufrecht sagt, dass eure Beziehung zu Ende ist, oder wenn du irgendwann herausfinden würdest, dass sie lange nur noch eine Beziehung spielte obwohl sie wusste, dass sie nicht mit dir zusammenbleiben wird. Leider wurdest du in beiden Fällen nach eigenem Bild betrogen, (ein anderes Beispiel fand ich nicht) in letzterem blieb dir aber nicht einmal ihre Ehrlichkeit oder ihr Respekt.
Vielleicht hilft es etwas, wenn man das alles wieder mehr auf das Ursprungsthema zurückbezieht: Der "Worst Case", den ich am Anfang benannt habe, ist doch der Vertrauensbruch selbst, oder nicht?
Wenn ich liebe, so muss ich mich drauf verlassen können, blind, geliebt zu werden. Das ist eine Art von Vertrauen, die nicht in Frage gestellt werden sollte, noch Misstrauen verträgt. Wenn ich den Worten "Ich Liebe Dich" nicht trauen kann, fehlt in meiner Weltanschaung der Grundstein für alles.
Ich muss blind darauf vertrauen können, (und ich tue dies auch) dass meine Freundin es gut mit mir meint, mich nicht hintergeht, verletzt oder benutzt. - Das ist der grenzenlose Teil
Ob ich ihr dann vertraue mich als Sozius auf dem Motorrad heile irgendwohin zu bringen oder in meinen Wagen beim rückwärts Einparken keine Schramme zu machen hängt definitiv von begrenzteren Dingen ab..
nächtlichen Gruß,
Scallawag