Ein Problem mit Bart
Dass Billiglebensmittel aus der Massenproduktion unter skandalösen Bedingungen hergestellt werden und das Wort Qualität nicht einmal ausgesprochen werden sollte bei diesen Erzeugnissen, ist ein Problem, das mir persönlich seit mehr als zwanzig Jahren bewusst ist. - Und auch die anderen Verbraucher in meinem Alter kenne sicher die Schlagzeilen aus den 80iger Jahren, in denen über die Bedingungen der Massentierhaltung berichtet wurde.
Eier aus dem Hühner-KZ, lebende Aale, die mit Salpeter betreut werden, damit sie - sich vor Schmerzen windend - im großen Bottich gegenseitig entschleimen. Dies im Einzelverfahren, beim bereits getöteten Tier zu tun, bedeutet ja, Personalkosten und damit höhere Produktionskosten zu erzeugen.
Schweine in den Mastbetrieben, die künstlich im Dunkeln gehalten werden, damit sie sich ausschließlich mit Fressen und Wachsen beschäftigen - denen die Schwänze und Ohren abgeschnitten werden, damit sie sie sich nicht aus Langeweile gegenseitig anfressen; die zum Transport in den Schlachthof mit Valium sediert werden müssen, damit sie unterwegs nicht am Herzinfarkt sterben (Autofahrer wurden ausdrücklich vor dem Genuss von Nackenkoteletts gewarnt).
Puten, die mit großgezüchteter Brust nicht mehr aufrecht stehen können (wenn sie in der Massenbodenhaltung nicht sowieso durch den Putennachbarn daran gehindert würden, einfach umzufallen), weil wir so scharf auf geräucherte Putenbrust sind - und natürlich nur nach dem billigsten Produkt greifen.
Säuglinge mit Brüsten, weil ihre Mütter sie mit den Kalbfleischmenues aus den Billiggläschen vom Schlecker gefüttert haben.
Auf der anderen Seite:
Tonnen von Lebensmitteln, die auf die Müllhalde gekippt werden, weil die Ernte zu gut war und Dumpingpreise vermieden werden wollen.
Vom Verbraucher weggeschmissene Lebensmittel - auch hier sind es keine Einzelfäle - weil sie viel zu viel von dem Billigzeug eingekauft haben - kann doch schnell ersetzt werden.
Übergewichtige Kinder (nein, nicht die Kinder reicher Leute, sondern mehrheitlich aus den Gruppen der Geringverdiener und Sozialhilfeempfänger).
Der Verbraucher wird nicht den Zuschlag bezahlen, den die Lohnkosten für eine tiergerechte und qualitativ hochwertige Lebensmittelproduktion nun einmal ausmachen.
Wir wollen alles - wir wollen mehr - und das am besten so billig wie möglich. JuJ haben schon recht - wir Verbraucher sind diejenigen, die solche Missstände erzeugen - wir Verbraucher haben auch die Macht, es abzustellen.
Und nun kommt mir nicht mit den Armen, Arbeitslosen oder mit den Sozialhilfeempfängern. - Nicht falsch verstehen - die Reichtümer dieses Landes sind nicht gerecht verteilt - das ist auch meine Meinung.
Aber auch unter den Ärmsten der Armen kenne ich Leute, die selbstreflektiert genug sind, ihr eigenes Konsumverhalten zu ändern - und nicht verhungern - im Gegenteil.
Ach ja - Döner. Vor ca. 2 Jahren hat es im "Brennpunkt" eine Dokumentation dazu gegeben.
Stellt Euch vor: Döner wird industriell hergestellt
- und ist ein Massenprodukt.
Nun - es wurden Stichproben aus drei bundesdeutschen Dönerfabriken und aus 15 Dönerrestaurants gezogen. Fazit:
1. Kein guter Moslem kann ruhigen Gewissens Döner essen (Lammdöner enthielten bis zu 35 % Schweineabfälle)
2. Zwischen die Fleischlagen werden Fleischabfälle eingearbeitet
3. 8 von 20 Stichproben waren lebensmittelhygienisch bedenklich (d.h. vergammelt)
Guten Appetit
Angelika