Ein schöner Artikel, leider teilweise auf Sand gebaut.
Es steht völlig außer Frage, dass beide Geschlechter fremdgehen. Auch die Definition vom fremdgehen selbst ist so mannig faltig, dass es mühselig wäre, dies zu filetieren. Für den einen ist der rein körperliche Akt bereits das fremdgehen und beim anderen genügt schon die Neuorientierung des Herzens.
Im Grunde unterliegt der erfüllte "Tatbestand" dem Kleingedruckten des jeweiligen Miteinanders.
Die Ausleuchtung jedoch, warum jemand fremd geht, also gegen Beziehungsvertragsklauseln verstößt, ist ein ganz anderes Terrain.
Wenn schon das Verhalten globaler angefasst wird, so würde ich eher dazu neigen, zu behaupten Menschen gehen fremd weil sie es können, weniger weil sie Lust hätten. Sie tun es wirklich nur, weil sie es können. Hierbei sind oftmals gewisse Feinheiten gar nicht so im Bewusstsein, wie die Grenzüberschreitung und Co. ( Stolz, Ego, Affekt)
Es ist demnach immer ein Grund, gleich ob in Form eines Triggers oder nicht, zwecknotwendig. Hierbei ist ein Ungleichgewicht in der großen Ordnung dieses Miteinanders bereits der ursprüngliche Grund. Vertragsbruch ohne Grund ist nicht existent.
Dem Verschweigen oder beichten stimme ich zu, dies ist eine individuelle Entscheidung, da kann ich Lucys Haltung "schweigen wäre lügen" nicht teile. Nicht weil schweigen doof ist, sondern weil schweigen nicht lügen ist. Eine Lüge hat immer einen Vorsatz, selbst wenn wir ihn mitunter gerne schön reden (Notlügen).
Reflektierende Menschen fühlen den Vertragsbruch, alles andere wäre nicht mit vollem Bewusstsein lebend. Wozu also etwas beichten, was sowieso erfühlt wird.
Ich denke, dass fremdgehen nichts anderes ist wie das Auto gegen einen Randstein setzen. Wir alle haben seit unserer Geburt ein paar deftige Böcke geschossen und wenn wir zurück blicken, dürfen wir schamvoll uns eingestehen, dass wir sehr, sehr, sagen wir doch einfach verflucht oft, viele, viele Chancen erhalten haben. Warum sind wir selbst nur so rigoros, so unnachgiebig, so hart, so schwer verzeihend. Warum sehen wir bei uns selbst nicht zu allererst hin und suchen unseren Eigenanteil.
Wer mit einem chronischen "Vertragsbrüchler" liiert ist, darf nicht jammern, sondern sollte eher sinnieren: warum habe ich mir das angetan und was kann ich für meine Entwicklung daraus lernen ohne weiterhin mich selbst und mein Leben zu sehr zu kastrieren.
Wenn ein treuer Gefährte oder Gefährtin vertragsbrüchig wird, so tut es weh, weil die Basis, das Vertrauen, beschädigt wurde. Reüssierend über das eigene Leben dürfen wir aber gerne Chancen einräumen und aus dem tiefen Herzen verzeihen lernen.
Alles hat eine Ursache und eine Lernfunktion, auch das Fremdgehen.
hg
D.