Auch wenn der Thread ein bissl älter ist...
...und der TE inzwischen abgemeldet, frage ich mich immer, warum die Menschen so ticken, wie sie ticken...
Da wird von "Sexualität aufdrängen" gesprochen, und darüber, dass das eigene Ausleben der Sexualität "den Kindern ein Negatives Bild vom eigenen Lebnswandel vermittelt" oder "das seine Einstellungen zu Liebe und Sex durcheinanderbringt"...
Was heißt das denn eigentlich im Klartext? Doch nur, dass man selber seine eigene Sexualität als derart abnormal ansieht, dass sie das arme Kind ja zu genau so einem Perversen machen muss, wie man es selber ist! (krass formuliert, aber ich weigere mich, den Ironiebutton zu benutzen!)
Ich weiß selber, dass ich in Sachen Sex ein selbst für unsere liberale Kultur unerhörter Libertin bin, und ich erwarte jetzt schon die Kritik, dass ich als Nicht-Elter ja keine Meinung zur Kindererziehung haben darf (klar maße ich mir die an, vielleicht hab ich ja doch irgendwann mal welche, und da hab ich mir lieber vorher was überlegt
sogar wenn das Resultat ein anderes ist als das der Mehrheit
)... Trotzdem: Meine Meinung zum Thema "Dürfen Kinder den Sex der Eltern mitbekommen" ist:
Selbstverständlich, sie sollen sogar! Sex, und zwar in all seinen Spiel- und Abarten, ist ein vollkommen natürlicher Bestandteil des Lebens! Mir ist es nicht peinlich zu essen, es ist mir nicht peinlich, was ich esse, es ist mir nicht peinlich, mit anderen Leuten gemeinsam zu essen, es ist mir nicht peinlich, wann ich esse, es ist mir nicht peinlich, wenn ich dabei Geräusche des Genusses von mir gebe, und wenn ich mal keinen Hunger habe, ist mir auch das nicht peinlich! Zwei völlig gleichgelagerte menschliche Bedürfnisse, Imperative des Lebens, naturgewollt, und beide können extrem lustvoll sein. Aber das eine ist Pfui?!?
Klar dürften meine Kinder das hören... für mich ist es etwas Schönes und dazugehörendes, wenn Sex auch laut ist... muss halt nicht nachts um 2 sein so dass ich alle wecke... meinethalben dürften die Kinder das auch sehen (
und zur Frage von maik1977: ob Du Deine Kinder zusehen lässt, liegt in Deinem Verantwortungsbereich als Eltern: laut Grundgesetz darfst Du das, alle anderslautenden Bestimmungen betreffen Fremde bzw. die Öffentlichkeit...)! Führt halt dazu, dass man Fragen beantworten muss, die die meisten wohl für "unbequem" halten... aber ich hab da keine Probleme mit, und ich kann auch SM (Cowboy- und Indianer? und die Abgrenzung zwischen Schlagen im Spiel und Schlagen im Ernst ist ja wohl nicht sooo schwer zu erklären... wem das zu herausfordernd ist, sollte sich die Kinderhaltung noch mal überlegen...), Dom/Sub-Spiele ("Simon Says..."), wechselnde Geschlechtspartner (Spielst Du jeden Tag immer mit den Gleichen?), Gruppensex (...), Pornos ("Sesamstraße für Erwachsene"
) und Dirty Talk (das verstehen Kinder sehr schnell als das lustige Spiel, das es ist...) kindgerecht erklären... und auch, warum ich drauf stehe, andere Leute aber vielleicht nicht... und ebenso, das es selber ein "anderer Leut" ist, der schon rausfinden wird, was es mag... Wieder Essen: ich steh auf Chili in der Bolognese und Majoran im Hack, warum soll ichs nicht reintun, nur weil irgendwer meint, das "könnte das Geschmacksempfinden des Kindes stören"? Ich steh auch ned auf gekochten Kohlrabi, nur weil meine Mama das gern isst...
Und zum Thema "Aufdrängen" oder "Belästigen": Laut schreien beim Spielen, reinrennen, rausrennen, Tür auf, Tür zu, trotziges Aufmerksamkeitsbetteln wenn man was anderes zu tun hat, ist das nicht auch Aufdrängen und Belästigung??? Ja, ist es, und in ner Familie muss man halt auch damit umkönnen, schon mal ein bißchen belästigt zu werden, find ich... Gehört zum Kinder haben dazu, und zum Eltern haben halt auch
(zigtausende Kinder leben mit der "Belästigung" betrunkener und/oder ständig streitender Eltern oder täglicher Prügel oder wasweißichnicht alles, und niemand würde da was gegen tun außer "ja, is schon traurig sowas" zu sagen... bei was so schönem und Lustvollem wie gutem Sex ist das aber sofort böse und schlimm, wenn die Kinder davon "belästigt" werden? Wie pervers sind wir eigentlich?!?)
Aufm Küchentisch beim Abendbrot ist damit nicht unbedingt gemeint (nur weil so ein Kommentar schon erwartet wird
), schließlich kriegen Kinder auch schon mal gesagt, "Schluss jetzt, verdammich, spiel in Deinem Zimmer weiter, Papa muss arbeiten!": Man muss ja nicht zu viel "belästigen"...
Hier im Thread gabs ja auch schon die angesprochenen Indianer im Tipi, und woanders sprach einer über ein Naturvolk, wo die Kinder selbstverständlich mit beim elterlichen Sex dabei sind, denn "woher sollen sie das denn sonst lernen?" Peinlichkeiten gegenüber dem elterlichen Sex sind anerzogen, nicht naturgegeben: wär es euch nicht peinlich, wärs dem Kind nicht peinlich; es wäre normal, vielleicht ein bißchen faszinierend am Anfang, und niemand würde darüber mehr Aufhebens machen... "och, Mama und Papa ficken wieder... spiel ich halt noch was bevor ich denen meine Hausaufgaben zeige..."
Ist halt dann wieder eine Aufgabe, den Kindern die Gesellschaft zu erklären, und warum es für zu Hause andere Regeln gibt als für bei Tante Katrin oder gar im Restaurant, und man selber braucht auch ein etwas dickeres Fell, wenn die Kinder, wie Kinder nun mal sind, in der Schule mit ihrem Informationsvorsprung angegeben haben wie ein Sack Mücken... aber Freiheit, Verantwortung und Offenheit auf der einen Seite und Bequemlichkeit auf der anderen sind eh Sachen, die sich gegenseitig ausschließen...
Und ja, übrigens, einiges davon durfte ich bisher auch in Familien ausgelebt erleben... mit der Konsequenz wundervoller, offener, ehrlicher und selbstbewußter Kinder und teils inzwischen junger Erwachsener, mit denen ich z.T. komplett unabhängige Freundschaften habe (übrigens alles keine durchgeknallten, hypersexualisierten Blagen... die grenzen sich schon ganz von selbst von ihren Eltern ab
)
Alles just my 2 cents und YMMV...
LG
Micha