Im Ideologienstreit
mitzumachen finde ich heute besonders unsexy.
Zum einen werde ich ganz hektisch, wenn Männer wild über weibliche Motivationen diskutieren, weil alles Spekulation ist. Ganz schlimm empfinde ich, wenn mir dann noch erklärt wird, wo, wie und ob ich mich selbst verwirkliche. Das darf nur eine - nämlich ich.
Selbstverwirklichung ist ein gefährlicher Begriff, weil er als Entlehnung aus einem anderen Kontext heute ein Milton-Begriff ist, der von jedem anders gefüllt wird. Er ist schon von daher nur in homöopathischen Dosen zu verwenden. Inhaltlich ist er immer noch dichter am Töpferkurs als am Management-Studium.
Das Ziel des Feminismus war mal gleiche Rechte für alle, das schließt übrigens Männer ein. Da sich der männliche Mensch selten Einschränkungen gegenüber sieht, nimmt er Feminismus als gegen sich gerichtet wahr. Das ist nur scheinbar so, wenn ich das mal anmerken darf.
Wer sich mal mit den Gender-Studies von Prof.Dr Allmendinger befasst, die jahrzehntelang zum Thema Gleichberechtigung forscht, der kommt jenseits aller Polemik schnell dahinter, dass es die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind, dies den Frauen im Weg stehen. Als Vater kannst du problemlos der Karriere alles unterordnen, als Mutter nur bedingt. So einfach ist das nämlich. Frauen wissen das und entscheiden sich bewusst oder unbewusst für den Weg, den sie für sich selber für gangbar halten. Es ist nicht jede zur Kämpferin geboren.
Im übrigen finde ich es schon verdächtig, dass wir immer noch den Kampf kämpfen Mütter gegen Erwerbstätige Beide Gruppen machen sich gegenseitig die gleichen Vorwürfe seit mehr als dreißig Jahren. Dabei heißt Selbstverwirklichung nichts anderes als das tun, was gefällt. Gilt auch für Männer, die keine Lust auf einen Dauerkampf im Job haben. Es ist zulässig, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, man muss dann das Ergebnis akzeptieren, mehr nicht.
Schulpolitisch ist es so, dass die Jungs von den Mädchen längst abgehängt wurden - besonders bemerkenswert sind die zunehmend sehr gut ausgebildeten jungen Frauen mit Migrationshintergund, die begriffen haben, dass eine gute Bildung/Ausbildung die einzige Chance ist, die sie haben. Da hinken die Jungs mächtig hinterher.
Was mich an dieser Diskussion hier besonders stört, ist die unverhohlene Aggressivität von vielen Seiten, die für sich in Anspruch nehmen, die Wahrheit zu kennen. Es gibt viele Wahrheiten und nur eine Wirklichkeit.