So ganz kriege ich das Thema nicht auf die Reihe
Gespräche über unseren Sex gab es so gut wie nie (und wenn, dann auch nicht sonderlich offen und ausführlich). Seit einigen Jahren habe ich bereits das latente Gefühl, dass mir irgendetwas fehlt und vor gut 2 Jahren habe ich meiner Frau dann eröffnet, dass ich Sehnsucht nach fremder Haut habe und mir unser Sexleben nicht ausreicht.
Dann habt ihr euch entschieden, ein Kind zu bekommen?
Du schreibst, ihr habt eine 1jährige Tochter. D.h. die zwei Jahre fallen fast komplett mit Schwangerschaft und "Jungelternschaft" zusammen.
Das erscheint mir schon als relativ ungünstiger Zeitpunkt, das Bedürfnis nach fremder Haut in der Ehe zu artikulieren, v.a. wenn du schreibst
und je mehr dieses Verlangen zunimmt, um so unattraktiver wird meine Frau für mich
Ich glaube nicht, dass diese Situation deine Frau ermuntert, neue Beziehungskonstellationen auszuprobieren.
Du schreibst
In puncto neue Dinge ausprobieren, unsere Sexualität neu zu beleben und an uns zu arbeiten kommt sie mir schon entgegen.
Dies führt allerdings nur dazu, dass ich mich für Tage zurückziehe, in Gesprächen kurz angebunden bin, deprimiert werde und wenn dann das Thema zur Sprache kommt artet es meistens in einem heftigen Streit aus.
Ihrer sieht so aus, dass wir gemeinsam an unserer Sexualität arbeiten, egal wie lange es dauert. Damit komme ich aber im Moment einfach nicht klar, bzw. das geht mir zu langsam, als dass ich mich damit gut fühlen könnte. Und das betrifft ja auch nicht mein eigentliches Problem. Meiner geht in Richtung offene Beziehung, alleine schon, um zu erfahren, ob es wirklich das Verlangen nach einer anderen Frau ist. Das kommt für sie aber nicht in Frage bzw. wäre für sie der Beziehungskiller Nummer eins. Andere Möglichkeiten sehe ich im Moment einfach nicht.
Eine Paartherapie kann m.E. nur helfen, wenn sie ergebnisoffen geführt wird und jeder bereit ist, AN SICH zu arbeiten. Wenn du in der Therapie das Ziel hast, dass deine Frau erkennen soll, dass eine offene Beziehung das richtige für euch wäre, kann sie nicht erfolgreich sein.
Deine Frau ist bereit, an sich zu arbeiten.
Du auch?
Was erhoffst du dir von dem Ausleben deines Verlangens nach fremder Haut? Dass du Sex mit anderen toll findest, aufregend, leidenschaftlich, neu? Und deine Frau dann noch "langweiliger" für dich wird? Und was soll deine Frau dabei empfinden? Dass sie dir nicht genügt? Dass sie mit dem Kind zu Hause sitzt und vielleicht mit ihrer neuen Mutterrolle noch gar nicht klarkommt? Aus ihrer Sicht kann ein Ausleben deiner Wünsche doch nur eine Gefahr für die Beziehung sein.
Ich halte eine offene Beziehung nur möglich aus einer stabilen Basis heraus. Wenn die Intention eine Bereicherung ist und nicht die Kompensation von Problemen in der Paarbeziehung.
Also nur wenn deine Frau sich wohl fühlt in der (auch sexuellen) Beziehung mir dir, und ihre Bedürfnisse da gedeckt sind, kann überhaupt die Idee, dass du deine Sexualität auch mit anderen auslebst, positive Resonanz wecken.
Wenn du nicht bereit bist zu warten und MIT deiner Frau den Weg zu gehen , wird halt nur Fremdgehen oder Trennung übrigbleiben.
(von 0 auf 100, d.h. von nicht mal Gespräche über Sex führen bis zum Vorschlag des Swingerclubbesuchs scheint mir doch eher ein Marathon zu sein).