Erotik ist ein Spiel - die Katze schleicht um den heißen Brei herum, und der Kater tut es auch. Sinn und Zweck dieses Spieles ist unter anderem, daß die beiden einander beobachten können, und Rückschlüße darauf ziehen können, wie der andere sich verhält, wenns dann "Ernst" wird. Solange man noch spielt - solange kann man aus dem Spiel noch aussteigen, tschüss sagen, wenn einem etwas auffällt, aufstößt am Verhalten des anderen. Das können dumme Sprüche sein, oder kleine Gesten, die sich manchmal erst anderntags in der Erinnerung zu einem Mosaik zusammenfügen, und "Vorsicht!" oder gar "STOP!!!" signalisieren. Manche sind dann risikofreudig, manche eher vorsichtig: "Grad noch mal rechtzeitig die Notbremse gezogen!"
Das Knutschen (und vielleich n bissl fummeln dabei?) vor der Wohnungs-, Auto- oder Kneippentür - das ist ein Teil von diesem Spiel. Der dafür gewählte Ort ist doch bezeichnend genug: der "Exit" aus der Situation fällt leicht, ist manchmal sogar technisch vorgegeben - am Bahnsteig oder an der Haltestelle. Wenn der Zug, die Bahn, der Buß kommt, ist Schicht. Es sei denn, man sagt "Scheiss drauf!" und steigt mit ein - wenn man sich dazu eingeladen fühlt und mutig genug ist. Manchen Frauen imponiert solch harmlose Tollkühnheit - manche schreckt sie ab. An der Haustür kann man fragen, ob man noch n Kaffee bekommt - is ja kalt draussen zur Zeit ! Auch dann, wenn man keinen Kaffee bekommt, kann die Initiative gut ankommen, erst recht dann, wenn man die Ablehnung mit genau der richtigen Mischung aus Witz und "gentlemanlike" zu nehmen versteht. Genauso kann es "aufstoßen", wenn diese Initiative unterbleibt: "Da knutsch ich 10 Minuten mit dem im eiskalten Treppenhaus - und was macht der Schlappschwanz ? Guckt mich an mit diesem treudoofem Hundeblick, und sagt, dasser Frühschicht hat !"
Kann alles sein - muß nicht.