Ich weiß ja nicht...
Die ausgeprägte Nabelschau, das Pflegen von Befindlichkeiten etc. sind vielen Menschen eh schon gegeben. Das muss man nicht noch künstlich verstärken und fördern.
Mann soll heute kommunikativ und einfühlsam sein, soll aber die starke Schulter bieten zum Aufrichten und den starken Arm für den Hausbau. Der darf aber nicht behaart sein und die Fingernägel sollen nach dem Holzmachen gepflegt und nicht etwa eingerissen sein. Auch der gern gewünschte Muskelaufbau soll keine rauhen Hände zur Folge haben...
Der Mann soll bitte einfühlsam, aber nicht empfindlich sein, soll einstecken können, aber nicht austeilen. Und so weiter und so fort.
Aber das geht so nun mal nicht. Wer den rauhen Naturburschen sucht, bekommt eben nicht immer auch ein sentimental-romantisches Empfindsamkeitsbündel. Sicher sollen Männer artikulieren, wenn sie wo der Schuh drückt. Aber sich jetzt auf die intensive Suche nach Druckstellen zu begeben, damit Mann als moderner Mann durchgeht, ist das das Gelbe vom Ei?
Statt die Befindlichkeiten der Männer zu befördern, fände ich den Ansatz gar nicht so verkehrt, die Frauen zu mehr Dickfelligkeit zu erziehen. Manchmal ist - für Männer wie insbesondere auch Frauen - ja nicht die Kommunikation von Problemen der Punkt, sondern das Problem selber. Das Mann oder Frau eigentlich nicht zwingend als Problem wahrnehmen müsste.
In weniger vom Überflüss geprägten Gesellschaften, in denen auch die Frauen durch harte Arbeit zum täglichen Leben beitragen müssen, gibt es deutlich weniger Depression, Burnout und weiß der Kuckuck was noch für Zeichen für oftmals zu wenig echten Sorgen, habe ich den Eindruck.
Ist es denn wirklich so, dass sich die Mehrheit der Männer danach verzehrt, Säuglinge zu päppeln, sich mit anderen über Ausdruckstanz und Oper auszutauschen oder Liebesromane zu verschlingen? Ist das wirklich so schlimm, lieber zur Arbeit zu gehen, statt zu Hause brüllende Kleinkinder zu beruhigen? Müssen die Herrschaften deshalb durch gesetzlich vorgeschriebene Elternzeiten zum "Glück" gezwungen werden?
Seh ich nicht so. Mit welcher Art von Lebenshaltung ein Mann eine Beziehung führt, das sollte auch in eben dieser Partnerschaft geklärt und nicht von der Gesellschaft vorgeschrieben werden. Wenn Frau lieber bügelt, als die Gartenmauer zu verputzen, dann ist doch nichts dagegen zu sagen, dass Mann sich eben die Aufgaben mit seiner Partnerin entsprechend aufteilt. Statt sich und der Welt krampfhaft seine weiblichen Persönlichkeitsanteile beweisen zu müssen.