Nein, Liebe trägt nicht alles. Auch wenn wir uns das oft verzweifelt wünschen. Jeder Mensch hat seine Belastungs- und seine Akzeptanzgrenzen.
Ich betone ja schon in meinem vorherigen Posting, dass ich Euren Altersunterschied für das vorrangige Problem halte. Und das Mehr an Verantwortung, das Deine Partnerin durch das Kind nun einmal trägt.
Du bist Mitte 20 und Du bist ganz offensichtlich noch auf der Suche. Du bist dabei, Deine sexuelle Identität zu erforschen und zu erweitern. Offene Beziehung, Polyamorie... das sind alles keine leichten Aufgaben, die Du Dir da a) selbst stellst und die Du b) Deiner Beziehung stellst.
Ich selbst lebe in einer offen geführten Beziehung und ich würde mich als tendenziell polyamurös bezeichnen. Vor dem Hintergrund, dass ich im Rahmen der offenen Beziehung nicht einfach nur oberflächliche/einmalige sexuelle Ausflüge suche sondern dass ich zu Menschen, die ich so nah an mich heranlasse, eine tiefere Form von Bindung spüren muss. Bloße Fickerei interessiert mich nicht.
Und glaub mir, obwohl ich und mein Partner beide älter sind als Du und auf eine größere Beziehungserfahrung in verschiedenen Varianten zurückblicken können, stellt uns diese Form der Beziehungsführung quasi täglich vor neue Herausforderungen.
Die Bindung zwischen zwei Menschen muss stabil und tief sein und die Überzeugung, DIESE Art der Beziehung zu wollen, muss bei beiden Partnern gleich ausgeprägt sein, sonst hat so etwas leider wenig Zukunft.
Wie bei jeder Form des sexuellen Experimentierens ist es immer eine schlechte Voraussetzung, wenn ein Partner vom anderen erst "überzeugt" werden muss.
Ich würde es bedauerlich finden, wenn dieser Thread sich zu einem der vielen hier im Forum entwickelt, wo von zumeist Unbeteiligten auf offen Lebende und Polys eingehauen wird und pauschale Beziehungsunfähigkeit und Egoismus unterstellt werden.
Die meisten Menschen, die diese Formen der Beziehungsführung erwägen, machen sich im Gegenteil sehr sehr viele Gedanken über sich selbst und über ihre Partnerschaft. Mit "Freischein zum Fremdficken" hat das einfach mal gar nichts zu tun.
Wenn ich trotzdem skeptisch im Bezug auf
@**de boy und seine Partnerin bleibe, dann aufgrund der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen, aufgrund des Altersunterschiedes und der verschiedenen Lebensphasen.
Zum Thema "an sich selbst denken" noch ein Wort: ich finde daran erst einmal nichts Schlechtes, wenn jemand sagt, er würde an sich denken und seine Bedürfnisse im Blick haben. Wer nicht an sich selbst denkt und für sich nicht weiß, was er möchte und was er sich wünscht, der wird das auch keinem Partner ordentlich vermitteln können. Es ist nicht per se falsch, sich über sich selbst im Klaren zu sein. Im Gegenteil ist es notwendig, wenn man denn irgendwann einmal eine Beziehung finden möchte, in der wirklich Menschen zueinander kommen, die zueinander passen. Man muss immer erst einmal über sich selbst Bescheid wissen, bevor man sich auf jemand anderen fair und ehrlich einlassen kann.
Was NICHT ok ist, ist, über seine eigenen Bedürfnisse die Gefühle des Partners zu vernachlässigen oder gar zu ignorieren. Eine Partnerschaft einzugehen, sei sie nun monogam oder offen oder poly oder wasauchimmer, ist IMMER mit Kompromissen verbunden. Wer ständig schulterzuckend über die Gefühle des Partners hinwegsteigt und unbeeindruckt weiter sein Ding durchzieht, der sollte vielleicht besser überlegen, allein zu bleiben.
Ich habe aber, im Gegensatz zu einigen anderen hier, nicht den Eindruck, dass
@**de boy zu diesen Egomanen gehört...