@Kirschrot
Den Bogen spanne ich mit Freude.
Die Fragen der TE lauteten:
"... ob Berührung nicht ein menschliches Grundbedürfnis ist.
Hat nicht jeder Mensch, vom Säugling bis ins Alter, das Bedürfnis, achtsam und angemessen berührt zu werden ...?"
Wie kann es sein, dass stundenlanges Streicheln nicht genug sein will (auch ohne Verkehr)?
Liegt es am tollen Körper der Partnerin?
Oder an ihrem offensichtlichen Genuss meines langen Streichelns?
Liegt es an meiner Sehnsucht nach (fremder) Haut?
Ist Sex nur eine besondere Form der Berührung, nach der wir uns alle sehnen, nach spüren und gespürt werden?
Dient Sex nur dem eigenen Spüren, so wie z.B. eine Extremsportart einem helfen kann, sich selbst zu spüren?
Und ist das alles nicht nur eine Sehnsucht nach Spüren, nach Berühren und Berührtwerden?
Vielleicht weil wir als Kinder nicht genug (situativ angemessen) berührt wurden?
Seid ihr schon genug berührt worden?
Oder tummelt ihr euch hier eben wegen diesem Grundbedürfnis?
und der Bogen zur Antwort:
Berührungen sind ein Ausdruck von Vertrautheit, Menschen geben einander menschliche wärme nicht nur geistig in vertrauten Gesprächen mit Bekundungen der Zuneigung, sondern auch körperlich mit Berührungen wie dem von der TE erwähnten Streicheln. In einer Gesellschaft in der alles "rund läuft" es allen gut geht ist dieses Bedürfnis ganz natürlich ausgeprägt und mit aller natürlichen Fluktuation der Beziehungen wird dieses Bedürfnis auch gestillt.
Gesellschaften in denen ARMUT besteht sind polarisierter, was nicht nur Auswirkungen auf die wirtschaftliche Versorgung der Menschen mit Gütern und Dienstleistungen hat, sondern auch auf deren emotionelle Erfahrungen.
Wirtschaftliche Not (ARMUT) polarisiert, denn sie trennt die Schichten einer Gesellschaft stärker auf, macht manche Menschen agressiver und bei anderen wird das Bedürfniss nach Zärtlichkeit und körperlicher Zuwendung durch Berührungen, nach menschlicher Wärme stärker. Gleichzeitig wird bei vielen Menschen die Möglichkeit dies zu geben durch die Eingespanntheit in den schwerer gewordenen Gelderwerb erschwert. Viele haben dann neben dem Hauptberuf noch Nebenjobs, sind abends angespannt oder erschöpft - oder falls sie keine Arbeit haben des Lebens überdrüssig oder abgestumpft.
Ich denke der Bogen ist ganz DEUTLICH.
Nun zum anderen Aspekt meines Beitrages auch der Bogen sei gemacht:
Die weichgespülte politisch-korrekte Kommunikation mit viel belanglosem Smalltalk teuscht über die tatsächlichen Verhältnisse in einer Gesellschaft hinweg. Nicht nur im Bezug auf Armut sondern auch auf Dinge wie körperliche Nähe und Emotion.
Es wird eben zwar sehr viel über SEX gesprochen - nur in Situationen in denen das opportun ist - aber nicht mehr so viel und so offen über menschliche Bindungen und Gefühle untereinander.