Vor 230 Jahren, zu Lebzeiten Goethes und Schillers, haben zumindest manche Menschen anders gelebt, gefühlt. Vielleicht hatten sie mehr Respekt vor der Liebe? Und mehr Respekt vor dem Tod? Hat man damals kranke und alte Menschen in Heime abgeschoben, hat man damals leichtfertig eine Beziehung beendet, oder hatte das Wort Schicksal in den Ehen, den Familien noch eine andere, tiefere Bedeutung?
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Ich muss mich gerade ehrlich fragen, ob du wirklich weißt, wie das da ablief und ob du das wirklich als richtig empfindest. Die bürgerliche Gesellschaft war bei weitem nicht so toll, wie man vielleicht meinen will, wenn man sich lediglich ansieht, wie lange die Menschen dort verheiratet waren. Friede, Freude und viel Liebe war das oft aber nicht, mal davon abgesehen, dass die Liebesheirat mehr Ideal war (ist zu dem Zeitpunkt ja gerade mal aufgekommen), als dass sie wirklich vorhanden war. Und nebeneinander herleben und eigentlich nichts miteinander zu tun haben, finde ich noch schwachsinniger, als sich zu trennen - wie das heute nunmal möglich ist. Die Ehen damals waren nicht zu größeren Anteilen glücklich oder gut, man hat sich nur eben einfach nicht getrennt. Und das waren die einzigen Beziehungen, die damals zählten - auch wenn das idealistisch war zu dem Zeitpunkt und es durchaus Kontakte zwischen Männern und Frauen gegeben hat. Aber die waren auch von anderem Charakter als heute. Vergleichbar ist das in meinen Augen nicht.
Wie das mit älteren Menschen ist, weiß ich nicht, weil ich in der Thematik nicht so drin bin - aber dennoch ist das ein Wandel in der Moral, der hier vollzogen wurde und weswegen sich das Verhalten geändert hat, die Gründe also für das Verhalten. Das Ganze von Außen zu betrachten und zu sagen "Damals war das ja alles viel besser und da glaubten die Menschen noch an Liebe" ist aber ziemlich einseitig und auch nicht richtig. 1. War Liebe zweitrangig (kam ja gerade erst auf) und auch nur als Ideal zu verstehen - es ging dennoch um materielle Dinge, wenn es um die Hochzeit ging, 10 Jahre Altersunterschied sind so der Durchschnitt gewesen. Und man kann selbst wenn aus "Liebe" geheiratet wurde, davon ausgehen, dass sie eher eine Zuneigung war als Liebe wie wir sie heute verstehen. 2. Kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Ehen glücklich waren, wo Frauen ihre Bedürfnisse nicht zeigen durften (sie hatten immerhin keine zu haben) und Männer ihre Bedürfnisse außerhalb des Hauses auslebten und überhaupt wenig zu Hause waren auf Grund der strikten Trennung von Hausarbeit (minderwertig) und Erwerbsarbeit (die nur für Männer zugänglich war).
Genauso kannst du nicht sagen, dass die Menschen heute einfach nicht mehr an "Die Liebe" glauben, die ewig hält und so. Es gibt durchaus noch Menschen, aber wir sind heute auch alle soweit, dass wir wissen, dass wir uns nicht in Ketten legen, wenn wir uns auf jemanden einlassen, sondern dass wir frei bleiben und uns selbst nicht aufgeben müssen, wie das damals durchaus der Fall gewesen ist. Und das heißt nicht, dass man sich wegen irgendwelchen bescheuerten Kleinigkeiten trennt, sondern nur, dass die Möglichkeit besteht, glücklich zu sein, was in manchen Beziehungen eben nicht möglich ist. Es gibt Leute, die damit zurecht kommen würden, und eben Menschen, die dies nicht tun. Aber das ist in Ordnung. Gerade wenn man sich kennt und das von seinem Partner weiß (wie auch immer er ist), ist das vollkommen in Ordnung. Und heute sind wir so offen genug, dass man darüber sprechen kann und zu sich selbst stehen, wie auch immer dieses Selbst sein mag. Das ging damals nunmal nicht (jedenfalls nicht für die Frau, die sich nur über die Leistungen ihres Mannes definieren durfte).
Und nur, weil man selbst mit der Situation nach einem Unfall nicht zurechtkommt oder der Partner sich zu stark verändert, heißt das ja nicht, dass man ihn nicht mehr liebt. Bedenke auch, dass viele dann auch einfach aus Selbstschutz gehen und nicht weil es ihnen einfach zu langweilig oder zu blöd wird. Entschuldige, aber sich selbst aufopfern und daran kaputt gehen ist nun auch nicht gerade die richtige Sache - mache ertragen sowas ohne daran zu zerbrechen und andere eben nicht. Das heißt nicht, dass sie nicht aufrichtig und ernsthaft lieben oder dass sie nicht daran glauben, dass es die ewige Liebe gibt. Liebe allein ist eben einfach nicht ausreichend - auch wenn es Die Liebe ist.