Berührungen sind ein elementares Grundbedürfnis ebenso wie Nahrung, Wasser, Luft und einhergehend mit der Berührung auch die Liebe.
Das Bedürfnis danach kann in unterschiedlicher Ausprägung vorhanden sein, je nach Erziehung des Menschen. Fakt ist aber, dass mangelnde Berührung im Babyalter/Kleinkindalter zur Hospitalisierung und somit auch zu schweren psychischen Störungen und Bindungsunfähigkeit führt.
Man hatte während und nach des Krieges viele Möglichkeiten die Auswirkungen von sogenannter Hospitalisierung zur Untersuchung. Wie viele Kinder und Babys wurden Waisen und in in völlig überfüllte Heime gesteckt, in denen das Personal völlig überfordert war oder auch (vor allem in kirchlichen Institutionen) die Meinung herrschte, dass zuviel Nähe und Zärtlichkeit erstens "schmutzig" ist und zweitens nur verweichlicht. Viele Kinder kamen auch wegen Erkrankungen wie Typhus und Tuberkulose in Heime/Kliniken, wo sie meist monatelang völlig vereinsamt vor sich hin siechten.
Ein trauriges Beispiel war mein (sie) Vater, dieser musste im Alter von 1/2 Jahr wegen Tuberkulose 1,5 Jahre in einer Klinik im Harz verharren. In dieser Zeit konnte seine Mutter ihn wegen der Kriegswirren gerade einmal besuchen, ansonsten wurde er von Nonnen versorgt, welche - wie man heute weiss - es auch schon bei einem Baby als schmutzig empfanden, wenn es sich an den Penis fasste (es ist unglaublich, aber leider wahr...). Zuneigung, Umarmungen oder gar Streicheleinheiten null und er hat auch als Erwachsener nachts im Schlaf immernoch den Kopf hin und her geworfen. Ausserdem war er absolut unfähig mir als seine Tochter irgendeine Form von Zärtlichkeit zu zeigen. Woher denn auch, er hat es ja nie gelernt.
Denn als er mit 2 Jahren wieder bei seiner Mutter war, war sie auch "zerbrochen" vergewaltigt von zig russischen Soldaten und unfähig sich entsprechend um ihren Sohn zu kümmern.
Solche Schicksale gab es viele und sind das beste Beispiel dafür, was Berührungen bedeuten.
Von einer Verwandten, welche Altenpflegerin von Beruf ist, weiss ich, dass auch bei alten Menschen ganz extrem wichtig ist, diese ab und an in den Arm zu nehmen, alleine damit sie ihre körperlichen Grenzen wieder finden. Es gibt Untersuchungen darüber, warum manche Menschen, vor allem Alte, sich häufig anstossen, quasi kein Gefühl mehr dafür haben wo ihr Körper anfängt und aufhört. Und man kam dahinter, dass tatsächlich das Gefühl für die "Dimension" des Körpers verloren gehen kann, wenn man jahrelang keinen körperlichen Kontakt mit anderen Menschen mehr hatte.
Insofern - Berührungen, Streicheleinheiten JA! Ein MUSS für den Menschen, auch wenn manch einer meint, er braucht es nicht...