Es gab aber doch schon Untersuchungen zur Telepathie ;). Jede Menge, auch und gerade wissenschaftlicher Natur. Die führten dazu, dass das Thema im Lauf der Zeit mit jeder Untersuchung ein Stück weit mehr in den Bereich des Humbug rückte. Denn es fanden sich kein Beweise dafür, nur dagegen.
Ich kenne auch das Gefühl, so auf den anderen eingestimmt zu sein, dass man all seine Gefühle wie die eigenen wahrnimmt. Gerade, wenn man sich sexuell sehr nahe ist, geht das. Und auch ein reiner Orgasmus durch Gedanken an jemanden ist tatsächlich möglich, wenn man eine gute Libido, Beckenbodenmuskel, geistige Erregung und die Veranlagung dazu hat. Diese Dinge lassen sich tatsächlcih auch wissenschaftlich nicht negieren.
Wenn aber Dinge, die darüber hinausgingen, möglich wären... Dann wäre so was inzwischen belegt. Es ist doch nicht so, dass Wissenschaftler per se alles für umöglich erklären wollen, was nicht schon bekannt ist. Im Gegenteil, Wissenschaftler wollen einen Durchbruch machen, bekannt werden, neue Sachen heraus finden!
Aber sie sind halt verpflichtet, jede Theorie erst mal zu untersuchen und nach Beweisen oder Gegenbeweisen zu suchen. Bei der Telepathie wurde das bereits gemacht, mehrfach. Es fanden sich keine Beweise dafür.
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Als Beispiel sei hier ein amerikanisches Experiment aus den 60ern genannt: Testpersonen sollten herausfinden, was auf verdeckt hochgehaltenen Kärtchen abgebildet ist oder welche Zahl zwischen 1 und 20 ein Mensch gerade denkt. Einige wenige schafften das auch, aber ihre Fähigkeiten ließen im Laufe der Zeit nach.
So weit die Beobachtung.
Jetzt muss man schauen, was diese Beobachtung belegt.
Möglichkeit 1: Diese Leute haben tatsächlich telepathische Fähigkeiten gehabt, verloren sie aber aufgrund der negativen Aura der Forschungsstation, weil sie sich verkrampften.
Möglichkeit 2: Rein statistisch gesehen müssen einige Probanden richtig liegen, auch wenn die Ergebnisse völlig zufällig entstehen. Der Prozentsatz der "richtig ratenden" lag durchaus im Bereich des statistischen Zufalles. Je länger die Menschen aber untersucht wurden, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, immer noch zufällig richtig zu liegen. (3 Richtige im Lotto sind wahrscheinliche als 12 richtige).
Mir erscheint Möglichkeit 2 wahrscheinlicher. Den Forschern auch, denn die Untersuchungen wurden irgendwann eingestellt, als sich nichts neues ergab und immer mehr Testpersonen ihre "Fähigkeiten" verloren und ihre Ergebnisse im Bereich des reinen Zufalles lagen.
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Wie gesagt, die emotionale Aufeinandereingespieltheit zweier Menschen, das gefühlte "Verschmelzen zweier Seelen" beim Sex... Das lässt sich alles ohne Telepathie erklären ;).
Ich selbst wäre auch froh, wenn es Telepathie wirklich gäbe. Aber ich habe lange danach gesucht, recherchiert etc., und ich habe nichts gefunden, was außerhalb der Science Fiction halbwegs seriös erschien. Stattdessen habe ich ein Krankheitsbild gefunden, bei dem Menschen in belastenden Phasen ihres Lebens das Gefühl bekommen, dass sich die Grenzen ihrer Identität auflösen, dass andere Menschen ihre Gefühle spüren können und sie die Gefühle von anderen. Dieses Krankheitsbild kann mit paranoiden Tendenzen einhergehen.
Es erscheint mir inzwischen ehrlich gesagt als die wahrscheinlichere Erklärung.
Und für das an Magie grenzende Wahrnehmen der Gefühle anderer Menschen reicht als Erklärung die Existenz von Spiegelneuronen und sehr hoher emotionaler Sensibilität und Empathie.
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Es ist schade, finde ich. Die Welt ist für mich dadurch um ein Wunder ärmer geworden.