Soziale Kompetenz
Etwas weiter oben ist etwas sehr interessantes bemerkt worden: "Jungfräulichkeit" geht oftmals - ja wohl regelmässig - mit soziale Inkompetenz einher. Dabei gibt es wohl unterschiedliche Ausprägungen und Intensitäten.Ich gehöre selbst zu den Spätzündern, die mit 24 Jahren "angefangen" haben - verursacht durch eine in der Jugend aufgetretene depressive Erkrankung.
Wohl nicht jede sexuelle Enthaltsamkeit muß zur sozialen Inkompetenz führen - eine unfreiwillige Jungfräulichkeit indessen scheint eng mit ihr verbunden zu sein. Ist diese soziale Inkompetenz die Ursache oder die Folge davon ? Wohl beides, nehme ich an. Die Erfahrung des sexuellen Miteinanders - ob mit dem eigenen oder dem anderen Geschlecht - hat doch wohl einen ganz wesentlichen Einfluß auf das soziale Miteinander im übrigen. Ich entsinne mich sehr wohl, vor meiner "Entjungferung" insbesondere Frauen gegenüber auch im "normalen Leben" verlegen und gehemmt gewesen zu sein, und ich glaube, daß diese Hemmungen auch von meinem Umfeld registriert worden sind - ihrerseits zu Zurückhaltungen geführt haben. Und die Auswirkungen dieses Teufelskreises von Hemmung und Zurückhaltung gegenüber dem Gehemmten reichen weit über den ursprünglichen sexuellen Bereich hinaus - erstrecken sich auf das gesammte soziale Miteinander.
Hieraus können wir messerscharf schließen, daß sexuelle Aktivität soziale Kompetenzen vermittelt, trainiert und ausbildet, deren Bedeutung über das spezifisch Sexuelle hinausreicht: Selbstdarstellung - im positiven Wortsinne, Einschätzung der eigenen Wirkung auf andere, Beurteilung des Verhaltens von anderen, die Techniken des "aufeinander zugehens" und dergleichen mehr - man kann sie sich wohl auch auf anderen Wegen aneignen. Aber das fällt den allermeisten doch wohl sehr schwer.