Es ist schwierig.
Man kann nicht sagen, die Persönlichkeit des Partners bleibt die selbe, egal ob nun eine physische oder psychische Behinderung. Auch physische Behinderungen können sich auf die Psyche und somit auf die Persönlichkeit und Art des Partners auswirken - er ist dann möglicherweise eben doch nicht mehr der selbe.
Psychische Behinderungen wirken ganz offensichtlich auf die Persönlichkeit und Art des Partners ein. Die Frage ist, wie stark diese Beeinträchtigung ist, wie krass die Veränderung.
Ich weiß für mich, dass ich es mir nicht verzeihen könnte, einfach so das Handtuch zu schmeißen. Ich weiß aber auch, dass ich auf Dauer nicht glücklich bin, wenn ich mich nicht derart mit meinem Partner austauschen und unterhalten kann, wie ich es jetzt kann. Ich liebe ihn so, wie er jetzt ist - seine Art, sein Lächeln, all das. Wenn das nicht mehr ist, ist er nicht mehr der, den ich liebe - die Frage ist, ob ich ihn SO dann auch noch liebe und ob ich SO auch noch glücklich sein kann.
Ich denke, dass ich es versuchen werde und nicht sofort wegwerfen. Ich weiß aber auch, dass ich mit einer geistigen Behinderung, die so stark ist, dass er eben nicht mehr er selbst ist, nicht leben könnte. Und ich weiß auch, dass ich nicht damit leben könnte, wenn er sich selbst und damit mich ständig fertigmachen würde. Ich möchte nicht mit jemandem zusammen bleiben, weil ich das, was er einmal war, geliebt habe, aber jetzt keine solchen Gefühle mehr für ihn besitze oder sie nicht finde. Es ist vielleicht egoistisch, zu sagen, dass man selbst glücklich sein will, dass man selbst sein Leben haben will - aber wie ist es denn für den Partner, bei dem man nur aus Pflichtgefühl und nicht aus Liebe bleibt? In meinen Augen ist es nicht fair, nur aus Pflichtgefühl zu bleiben.. etwas vorzuspielen. Nein.. man sollte sich nicht selbst kaputt machen, um sich dann nicht von anderen anhören zu müssen, wie herzlos man sei.
Ich denke, dass ich bleiben würde, wenn er er selbst bliebe - wenn seine Persönlichkeit nur bedingt darunter leiden würde. Denn verändern würde er sich durch einen Unfall auf jeden Fall, die Frage ist, ob er der Person, die ich liebe, noch so ähnlich ist, dass ich damit leben kann. Dass ich ihn immer noch liebe. Und die Frage ist, ob er selbst mit seiner Behinderung soweit leben kann, dass er mich an seiner Seite akzeptieren kann oder ob er mich von sich stößt, weil er selbst nicht damit zurecht kommt.
Ich gehe davon aus, dass ich es versuchen würde. Sehen, wie es sich entwickelt. Aber ich weiß ganz genau, dass ich von einer Beziehung mehr brauche als einfach nur jemanden, zu dem ich laut Papier oder was auch immer gehöre. Und ich weiß, dass ich mehr brauche, als ein bisschen Wärme und Nähe.
Ich würde gern sagen, ich bliebe, was auch immer geschieht. Ich weiß aber, dass das nicht so einfach ist. Und ich weiß auch, dass ich mich nicht opfern und selbst verlieren werde, weil ich gelernt habe, dass das nicht sinnvoll ist. Und ich weiß, dass mein Partner das auch nicht wollen würde..
Sagen wir so.. ich liebe meinen Partner und ich würde ihn nicht verlassen, weil er nicht mehr laufen kann. Ich kann aber nicht sagen, wie er damit umgehen wird und wie sich das auf unsere Beziehung auswirkt. Wie das mit psychischen Behinderungen aussieht, kann ich absolut nicht sagen - ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann - solche Dinge abschätzen ist aber schwierig. Ich würde in jedem Fall aber bleiben, bis ich selbst merken würde, dass es mich auffrisst, dass ich nicht damit zurechtkomme. Oder bis ich die Hoffnung verlieren würde, also auch den letzten Rest.
Wie sich das aber dann genau entwickelt, kann weder ich noch jemand anders sagen. Das wird man dann sehen..